Wilhelm Lüttebrandt d. J.

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Wilhelm Lüttebrandt, * 8. März 1861 in Kassel, † 19. Januar 1922 in Kassel, Lehrer, Inspektor des städtischen Zeichenunterrichts; Maler und Zeichner, Mundartschriftsteller.

Wilhelm Lüttebrandt

Inhaltsverzeichnis

Lebensweg

Wilhelm Lüttebrandt wurde geboren „am 8. März 1861 im Hause Steinweg 8 als Sohn des Kunstmalers und Zeichenlehrers Wilhelm Lüttebrandt [...]. Wie [die Mundartschriftsteller] Herzog und Theuerkauf, war auch der junge Lüttebrandt Schüler der Realschule in der Hedwigstraße. Nach dem Besuch des Lehrer-Seminars in Homberg trat er 1887 in den Volksschuldienst der Stadt Kassel, wurde zum Besuch der Kunstgewerbeschule beurlaubt, bestand 1888 in Breslau die Zeichenlehrerprüfung, wurde 1905 mit der Einführung des neuzeitlichen Zeichenunterichts in den Kasseler Volksschulen beauftragt und im folgenden Jahr zum Inspektor des städtischen Zeichenunterrichts ernannt. Daneben übernahm er am Zeichenlehrerseminar der Kunstgewerbeschule den Unterricht in Methodik und war auch Mitglied der Prüfungskommission.“[1] „Er gehörte geselligen Kreisen an wie der berühmten ,Pvunzel'.“[2] „Herzleidend war er aus dem Weltkrieg zurückgekommen, zu dem sich der 53jährige als Kriegsfreiwilliger gemeldet und an dem er als Sanitätshundführer in Flandern teilgenommen hatte“, hatte dann wieder sein Amt übernommen, „erlag aber schon am 19. Januar 1922 seinem schweren Herzleiden (Wilhelmshöher Allee 276).“[3]

Künstlerisches Schaffen

Stilleben, Illustrationen, Landschaften und Wald (Kaufunger Wald und Reinhardswald, Sandershäuser Berg).[4] – Gestaltung der Titelseiten seiner beiden Mundartbücher; Zeichnungen zu Kassel in seinem Buch Gasgenaden un Schmaguggen.

Bilder zu Kassel aus Gasgenaden un Schmaguggen

Mundart

Gasgenaden un Schmaguggen
(2. Aufl. 1918)
Mä honn's, mä kunn's

„[...] Wilhelm Lüttebrandt ist einer der besten Vertreter der Kasseler Mundart, die ihm von Kindheit an vertraut war. Sie war ihm besonders auch in dem später von seinen Eltern mitbewohnten Haus Untere Karlsstraße 14 nahe getreten, wo der Großvater Gustav Lüttebrandt ein vielbesuchtes Kaffeehaus betrieb.“[5] „Als kerniger Hesse erfreute sich Lüttebrandt in weiten Kreisen großer Wertschätzung.“ Seine beiden Mundartbände „geben in Vers und Prosa ein getreues Bild der Zeit und sind voll echten Humors. In einem besonderen Kapitel Unse Mundart hat er in launiger und aufschlußreicher Weise eine Lanze für die verschrieene Kasseler Mundart eingelegt. Ihm war der Dialekt zu gut, um – wie manche Epigonen – ,ähre Witzerchen dermidde ze parfimieren'. Das hat er durch seine Schriften bewiesen.“[6]

Veröffentlichungen

  • Gasgenaden un Schmaguggen. Kasseler Deidsch von Willem Lüttebrandt. Mid en paar Bilderchen. Kassel 1917.
  • Gasgenaden un Schmaguggen. Kasseler Deidsch von Willem Lüttebrandt. Mid en paar Bilderchen. Zweide derchgegockene un verbesserde Ufflage. Kassel 1918.
    Inhalt: Kinne Vorrede zur zweiden Ufflage. 1. Gasgenaden. 2. Schmaguggen. 3. 'ne Vorrede. 4. Unse Mundard. 5. Den Dewes sinne Spende. 6. Uff Beowachdungsposten. 7. Kriegskuchen. 8. Min Gäärdnerfreind. 9. De Dinde. 10. De Darwinsche Verwandelunge. 11. De Freindschafd. 12. Arme Liede. 13. Fleischlose Oddegrafie. 14. Drussen un drinne. 15. Der neie Gruß. 16. Der kleine Dabbig. 17. De Streichhelser. 18. De Mohrenkäbbe. 19. Min ehrschdes mussegalisches Debie. 20. Ne Gebordsdagsfeier vor sechzig Johren. 21. En bißchen Wissenschafd. 22. Wie se de Ridden widder rusgelossen hadden. 23. Wie se der Unnerkollerawe en feines Kleidchen ahngezoggen hadden. 24. Zur Inweihunge vo unsen Zaidenstocke. 25. Zur Kriegsanleihe. 26. Zur sibden Kriegsanleihe. – Erklärungen.
  • Mäh honn's, mäh kunn's[7]. En bißchen was us vergehnen Zieden. Von Willem Lüttebrandt. Kassel 1919. – Erzählungen.
    Inhalt: [1.] Mä honn's, mä kunn's. [2.] Kaduffelpannkuchen un Lusejungen. [3.] Wie Spätzbuwe den anneren hulf. [4.] Erläuterungen.

Quellen

  • Hamecher, Holger: Bibliographie der selbständigen Veröffentlichungen Kasseler Mundartliteratur. In: Zeitschr. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde Bd. 101, 1996, S. 159 ff.; hier: S. 170.
  • Heidelbach, Paul: Kasseler Mundartdichter. In: August Grassow: Wörterbuch der Kasseler Mundart. Hrsg. u. erw. v. Paul Heidelbach. Kassel 1952. S. 6 ff., hier: S. 9 f.
  • Hermsdorff, Wolfgang: „Bildunge un ne feine Rede“. W. Lüttebrandt wettert gegen „Ladderhänse“ und „Dagediewe“. (Kasseler Deutsch und seine Dichter 1.) In: Hess. Allgemeine v. 8. 11. 1968.[8]
  • Schmaling, Paul: Künstlerlexikon Hessen-Kassel 1777 – 2000. Mit den Malerkolonien Willingshausen und Kleinsassen. Kassel 2001. S. 375.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Heidelbach 1952, S. 10 f.
  2. Hermsdorff 1968.
  3. Heidelbach 1952, S. 11.
  4. Schmaling 2001.
  5. Heidelbach 1952, S. 10 f.
  6. Heidelbach 1952, S. 11.
  7. Hochdeutsch: „Wir haben's, wir können's“.
  8. Mit Lüttebrandt eröffnete Hermsdorff am 8. 11. 1968 seine HA-Reihe „Kasseler Deutsch und seine Dichter“. Er schreibt einleitend: „Ab heute geben wir in unregelmäßiger Folge Kostproben Kasseler Mundart, wie sie von bewährten Heimatschriftstellern geschrieben und gesprochen worden ist. Die Mundart wurde vor nicht ganz 100 Jahren noch in jedem Kasseler Bürgerhaushalt gepflegt. Im Laufe der Generationen schliff sich einiges ab. Neues kam hinzu. Auch sind Unterschiede von Stadtteil zu Stadtteil festzustellen. Der Mundart das rechte Schriftbild zu geben, bereitet jedem ihrer Schreiber Schwierigkeiten. Jeder hat da seine eigene Version.“

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