Nordhessische Curiosa IV: 19. Jahrhundert

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Inhaltsverzeichnis

Denkwürdigkeiten – Merkwürdigkeiten – Absonderlichkeiten

1803

15. Mai. „Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel nimmt die Kurwürde an; feierliche Verkündigung dieser Annahme in Kassel.“[1]

1804

Am 12. Mai „starb zu Kassel der Oberappellationsgerichtsrat Lennep, welcher durch seinen außerordentlichen Körperumfang eine hessische sprichwörtliche Celebrität geworden ist und noch lange nach seinem Tode geblieben ist.“[2]

1806

Am 1. November „wurde Kassel von einem französischen Armeekorps unter dem General Mortier besetzt und der Kurfürst Wilhelm I. vertrieben.“[3]

1807

Am 20. Februar rettete Major Lingg von den badischen Jägern „die Stadt Hersfeld vor der Plünderung, welche ihm auf Napoleons Verfügung“ aufgetragen war zur Bestrafung der Stadt für den Tumult am 24. Dezember 1806, der sich gegen die dortige französische Besatzung richtete. „Das gleichzeitig befohlene Niederbrennen der Stadt war durch Bestechung des französischen Generals Barbauld abgewendet worden, und es wurden […] nur vier schlechte Häuser, um den Schein zu wahren, eingeäschert.“[4]

1807

18. August. „Hieronymus [= Jérôme] Napoleon wird König des neu gebildeten Königreichs Westfalen.“ Einzug in Kassel am 10. Dezemeber.[5]

1809

Am 6. April „starb zu Frankenberg die Jüdin Sara Wolf, 107 Jahr alt. Sie hinterließ fünf Söhne, vier Töchter, fünfundvierzig Enkel und sechsundvierzig Urenkel, zusammen einhundert Nachkommen, welche bei ihrem Tode noch sämtlich am Leben waren.“[6]

1809

Am 18. Juli „wurde auf dem Forst bei Kassel der Oberstleutnant Emmerich erschoßen, welcher am 24. Juni 1809 einen planlosen Aufstand gegen die westfälische Regierung in Marburg begonnen hatte.“ Tags darauf „wurde der in die Emmerichsche Insurrection verwickelte Marburger Professor, Hofrat Sternberg“, ebenfalls auf dem Forst erschossen.“[7]

1811

Am 24. November „brannte das Residenzschloß zu Kassel ab, welches seitdem nicht wieder aufgebaut worden ist.“[8]

1813

Am 1. Oktober „rückte das Czernitschewsche Corps in Kassel ein, und General Czernitschew erklärte durch Proklamation das Königreich Westfalen für aufgehoben.“ Am 8. Oktober „wurde Kassel wieder von den Franzosen unter General Allix besetzt.“ Am 16. Oktober kehrte der vertriebene „König von Westfalen, Jerome Napoleon […] wieder nach Kassel zurück“, verließ aber am 26. Oktober seine Residenz für immer.[9]

1813

Am 21. November „kehrte Kurfürst Wilhelm I. […] aus Prag in seine Residenz Kassel zurück.“[10]

1814

Am 20. Januar „Abmarsch der ersten kurhessischen Truppenabteilung in den Feldzug gegen Napoleon“, die „Hauptcolonne“ folgte am 2. März „unter der Anführung des damaligen Kronprinzen, nachherigen Kurfürsten Wilhelm II.“ Am 3. Mai „rückte das hessische Corps in Folge der Abdankung Napoleons in Luxemburg ein.“ Rückmarsch am 7. Juni.[11]

1815

Am 13. Oktober „starb der geheime Hofrat Friedrich Wilhelm Strieder, der Verfaßer der hessischen Schriftsteller-Geschichte. […] Der Untergang des hessischen Kurstaates […] und die darauf folgende Einsetzung des Königreichs Westfalen verletzte die starre hessische Treue Strieders dergestalt, daß er vom Jahr 1807 bis zu Ende des Oktober 1813 keinen Fuß aus seinem (in der Karlsstraße in Kassel gelegenen) Hause setzte.“[12]

