Königsplatz

Aus KasselWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche


Der Königsplatz in Kassel.

Ausschnitt aus Plan von Andrews, 1780
Ausschnitt aus Plan von Koppen, 1830
Königsplatz, 1820. Aquarell von Philipp L. Feidel. -- P. Heidelbach, Kassel (1957), S. 221.
Der Königsplatz mit dem Posthaus, den „Hallen", der Martinskirche und dem Druselturm im Jahre 1825. Gemälde von Ernst Metz 1970. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 51, Taf. 20; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.
Blick vom Königsplatz in die Obere Königsstraße Richtung Friedrichsplatz, um 1890. Ölgemälde von Friedrich Fennel. -- K.-H. Wegner: Bilder aus dem alten Kassel (1995), S. 77.
Die Kreissparkasse Cassel am Königsplatz 1910. Gemälde von Ernst Metz. -- Archiv Harald Metz, Bickenbach.

Inhaltsverzeichnis

Der Platz

„Der Königsplatz entstand nach der Schleifung der Festungswerke vor dem ehemaligen ,Neuen Thor‘, das bei seiner Anlage – um 1768 – in die hier einmündende Kölnische Straße hinausgerückt und nun „Cölnisches Thor“ genannt wurde. – Der kreisrunde Platz führte, wie die ihn durchschneidende Straße, seinen Namen nach Landgraf Friedrich I. (1676 – 1751), dem älteren Sohn und Nachfolger des Landgrafen Carl, der durch seine zweite Heirat mit Ulrike Eleonore König von Schweden geworden war. Ein Standbild dieses Fürsten, der schon in jungen Jahren ein berühmter Reiterführer gewesen war, sollte den Platz in der Mitte zieren; doch kam es nicht zu dieser Ausführung. – Dagegen wurde zur Zeit der französischen Fremdherrschaft (1806 – 1813) auf einem wasserreichen Brunnen die Statue Napoleons von Canova aufgestellt, die aber nach kurzer Zeit entfernt wurde. Eine gewisse Merkwürdigkeit bildete der Mittelpunkt des Platzes, von dem aus man ,bei Abendstille‘ ein Echo mit sechsfachem Hall, das sich manchmal gar zu einem ,Heptophon‘ (siebenstimmigen) auswuchs, hören konnte. […] – Eine weitere Eigentümlichkeit dieses schönen, kreisrunden Platzes war die aus sämtlichen in Hessen vorkommenden Gesteinsarten bestehende verschiedenartige Pflasterung, die, in Form und Farbe entsprechend zusammengestellt, in der Peripherie unterschiedliche Ringe, im Innern aber ein gemustertes Mittelstück aufwies. Sie verschwand bei der Gleisanlage der ,Tramway-Bahn‘ (später ,Casseler Straßenbahn‘) im Jahre 1878.“[1]

Die Bebauung

Das Postgebäude

„Als eines der ersten Gebäude, die den Königsplatz umsäumten, entstand 1771-72 das stattliche Postgebäude auf der Nordseite des Platzes, das die Nachfolge des Posthauses in der Hohenthorstraße, hinter der Martinskirche, antrat. Die Pläne für den Postbau hatte Simon Louis Du Ry geliefert. Er bildete einen geschlossenen Vierflügelbau mit einem länglichen Binnenhof und schloß sich der Krümmung des Königsplatzes an. Das langgestreckte Haus hat in seinem mehr als hundertjährigen Bestehen als Postgebäude verschiedentlich Umbauten erfahren […]. So wurde 1831 der ganze an der Unteren Königsstraße gelegene Flügel abgebrochen“ und durch ein anderes Gebäude ersetzt. 1878 wurde das ganze Gebäude abgebrochen und wurde durch ein aufwendigeres Postgebäude nach dem Geschmack der ,Gründerzeit‘ ersetzt.[2]

Der „Post-Gasthof“

„Das alte Postgebäude diente als Postanstalt und Gasthof zugleich. […] Nach der Erbauung des Postgebäudes […] bis ins zweite Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zählte der ,Post-Gasthof‘ zu den renommiertesten Wirtschaften der Stadt. Zu den auswärtigen Gästen, die hier im ,Posthause‘ – oder wie es auch hieß, im ,Gasthof am Königsplatz‘ abstiegen und öfters nächtigten, gehörte kein Geringerer als Goethe, der in den Jahren 1779, 1783, 1792 und 1801 – wahrscheinlich auch noch 1816 […] hier bei der die Wirtschaft führenden Madame Gullon einkehrte.“[3]

