Brückenhaus

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[[Bild: Brückenhaus B.jpg|thumb|220px|right|'''Das Brückenhaus''' (rot gekenntzeichnet, W.G). Stadtplan (Ausschnitt), Stand: 1943. -- Brier/Dettmar: ''Kassel, Veränderungen'' I, 1986, S. 17.]]
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[[Bild:Fulda-Ufer Vogt 2.jpg|thumb|287px|right|'''Das Brückenhaus.''' -- Brier/Dettmar: ''Kassel, Veränderungen'' I, 1986, S. 85.]]
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[[Bild: Brückenhaus B.jpg|thumb|275px|right|'''Das Brückenhaus''' (rot). Stadtplan (Ausschnitt), Stand: 1943. -- Brier/Dettmar: ''Kassel, Veränderungen'' I, 1986, S. 17.]]
[[Bild:Fulda-Ufer Vogt 1.jpg|thumb|450px|right|'''Das Brückenhaus, 1930er Jahre.''' -- Brier/Werner: ''Kassel, Veränderungen'' I, 1986, S. 78.]]
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Das '''Brückenhaus''' an der Fulda, Kassel-Unterneustadt, Bettenhäuser Straße 1.
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Das '''Brückenhaus''' an der Fulda, Kassel-Unterneustadt, Bettenhäuser Straße 1.
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==Das Brückenhaus==
 
==Das Brückenhaus==
Beim Abriß der älteren Fuldabrücke (erbaut 1509/12) im Jahre 1794 blieben die Reste der Brückenpfeiler als Eisbrecher stehen<ref>Siehe Gemälde von [[Alte Fuldabrücke|Thea Fenner]] ((1886 - 1969).</ref> sowie ein Brückenhäuschen<ref>Weitere drei Häuser, die auf der Brücke errichtet waren, verschwanden natürlich mit dem Abriß der [[Alte Fuldabrücke|Brücke]].</ref>, das auf dem flußabwärts gerichteten Uferpfeiler an der Unterneustädter Seite stand. „Zugleich mit ihrer Entscheidung, die Eisbrecher zu beseitigen, faßten 1926 die Kasseler Stadtväter aber noch einen anderen wichtigen Beschluß: die Stadt kaufte das Brückenkopfhäuschen der mittelalterlichen Fuldabrücke in der Bettenhäuser Straße an.<ref>Adreßbuch 1939: Bettenhäuser Straße 1, Eigentümer Stadt Kassel.</ref> […] Das dem Verfall entgegengehende Haus, einziger Randbau der auf den alten Pfeilern einst ruhenden Brücke, wurde wiederhergestellt und ging erst in den Bomben des zweiten Weltkriegs unter.“<ref>Hermsdorff 1971.</ref>
 
