Ständehaus

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Das Ständehaus in Kassel am Ständeplatz, Tagungsstätte des kurhessischen Parlaments 1836 bis 1866.

Das Ständehaus am Ständeplatz, um 1840/45. Stahlstich nach Zeichnung v. A. Wenderoth. -- P. Heidelbach, Kassel (1957), S. 251.
Das Ständehaus, um 1850. Von W. Appel nach Engelhard. -- J. A. Huber, Stadtgeschichte Kassel (2012), S. 246.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

„Die Landstände, die vergleichbaren Vorgänger der Ständeversammlung, hatten einen Teil des späteren Residenzschlosses am Friedrichsplatz / Ecke Königstraße, das Palais von Jungken, als Tagungsstätte besessen. Sie überließen es der kurfürstlichen Familie, die Wohnschwierigkeiten hatte, da während der Jérômezeit, das alte Landgrafenschloß 1811 abgebrannt war […]. – Bis 1832 tagte das Parlament im Bellevueschloß. Danach im alten Stadtbau an der Fuldabrücke.“[1]

Pläne zum Bau eines Ständehauses

„Ein Plan, auf den Ruinen der Chattenburg ein Gebäude mit entsprechenden Räumen zu errichten, wurde von den Abgeordneten selber abgelehnt. Ein schon erworbenes Grundstück am Wilhelmshöher Platz zu bebauen (Pläne dafür waren schon aufgestellt) zerschlug sich, weil der Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm auf dem Terrain dort gern selber ein Schloß für seine Gemahlin bauen wollte. – Der Kurprinz verschaffte dem Ständeparlament indessen einen anderen Bauplatz, der seinen eigenen Plänen einer Stadterweiterung entgegenkam. Diese schrumpften schließlich auf die Vorstellung von einer breiten Prachtstraße parallel der Oberen Königsstraße zusammen. Als Friedrich-Wilhelm-Straße wurde sie genehmigt und gebaut, zunächst jedoch nur zwischen Kölnische[r] Straße und Wilhelmsstraße. Mitten auf ihrer Nordwestseite entstand nun das neue Parlamentsgebäude, das Ständehaus.“[2]

Das Ständehaus

Der Bau

„Den Entwurf lieferte der Hofbaudirektor Julius Eugen Ruhl, die Ausführung lag in den Händen des Geheimen Oberbaurats Rudolph. Die Grundsteinlegung am Vormittag des 24. Juni 1834 ging sehr feierlich in Anwesenheit des Kurprinzen vor sich. Minister Hassenpflug hielt eine Rede und der Kurprinz legte einen Abdruck der Verfassung, Münzen, von Ruhl auf Stein gezeichnete Risse und eine Inschriftentafel in den Grundstein und vermauerte ihn.“ [3] Am 22. November 1836 wurde das Ständehaus – ebenfalls in Anwesenheit des Prinzregenten – feierlich eingeweiht. „Die Gesamtkosten (inklusiv Bodenpreis und Innenausstattung) beliefen sich auf wenig über 130 000 Taler. (Ruhl erhielt für den Entwurf 500 Taler.)“[4]

„Was man sich erhoffte, geschah: die Errichtung des Gebäudes förderte die Bautätigkeit an der neuen Straße, die später dann Ständeplatz genannt wurde.“[5]

Spätere Verwendung des Ständehauses

„Mit dem Untergang des Kurstaates 1866 kam das Ständehaus in den Besitz Preußens und wurde Sitz der Kommunalverwaltung, die das Gebäude auch erwarb. Der Kommunallandtag versammelte sich hier. Nur leichte Zerstörungen (u. a. brannte der große Saal aus) erlitt das Ständehaus im zweiten Weltkrieg. Es konnte danach für einige Jahre auch noch die Landesbibliothek aufnehmen. 1953 trat der Wohlfahrtsverband an die Stelle der Kommunalverwaltung und übernahm das Ständehaus.“[6]

Würdigung des Baus

Als das Ständehaus 1904/06 umgebaut und erweitert wurde, gab der Münchener Professor Friedrich von Thiersch folgendes Gutachten ab: „ Das Ständehaus ist in seiner jetzigen Gestalt eine künstlerisch sehr beachtenswerte Leistung. Sie verdient um so höher geschätzt zu werden, als ihre Entstehung in die Zeit der größten architektonischen Ratlosigkeit fällt. Es dürfte kaum irgendwo in Deutschland aus den 30err Jahren des vorigen Jahrhunderts ein bedeutenderes Werk zu nennen sein, bei dem der Schöpfer den Mut gefunden hätte, den Palastbau der oberitalienischen Renaissance in so verständnisvoller und frischer Weise anzuwenden. Das Ständehaus ist deshalb wohl als Vorläufer für die Wiederaufnahme des italienischen Geschmacks im vorigen Jahrhundert zu betrachten. Die vornehme Art, wie es auf dem verfügbaren Grund in reichlichem Abstand von den Nachbargrenzen errichtet ist, muß wohltuend ins Auge fallen …“[7]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Das kurhessische Parlamentsgebäude. Beachtenswerte Architektur am Rande einer Prachtstraße – Geschichte des Ständehauses. Ein Blick zurück Nr. 447, Hess. Allgemeine v. 5. 6. 1971.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Hermsdorff 1971
  2. Hermsdorff 1971
  3. Hermsdorff 1971.
  4. Hermsdorff 1971.
  5. Hermsdorff 1971. „Der Name des Mitregenten und letzten Kurfürsten Friedrich Wilhelm beschränkte sich auf jenen kleinen Platz, an dem sich mehrere Straßen trafen und der nach dem zweiten Weltkrieg, in Scheidemannplatz umbenannt wurde.“ (Ebd.)
  6. Hermsdorff 1971.
  7. Zitiert nach Hermsdorff 1971.

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