Die „Hallen“

„Der Königsplatz konnte bei seiner Anlage anfangs nur auf der nördlichen Hälfte mit massiven Häusern besetzt werden, während die andere Hälfte, die über dem ehemaligen Festungsgraben lag und nur aus aufgeschüttetem, noch sehr lockerem Erdreich bestand, ohne Gefahr nur Holzgebäude zu tragen vermochte. Deshalb entstanden um 1774 hier zwei leichte Holzkonstruktionen, deren jede drei Pavillons mit Läden und ,Gewölben‘ enthielt.“ Sie wurden ,die Hallen‘ genannt. Mit einer langen Lebensdauer wurde offenbar nicht gerechnet. Im unteren Geschoß der Hallen befanden sich ausschließlich Läden. „Als erster richtete – schon 1774 – der ,Engländische Müller‘ Caleb Wood aus Wahlershausen eine Herrschaftliche ,Boutique‘ in der ersten (linken) Halle zum Mehlverkauf ein. Auch eine Seidenfabrik fand sich bald in ihr. Um 1778 u. f. werden eine Putzmacherin Pfeffer, ein Glashändler Heppe, ein ,Peruquier‘ (Perückenmacher), ein Bäcker, ein Juwelier, ein Tanzmeister, ein Töpfer, ein Mundkoch und ein Schankwirt genannt. Auch ein ,Billardeur‘ Bernhard, der zugleich ein ,Pariser Café‘ einführte, hatte hier sein Lokal. 1791 wurde die von Landgraf Wilhelm IX (1743 – 1821) für ,Kinder beiderlei Geschlechts‘ gegründete ,Armenschule‘ in die Hallen verlegt, und seit 1814 war die bekannte Kriegersche Buchhandlung und ein ,Polizei-Büro‘ hier nachzuweisen.“[4]

„Im Jahre 1829 fiel die an der Königsstraße gelegene erste Halle und mit ihr der lange Poststall. Die zweite Halle hingegen [...] hielt sich noch länger als ein halbes Jahrhundert […], bis auch sie im Jahre 1886, baufällig und im Äußeren verwahrlost, der Spitzhacke zum Opfer fiel.“[5]

Palais Hessen-Rotenburg

Links im Bild von Fennel das „Palais der Landgrafen von Hessen-Rotenburg, das der Architekt Chr. Ph. Diede ab 1767 an der Einmündung der Oberen Königsstraße auf den Königsplatz errichtete. […] Seit den 30er Jahren des 19. Jh. hatte hier das kurhessische Gesamtministerium seinen Sitz, und von 1867 – 1882 diente es als Regierungspräsidium. Lange Zeit plante man auf diesem Grundstück ein neues Rathaus für Kassel. Der schöne Bau wurde 1910 abgebrochen, um Platz für ein Bank- und Geschäftshaus zu machen, das der Hessische Bankverein (heute Commerzbank) errichtete. Neben der Bank selbst nahm das Gebäude das Modehaus Wertheim und das Ufa-Theater auf. Dies einst größte Kino Kassels wurde er st 1969 geschlossen. – Die Verbindung des Palais Hessen-Rotenburg mit dem Weißen Palais am Friedrichsplatz stellte ein Palais her, das von Kurfürst Wilhelm II. für seine Geliebte und zweite Gemahlin, die Gräfin Reichenbach, großzügig eingerichtet wurde und später von der Gemahlin des letzten Kurfürsten, der Fürstin von Hanau bewohnt wurde. Diese Tradition führte man im ,Palais-Restaurant' gastronomisch und gesellschaftlich fort bis zur Zerstörung des Hauses 1943.“[6]

Hotel „Deutsches Haus“ bzw. „Schirmer“

Die dem Palais Hessen-Rotenburg „gegenüberliegende Ecke am Königsplatz (Nr. 53)“ – rechts im Bild von Fennel – „beherbergte seit den 40er Jahren des 19. Jh. das Hotel ,Deutsches Haus', das später nach der Betreiberfirma ,Schirmer' genannt wurde.“[7]

Quellen

  • Wegner, Karl-Hermann: Bilder aus dem alten Kassel. Gemälde und Graphiken 1870 – 1940. Quellen und Perspektiven zur Entwicklung Kassels, Bd. 4. Hrsg. Verein Freunde des Stadtmuseums e.V. Kassel 1995.

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ernst Metz 1961, S. 97.
  2. Ernst Metz 1961, S. 97.
  3. Ernst Metz 1961, S. 98.
  4. Ernst Metz 1961, S. 98 f.
  5. Ernst Metz 1961, S. 99.
  6. Wegner 1995, S. 76.
  7. Wegner 1995, S. 76.
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Inhalt
Werkzeuge