Eisenbahnstrecken in Kurhessen
Die Kurfürst-Friedrich-Wilhelms-Nordbahn (1848) und die Main-Weser-Bahn (1852).
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Vorgeschichte des Eisenbahnbaus
Über den Eisenbahnbau in Kurhessen kam es um 1840 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern. „Zu den prominentesten [Gegnern] zählten im kurhessischen Parlament zu Kassel die Abgeordneten Buttlar, Bähr und Ochs. Sie sahen in der Eisenbahn bloß einen Luxusartikel. Es wir berichtet, daß damals ein Kasseler Künstler in einer Konditorei eine Plastik ausstellte, die einen gegen die Lokomotive stürmenden Ochsen und einen und einen in die Räder greifenden Bären darstellte. Darunter stand geschrieben: Die Eisenbahn in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Bähre auf.“[1]
„Fast gleichzeitig wurden 1844 in Kassel der Bau der ersten kurhessischen Eisenbahn, der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn […] und der Main-Weser-Bahn beschlossen. […] Es gab erneut Meinungsverschiedenheiten. Diesmal um die Streckenführung. Der Kurfürst beispielsweise befürchtete eine zu starke Entwicklung des Knotenpunkt-Bahnhofs Guntershausen als Konkurrent des Kasseler Kopfbahnhofs.“[2]
Die Strecken
Die Kurfürst-Friedrich-Wilhelms-Nordbahn
Zum Bau dieser Eisenbahnstrecke wurde 1844 eine Aktiengesellschaft gegründet; durch die Übernahme von Aktien beteiligte sich hieran auch die Firma Henschel. Vier Jahre später war die Strecke fertiggestellt. Sie führte von Warburg über Kassel, Gunterhausen und Bebra nach Gerstungen.[3] Die Eröffnung im Sommer 1848 war zugleich die Jungfernfahrt der ersten Henschel-Dampf-Lokomotive „Drache“.[4]
Die Main-Weser-Bahn
Der Streckenbau wurde vorbereitet durch Vertrag vom 6. Februar 1845 zwischen dem Kurfürstentum Hessen, dem Großherzogtum Hessen und der Freien Reichsstadt Frankfurt, durch deren Gebiete die Bahnstrecke führen sollte. Die Bauleitung hatte zunächst Gerland, ein Schwiegersohn Carl Anton Henschels, später Ruhl, der Erbauer des Ständehauses.[5]
„Der erste Spatenstich erfolgte am 1. Juli 1845 bei Guntershausen. Die erste Probefahrt von Kassel bis Gensungen fand am 3. September 1849 statt“. Der Zug wurde gezogen von der von Henschel-Lokomotive ,Hassia‘. Am 25. Oktober 1949 „fand eine Probefahrt auf der nun bis Treysa reichenden Gesamtstrecke statt. In Wabern verprügelten enttäuschte Leute das Eisenbahnpersonal, weil sie keinen Platz mehr im Zug fanden. Der Lokomotivführer kuppelte kurzerhand seine Maschine ab und führte die Probefahrt zu Ende solo durch. – Im Frühjahr 1850 lagen die Schienen bis Marburg […].“ Am 15. Mai 1852 fuhr der erste Zug von […] Kassel nach Frankfurt.[6]
Quellen
- Hermsdorff, Wolfgang: Mit der ,Hassia‘ Richtung Frankfurt. Main-Weserbahn wurde vor 120 Jahren vollendet – Sieg gegen Ochs und Bähr. Blick zurück Nr. 491, Hess. Allgemeine v. 13. 5. 1972.
- Hermsdorff, Wolfgang: Historische Wende bei Henschel & Sohn. „Drache“ leitet Produktion von Lokomotiven ein – Kasselaner bestaunten Erstlingsmaschine. Blick zurück Nr. 549, Hess. Allgemeine v. 28. 7. 1973.