  
==Nachbarhaus Vogt==
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Die ältere Fuldabrücke, zwischen 1509 und 1512 erbaut, trug drei über den Flußpfeilern errichtete Häuser. Diese verschwanden mit dem Abriß der Brücke im Jahre 1794. Ein viertes Haus, auf dem flußabwärts gerichteten Uferpfeiler an der Unterneustädter Seite errichtet, blieb hingegen stehen, im übrigen auch die Reste der Flußpfeiler, die bis ins 20. Jahrhundert als Eisbrecher dienten. „Zugleich mit ihrer Entscheidung, die Eisbrecher zu beseitigen, faßten 1926 die Kasseler Stadtväter aber noch einen anderen wichtigen Beschluß: die Stadt kaufte das Brückenkopfhäuschen der mittelalterlichen Fuldabrücke in der Bettenhäuser Straße an.<ref>Adreßbuch 1939: Bettenhäuser Straße 1, Eigentümer Stadt Kassel.</ref> […] Das dem Verfall entgegengehende Haus, einziger Randbau der auf den alten Pfeilern einst ruhenden Brücke, wurde wiederhergestellt und ging erst in den Bomben des zweiten Weltkriegs unter.“<ref>Hermsdorff 1971.</ref>
Das mehrere Stockwerk hohe Fachwerkhaus Bettenhäuser Straße 3, das mit dem Brückenhäuschen verbunden erscheint und mit ihm fluchtgleich gewissermaßen in der Straße steht (s. Kartenausschnitt), gehörte um den Ersten Weltkrieg Klempnermeister Carl Vogt, später – in den 30er und 40er Jahren – dessen Sohn Heinrich und Stiefsohn Eduard Anselm (Firma „Anselm + Vogt – Sanitär-Anlagen“<ref>Siehe Hausbeschriftung, Farbfoto.</ref>). Das Haus wurde in der Bombennacht im Oktober 1943 zerstört. Nach der Familienüberlieferung Vogt befanden sich im Unterteil des Hauses Gewölbe, bauliche Reste „einer Kirche, die hier einmal gestanden haben soll.“<ref>Mitgeteilt von Horst Vogt, einem Sohn Heinrich Vogts, Apr. 2012.</ref> Das Wohnhaus wurde offenbar auf dem Fundament der früheren Nikolauskirche bzw. -kapelle errichtet, die im Gegensatz zur Unterneustädter Pfarrkirche, die für die Seelsorge der Neustädter Gemeinde zuständig war, den Kaufleuten und Reisenden diente, deren Weg über die Brücke führte (Fernhandelsroute). Die Einnahmen der Kirche dienten dem Brückenbau (die Brücke wurde verschiedentlich ersetzt) bzw. der Instandhaltung der Brücke.<ref>Nach Mitteilung von Karl-Hermann Wegner, April 2012.</ref>
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[[Bild:Fennel Brückenhaus.jpg|thumb|570px|left|'''Häuser am Unterneustädter Fuldaufer, mit Brückenhaus.''' Zeichnung von [[Friedrich Fennel]] (1872 - 1926). -- [[Paul Heidelbach|P. Heidelbach]]: ''Kassel'' (1957), S. 205.]]
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[[Bild: Metzarchiv AC Rechtes Fuldaufer.jpg|thumb|275px|right|'''Rechtes Fuldaufer, mit Brückenhaus.''' Federzeichnung von [[Ernst Metz]] 1921. -- E. Metz, ''Alt-Cassel'' (1922), hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.]]
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==Nachbarhaus Vogt – Nachfolgebau der Nicolauskapelle==
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[[Bild:Fulda-Ufer Vogt 1.jpg|thumb|450px|right|'''Brückenhaus, 1930er Jahre.''' -- Brier/Dettmar, ''Kassel, Veränderungen'' I (1986), S. 78.]]
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[[Bild: Dilich Ritterspiele Nicolauskapelle.jpg|thumb|450px|right|'''(Unter-)Neustadt'''. Bildausschnitt aus Wilhelm Dilich, ''Ritterspiele'' (1598), S. 15/16. Am Neustädter Brückenende die '''Nicolauskapelle''' (turmlos, drei hohe Fenster traufseitig).<ref>Identifizierung auf Dilichs Bild nach Wisotzki / Wegner 1991, S. 13.</ref>]]
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Das mehrere Stockwerk hohe Fachwerkhaus Bettenhäuser Straße 3, das mit dem Brückenhäuschen verbunden erscheint und mit ihm fluchtgleich gewissermaßen in der Straße steht (s. Kartenausschnitt), gehörte um den Ersten Weltkrieg Klempnermeister Carl Vogt, später – in den 30er und 40er Jahren – dessen Sohn Heinrich und Stiefsohn Eduard Anselm (Firma „Anselm + Vogt – Sanitär-Anlagen“<ref>Siehe Hausbeschriftung, Farbfoto.</ref>). Das Haus wurde in der Bombennacht im Oktober 1943 zerstört. Nach der Familienüberlieferung Vogt befanden sich im Unterteil des Hauses Gewölbe, bauliche Reste „einer Kirche, die hier einmal gestanden haben soll.“<ref>Mitgeteilt von Horst Vogt, einem Sohn Heinrich Vogts, Apr. 2012.</ref>
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Das Wohnhaus wurde offenbar auf dem Fundament der früheren Nicolauskapelle errichtet, die im Gegensatz zur Unterneustädter Pfarrkirche St. Maria Magdalena, die für die Seelsorge der Neustädter Gemeinde zuständig war, den Kaufleuten und Reisenden diente, deren Weg über die Brücke führte (Fernhandelsroute). Die Einnahmen der Kapelle dienten dem Brückenbau (die Brücke wurde wohl mehrfach ersetzt) bzw. der Instandhaltung der Brücke.<ref>Nach Mitteilung von Karl-Hermann Wegner, April 2012.</ref>
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
* [[Wolfgang Hermsdorff|Hermsdorff, Wolfgang]]: ''Reste einer alten Brücke''. Eisbrecher in der Fulda vor 45 Jahren beseitigt – Haus vor Verfall bewahrt. Ein Blick zurück Nr. 443. In: Hess. Allgemeine v. 8. 5. 1971.
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* [[Wolfgang Hermsdorff|Hermsdorff, Wolfgang]]: ''Reste einer alten Brücke''. Eisbrecher in der Fulda vor 45 Jahren beseitigt – Haus vor Verfall bewahrt. ''Ein Blick zurück'' Nr. 443. In: Hess. Allgemeine v. 8. 5. 1971.
* Wegner, Karl-Hermann: ''Bilder aus dem alten Kassel – Gemälde und Graphiken 1870 – 1940''. Quellen und Perspektiven zur Entwicklung Kassels, Bd. 4. Hrsg. Verein Freunde des Stadtmuseums Kassel e.V. Kassel 1995. – Kommentierung des Gemäldes von Thea Fenner S. 64.
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* Wisotzki, Peter u. Karl-Hermann Wegner: ''Auf der Suche nach der verlorenen Stadt''. Chancen für die Stadtarchäologie in Kassel. Hrsg. Verein Freunde des Stadtmuseums Kassel e.V. Kassel 1991.
  