1821

Am 19. Mai „starb zu Frankfurt am Main Karl Constantin, Prinz von Hessen-Rotenburg […], 69 Jahr alt“, früher königlich-französischer Kavallerieoberst, „seit 1789 ein wilder Revolutionär zu Paris, welcher seine Fürstenwürde ablegte und sich Charles Hesse nannte, unter welchem Namen er allbekannt war. Aus der Genealogie des Hauses Hessen ließ ihn Landgraf Wilhelm IX.“, der nachmalige Kurfürst Wilhelm I., „für immer auslöschen. Der Guillotine entgieng er, weil er, wenn auch noch so wild, doch zu unbedeutend war, indes wurde er unter der Consularregierung wegen einer Verschwörung auf die Insel Re deportiert; nach seiner Freilaßung hielt er sich meist in Frankfurt auf; die Tracht und die Gesinnung der Jacobiner behielt er bis an seinen Tod.“[13]

1824

20. November. „Große Ueberschwemmung durch das Austreten der meisten Flüße in Deutschland – hinsichtlich der Fulda eine der größten bisher in diesem Jahrhundert – welcher übrigens keine auffallend starken Regengüße vorausgegangen waren.“[14]

1835

Am 4. September starb in Marburg der Theologieprofessor Jakob Arnoldi, fast 85 Jahre alt. „Sein Schädel wurde von dem Professor Bünger dem Begräbnis entzogen und in der anatomische Samlung aufgestellt.“[15]

1841

In diesem Jahre „Errichtung der noch bestehenden Kaltwaßerheilanstalt zu Wolfsanger bei Kassel.“[16]

1848

Der spätere Schriftsteller Franz Treller, der „zweite Karl May“, lenkte schon als Neunjähriger „die Blicke der Kasselaner auf sich, als er in den 1848er-Unruhen aufrührerisch auf der Straße brüllte: ‚Mäh wunn Preßfreiheit honn!‘ Der Stadtpolizist Bumm versetzte ihm daraufhin eine schallende Ohrfeige.“[17]

1848

Am 6. März „überbrachte der Stadtrat von Kassel und eine Deputation des Bürgerausschußes dem Kurfürsten eine Adresse, worin die Entlaßung des gegenwärtigen Ministeriums [d.h.der Regierung] und die Bildung eines neuen verlangt wurde.“[18]

1849

Am 1. Februar „starb zu Kassel die Jüdin Glückhilde Gotthelft, 101 Jahr alt.“[19]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Seine Bücher begeisterten die Jugend. Ein Blick zurück Nr. 1298. In: Hess. Allgemeine v. 14. 10. 1989.
  • Hessische Chronik. Wiederabdruck des in dem „hessischen Volksfreunde“ erschienenen Geschichtskalenders in chronologischer Ordnung. Druck und Verlag von Joh. Aug. Koch. Marburg 1855. – Fotomech. Nachdr. Darmstadt 1993. Vorwort Eckhart G. Franz.
    Franz nimmt als Verfasser der Hessischen Chronik Karl Wilhelm Piderit an; siehe Vorwort. Der tatsächliche Verfasser ist August Vilmar. Horst Hamecher überließ mir in den 90er Jahren in Fotokopie die Titelseite eines Exemplars der Originalausgabe mit einer handschriftlichen Widmung von Johann August Koch: „Zur fr. Erinnerung an den Verleger“, abgezeichnet Marburg 28. 9. 1873. Das Folgeblatt, ebenfalls in Fotokopie vorliegend, enthält die Vorrede von 1854, unterschrieben mit „Der Herausgeber“, nach unserem Verständnis der „Verfasser“. Verleger Koch hat handschriftlich daruntergesetzt: „Verfasser: Vilmar“. Koch als Verleger wußte natürlich, wessen Werk er gedruckt und verlegt hatte. – (W. Guth)

Querverweise

Anmerkungen

  1. Hess. Chronik 1855, S. 148.
  2. Hess. Chronik 1855, S. 149.
  3. Hess. Chronik 1855, S. 150.
  4. Hess. Chronik 1855, S. 150.
  5. Hess. Chronik 1855, S. 150.
  6. Hess. Chronik 1855, S. 152.
  7. Hess. Chronik 1855, S. 152.
  8. Hess. Chronik 1855, S. 150.
  9. Hess. Chronik 1855, S. 154 f.
  10. Hess. Chronik 1855, S. 155.
  11. Hess. Chronik 1855, S. 155 f.
  12. Hess. Chronik 1855, S. 158.
  13. Hess. Chronik 1855, S. 161.
  14. Hess. Chronik 1855, S. 162.
  15. Hess. Chronik 1855, S. 164.
  16. Hess. Chronik 1855, S. 166.
  17. Hermsdorff 1989.
  18. Hess. Chronik 1855, S. 168.
  19. Hess. Chronik 1855, S. 169.

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