Synagoge

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Die Synagoge in Kassel, Untere Königsstraße.

Die Synagoge zu Cassel, um 1840. Stahlstich von G. M. Kurz nach einer Zeichnung von L. Rohbock. -- Arche-Kunstkarte Nr. 47 (Vlg. F. Lometsch). -- Das Bild „zeigt die Kasseler Synagoge kurz nach ihrer Vollendung. Der Beschauer blickt aus Richtung Holländischem Platz in die Untere Königsstraße in Richtung Königsplatz. Im Hintergrund erhebt sich über den Dächern die Spitze des Druselturms.“ (Hermsdorff 1964)

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

„Erstmals ist 1348 ein Bethaus der Kasseler Israeliten erwähnt. Aber selbst bis ins 18. Jahrhundert hinein gab es noch kein öffentliches Gotteshaus. Der Landgraf verlieh allerdings 1712 dem Haus von Benedikt Goldschmidt (Vorsteher der Kasseler Judenschaft) und 1715 jenem von Hesse Goldschmidt die Eigenschaft von Synagogen. 1755 erhielten die Kasseler Juden die landgräfliche Genehmigung zum Ankauf eines Hauses am Töpfenmarkt als Synagoge. Zeitweise plante man, hier einen Prachtbau von Gotteshaus zu errichten.“ Schließlich wurde 1828 ein Synagogenbau fest beschlossen, zunächst – auf Anweisung des Kurfürsten – in der Schützenstraße. „Man entschied sich schließlich für den ehemaligen Wolffschen Garten (Ecke Königstraße / Bremer Straße) als Bauplatz und erwarb ihn am 3. Januar 1832.“[1]

Der Bau

„Bauleiter und Architekt der neuen Synagoge im ehemaligen Wolffschen Garten war der damals noch sehr junge [...} Albrecht Rosengarten, dessen Vater Inhaber einer Tabakfabrik [in Kassel] war.[2] Für seinen Synagogen-Bauplan erhielt Rosengarten ein Stipendium.[3] […] Der neuen Synagoge gab Rosengarten einen nachempfundenen romanischen Stil mit byzantinischen Anklängen. Als Baumaterial benutzte er Sandstein. Der Grundriß der Synagoge bildete ein Rechteck. In turmartigen Vorsprüngen an den Ecken befanden sich Treppen zu den Emporen. Innen wurde die Decke des Hauptraums, des Männerraums, von Säulen getragen. An den Längsseiten liefen Galerien für die Frauen. An den Wänden hingen Tafeln, auf denen die Namen jener Kasseler Juden festgehalten waren, die ihr Leben fürs Vaterland gegeben hatten.“[4]

Einweihung

Am 8. August 1839 wurde die Synagoge durch den Landrabbiner Dr. Roman, begleitet von weiteren Rabbinern und den Vorständen der israelitischen Gemeinde, in feierlichem Zeremoniell eingeweiht. „1100 Eintrittskarten hatte man ausgegeben. Es waren kurhessischen Minister, das Diplomatische Korps, Vertreter der Militär- und Zivilbehörden, der christlichen Kirchen und nicht zuletzt israelitische Gläubige aus Kassel und ganz Kurhessen erschienen.“[5]

Wachsen der israelitischen Gemeinde

Vor dem Bau der Synagoge bestand die Gemeinde nur aus 275 Mitgliedern. „Das Anwachsen der israelitischen Gemeinde Kassels in den Jahrzehnten nach der Synagogeneinweihung machte die Erbauung einer zweiten Gebetsstätte notwendig. Sie entstand in der großen Rosenstraße 22. Aber auch die große Synagoge wurde noch um hundert Sitzplätze erweitert.“[6]

Ende der Synagoge

„An jenem 9. November 1938, der als ,Kristallnacht‘ in die Geschichte eingegangen ist, demolierten nationalsozialistische Fanatiker die Einrichtungsgegenstände und Kultgeräte [der Synagoge]. Sie rissen Thorarollen und religiöse Schriften in den Schmutz der Straße und setzten das Gotteshaus in Brand. Die ausgebrannte Synagoge wurde später ganz abgerissen.“[7] – Damit war ein Gebäude vernichtet worden, das Architekturgeschichte gemacht hatte: 1840 hatte Rosengarten „in der Wiener Allgemeinen Bauzeitung seine Pläne der Kasseler Synagoge [veröffentlicht]. Dadurch [war] der Kasseler Bau weithin bekannt [geworden] und Vorbild für unzählige andere Synagogen besonders in Süddeutschland und in der Schweiz.“[8]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Ein Blick zurück Nr. 114, Hess. Allgemeine v. 8. 8. 1964.
  • Hermsdorff, Wolfgang: Der Erbauer der Kasseler Synagoge – Albrecht Rosengarten. Ein Blick zurück Nr. 1421, HNA v. 14. 8. 1993.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hermsdorff 1964.
  2. 1808 „hatte der Vater, der ursprünglich Joel Sussmann hieß, den Namen Rosengarten angenommen.“ (Hermsdorff 1993)
  3. „Er siedelte als Architekt und Publizist später nach Hamburg über und starb 1893 in Wiesbaden.“ (Hermsdorff 1964)
  4. Hermsdorff 1964. – Hermsdorff meint einiger Gewißheit spätere Gedenktafeln, nämlich für Gefallene im deutsch-französischen Krieg 1870/71 und im Ersten Weltkrieg.
  5. Hermsdorff 1964.
  6. Hermsdorff 1964.
  7. Hermsdorff 1964.
  8. Hermsdorff 1993.
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