 
==Querverweise==
 
==Querverweise==
 
* [[Alte Fuldabrücke]]
 
* [[Alte Fuldabrücke]]
 
* [[Fulda-Ufer]]
 
* [[Fulda-Ufer]]
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* [[Unterneustädter Kirchen|Unterneustädter Pfarrkirche St. Maria Magdalena]]
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* [[Häuser, Straßen, Plätze]]
  
==Einzelnachweise und Anmerkungen==
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==Anmerkungen==
 
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<metadesc>Das Brückenhaus in Kassel, am Unterneustädter Ufer der Fulda, zerstört im 2. Weltkrieg.</metadesc>

Aktuelle Version vom 14. September 2013, 08:36 Uhr


Das Brückenhaus (rot). Stadtplan (Ausschnitt), Stand: 1943. -- Brier/Dettmar: Kassel, Veränderungen I, 1986, S. 17.

Das Brückenhaus an der Fulda, Kassel-Unterneustadt, Bettenhäuser Straße 1.

Inhaltsverzeichnis

Das Brückenhaus

Die ältere Fuldabrücke, zwischen 1509 und 1512 erbaut, trug drei über den Flußpfeilern errichtete Häuser. Diese verschwanden mit dem Abriß der Brücke im Jahre 1794. Ein viertes Haus, auf dem flußabwärts gerichteten Uferpfeiler an der Unterneustädter Seite errichtet, blieb hingegen stehen, im übrigen auch die Reste der Flußpfeiler, die bis ins 20. Jahrhundert als Eisbrecher dienten. „Zugleich mit ihrer Entscheidung, die Eisbrecher zu beseitigen, faßten 1926 die Kasseler Stadtväter aber noch einen anderen wichtigen Beschluß: die Stadt kaufte das Brückenkopfhäuschen der mittelalterlichen Fuldabrücke in der Bettenhäuser Straße an.[1] […] Das dem Verfall entgegengehende Haus, einziger Randbau der auf den alten Pfeilern einst ruhenden Brücke, wurde wiederhergestellt und ging erst in den Bomben des zweiten Weltkriegs unter.“[2]

Häuser am Unterneustädter Fuldaufer, mit Brückenhaus. Zeichnung von Friedrich Fennel (1872 - 1926). -- P. Heidelbach: Kassel (1957), S. 205.
Rechtes Fuldaufer, mit Brückenhaus. Federzeichnung von Ernst Metz 1921. -- E. Metz, Alt-Cassel (1922), hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.



























Nachbarhaus Vogt – Nachfolgebau der Nicolauskapelle

Brückenhaus, 1930er Jahre. -- Brier/Dettmar, Kassel, Veränderungen I (1986), S. 78.
(Unter-)Neustadt. Bildausschnitt aus Wilhelm Dilich, Ritterspiele (1598), S. 15/16. Am Neustädter Brückenende die Nicolauskapelle (turmlos, drei hohe Fenster traufseitig).[3]

Das mehrere Stockwerk hohe Fachwerkhaus Bettenhäuser Straße 3, das mit dem Brückenhäuschen verbunden erscheint und mit ihm fluchtgleich gewissermaßen in der Straße steht (s. Kartenausschnitt), gehörte um den Ersten Weltkrieg Klempnermeister Carl Vogt, später – in den 30er und 40er Jahren – dessen Sohn Heinrich und Stiefsohn Eduard Anselm (Firma „Anselm + Vogt – Sanitär-Anlagen“[4]). Das Haus wurde in der Bombennacht im Oktober 1943 zerstört. Nach der Familienüberlieferung Vogt befanden sich im Unterteil des Hauses Gewölbe, bauliche Reste „einer Kirche, die hier einmal gestanden haben soll.“[5]

Das Wohnhaus wurde offenbar auf dem Fundament der früheren Nicolauskapelle errichtet, die im Gegensatz zur Unterneustädter Pfarrkirche St. Maria Magdalena, die für die Seelsorge der Neustädter Gemeinde zuständig war, den Kaufleuten und Reisenden diente, deren Weg über die Brücke führte (Fernhandelsroute). Die Einnahmen der Kapelle dienten dem Brückenbau (die Brücke wurde wohl mehrfach ersetzt) bzw. der Instandhaltung der Brücke.[6]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Reste einer alten Brücke. Eisbrecher in der Fulda vor 45 Jahren beseitigt – Haus vor Verfall bewahrt. Ein Blick zurück Nr. 443. In: Hess. Allgemeine v. 8. 5. 1971.
  • Wisotzki, Peter u. Karl-Hermann Wegner: Auf der Suche nach der verlorenen Stadt. Chancen für die Stadtarchäologie in Kassel. Hrsg. Verein Freunde des Stadtmuseums Kassel e.V. Kassel 1991.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Adreßbuch 1939: Bettenhäuser Straße 1, Eigentümer Stadt Kassel.
  2. Hermsdorff 1971.
  3. Identifizierung auf Dilichs Bild nach Wisotzki / Wegner 1991, S. 13.
  4. Siehe Hausbeschriftung, Farbfoto.
  5. Mitgeteilt von Horst Vogt, einem Sohn Heinrich Vogts, Apr. 2012.
  6. Nach Mitteilung von Karl-Hermann Wegner, April 2012.

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