Bellevue-Schlößchen

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Das Bellevue-Schlößchen an der Schönen Aussicht in Kassel-Oberneustadt.

Palais Bellevue, 1742. Stich im Atlas novus coelestis von J. G. Doppelmaier, 1742. -- P. Heidelbach, Kassel (1957), S. 210.
Das Bellevue-Schlößchen an der "§chönen Aussicht" im Jahre 1900. Gemälde von Ernst Metz 1966. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 48.; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.
Bellevue-Schlößchen an der Schönen Aussicht, 1921. Federzeichnung von Ernst Metz. -- E. Metz, Alt-Cassel (1922), Taf. 8; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Gebäudes

Observatorium

„Das Palais Bellevue wurde im Auftrage von Landgraf Carl im Jahre 1714 von dem französischen Architekten Paul Du Ry[1] zunächst als Observatorium erbaut. Ein vierflügliger Aufbau von der Grundrißform des gleicharmigen Kreuzes, der die Ecken des Hauptdaches freiläßt, ist ebenfalls flach abgedeckt und mit einer Balusterbrüstung umgeben. An Ost- und Südseite dieses Observatoriums waren Sonnenuhren angebracht. Der in der Mitte hochsteigende achteckige kuppelbekrönte Turm soll drehbar gewesen sein. Er enthielt als Hauptinstrument einen eisernen Azimuthalquadranten, der in der astronomischen Zeit besonders vermerkt war.“[2]

Umbau zum Wohnhaus

„Schon im Jahre 1789 unter Landgraf Wilhelm IX. wurde das Haus gründlich umgebaut. Diese Umbauten zu einem Wohnhaus für Mitglieder der Hofgesellschaft wurde von Simon Louis Du Ry[3] gestaltet. Als besonders bemerkenswertes Zimmer wird 1792 die Fürstliche Kabinettsbibliothek und das „Geheime Archiv“ erwähnt. Auch die Münz-Sammlung wurde hierher verlegt. Die Treppe, eine dreiläufige Anlage mit kreisförmig sich emporschraubendem innere[m] Dockengeländer rührt wie die jonische Pilastergliederung des Vestibüls aus dem Umbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts her. Der an der Südostecke gelegene Saal besitzt eine Stuck-Decke, deren Ornamentik dem Rokoko angehört.“[4]

Herrschaftliches Quartier

„Nach dem Brande des Landgrafenschlosse im Jahre 1811 bezog König Jérôme Bonaparte das Palais. Auch Kurfürst Wilhelm I. benutzte nach seiner Rückkehr […], weil es sonst keine herrschaftliche Unterkunft in der Residenz gab, das Schlößchen als Wohnung. Hier starb er auch im Jahre 1821.“[5]

Kunstakademie

Das Bellevue-Schlößchen beherbergte von 1878 an die Kasseler Kunstakademie bis zu deren Neubau in der Aue 1908. Spiritus rector der Akademie war in diesen Jahrzehnten ihr Direktor Louis Kolitz.[6]

Gegenwärtige Nutzung

„Heute beherbergt das Schloß Bellevue das einmalige Brüder-Grimm-Museum und eine Gedenkstätte für den Hofkapellmeister Louis Spohr. Das Schloß gehört der Stadt Kassel und enthält zu feierlichen Anlässen und kleineren Kunstausstellungen einige Räume. In einem Seitenflügel befindet sich auch das Amt für Kulturpflege des Magistrats der Stadt Kassel.“[7]

Komplex „Bellevueschloß“

„Der Komplex zwischen Fünffensterstraße und Georgenstraße (jetzt Hugenottenstraße) wurde im 19. Jh. zum ,Bellevueschloß‘ zusammengefaßt und mit dem Palais des Prinzen Wilhelm (des späteren Landgrafen Wilhelms VIII.) in der Frankfurter Straße und dem anschließenden alten Galeriegebäude verbunden. Die Gliederung ursprünglicher Privathäuser und Palais blieb erkennbar. Neben dem Remisengebäude das Diemar’sche Haus, in dem 1777 die Kunstakademie in unmittelbarer Nähe der ,alten‘ Galerie Landgraf Wilhelms VIII. gegründet wurde. Es folgt das Palais des Landgrafen Friedrich und an der Ecke zur Georgenstraße (Hugenottenstraße) das Palais des Prinzen Georg (1709 von Paul du Ry oder Jean Nicolas Prizier), zu dem der Terrassengarten (heute Ehrenmal) am Bellevuehang gehörte. In diesem Komplex richtete der Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau, Prinz Philipp von Hessen, 1935/36 das ,Landgrafenmuseum‘ ein, nachdem das Generalkommando, das hier vorher seinen Sitz hatte, einen Neubau im Westen der Stadt erhalten hatte. Heute stehen an dieser Stelle die Gerichtsgebäude.[8] […] Das Landgrafenmuseum im ,Bellevueschloß‘ hatte in einzigartiger Weise Museumsgut vom Barock bis zum Klassizismus aus dem Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen und der Kurhessischen Hausstiftung zusammengeführt und in zeittypischen Räumen präsentiert.“[9]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Louis Kolitz als Akademiedirektor. Blick zurück Nr. 811, Hess. Allgemeine v. 23. 3. 1979.
  • Metz, Ernst Christopher: Residenzstadt Cassel. Einführung von Gerhard Seib und Angelika Nold. Kassel 1980.
  • Wegner, Karl-Hermann: Bilder aus dem alten Kassel. Gemälde und Graphiken 1870 – 1940. (Quellen und Perspektiven zur Entwicklung Kassels, Bd. 4.) Hrsg. Freunde des Stadtmuseums Kassel e.V. Kassel 1995.

Querverweise

Netzverweise

Anmerkungen

  1. Korrigiert aus „Dy Ry“; so im Text von Metz (auch weiter unten).
  2. Metz, S. 104
  3. Sohn von Paul Du Ry.
  4. Metz, S. 104.
  5. Metz, S. 105.
  6. Hermsdorff 1979.
  7. Metz, S. 105.
  8. Gebäude von – zweifellos – großer Scheußlichkeit. – „Schönheit ist der Beweis, daß etwas geschaffen wurde; der häßliche Gegenstand ist eine bloße Umverteilung von Materie.“ (Nicolás Gómez Dávila, „Notas“, Berlin 2005, S. 240)
  9. Wegner, S. 80. – „Nach 1945 wurden die Sammlungen wieder getrennt. Der größte Teil der Objekte des Kasseler Landgrafenmuseums ist heute im Schloß Fasanerie bei Fulda zu sehen, wo Landgraf Philipp von Hessen nach dem Krieg das Kunsterbe seines Hauses in ganz ähnlicher Weise ausstellte, wie er es vorher für Kassel getan hat.“ (Wegner, S. 81)

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