Wörterbuch der niederhessischen Mundart, I – L
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'''itzeln''' ● ,necken‘ (Vil. 1868); ''sech itzeln'' ,miteinander zanken, keifen‘, Kassel (Gr. 1894). | '''itzeln''' ● ,necken‘ (Vil. 1868); ''sech itzeln'' ,miteinander zanken, keifen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | J., siehe auch G. | ||
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+ | jacken ● jaggen ,schnell fahren‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. „karjäckern“. | ||
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+ | jackern ● ,schnell reiten, schnell fahren‘, in ganz Hessen üblich (Vil. 1868). ● Vgl. „karjäckern“. | ||
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+ | Jahn ● Jahne f. ,die Reihe, Linie, Strich Arbeit, z.B. beim Kornschnitt, im Heumähen, gerade vor sich hin bei dem, was man sich davon vorgenommen hat‘, in Hessen allgemein gebräuchlich (Vil. 1868); John m., Pl. Jehne (Dim. Jehnchen) ,bestimmte Arbeitsfläche; Ackerabschnitt, der zu bearbeitet wird‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● in einer Jahne stehen ,in gerader Linie stehen‘, z.B. Bäume, aber auch von Menschen gebräuchlich (Vil.); fär Johne hen ,vor Jahne hin, der Reihe nach‘ (Hm.); zejohnehenne ,ziemlich, (so) einigermaßen‘, Kassel (Gr. 1894), zijohne ,langsam‘, Kassel (Lüttebrandt 1919). ● Nach Vil. ursprünglich maskulin, er verweist auf mhd. jân; in Hessen „durchgängig“ feminin – was kaum stimmen kann, vgl. Oberellenbach. | ||
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+ | jähnen ● ,gähnen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jahren ● sech johren ,sich finanzielle erholen, zu Mitteln kommen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jären ● ,gären‘, Kassel (Gr. 1894); jaren, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | Jäthäckchen ● Jädehäckchen, übertragen: ,hervorstehendes, meist aufwärts gebogenes Kinn‘, Kassel (Gr. 1894); Jaarehaggchen ,kleine Hacke zum Ausjäten des Unkrauts‘, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | Jätsch m. ● Jadsch ,einer, der die Schuhe schief tritt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | jätschen ● jadschen ,die Schuhe schief treten‘, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | jauker ● jauger ,teuer, gefährlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hebräisch. | ||
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+ | jaunern ● ,Schmerzlaute von sich geben, weinerlich klagen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). | ||
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+ | jembern ● etwa: ,kläglich, sich sehnend, armrudernd herumgehen‘, Kassel (Gr. 1894) ● Vgl. „embern“. | ||
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+ | Jende ● dulle Jende ,Frauenzimmer, das kein gesetztes Benehmen hat‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jetzunder ● jitzunner ,jetzt‘, Kassel 19. Jh. (Jonas), jetzunner, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | Jexe ● ,Hiebe, Schläge‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jexen ● (Grass.) ,hauen, schlagen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jimmern ● ,kläglich, mit einem hohen Ton jammern, winseln‘, ganz Althessen (außer dem ndt. sprechenden Teil) (Vil. 1868). | ||
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+ | Jippe ● Jebbe ,Kippe‘. ● uff der Jippe stehn ,auf der Kippe stehen, vor dem Bankrott, vor der Katastrophe stehen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | Jippe f. ● Jebbe ,Knabenschlitten‘ (Vil. 1868). | ||
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+ | jippen ● jebben ,kippen, rasch aus dem Gleichgewicht fallen‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jippen ● ,Schlitten fahren, wie die Kinder es tun‘, östl. Hessen (Waldkappel) (Vil. 1868). | ||
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+ | jippen ● ,hell pfeifen‘, von Rädern oder Maschinen, deren Teile sich mit schrillem Ton reiben, Hersfeld (Vil. 1868). | ||
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+ | Jirscht m. ● Jirsch ,Schaum, welcher sich beim Gären bildet‘, Niederhessen (Vil 1868); Jirscht ,Schaum‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hingegen Girscht in Kassel (s. d.). | ||
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+ | Juchtelfuchtel m. ● ,Schnaps‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | jü ● Zuruf an das Zugvieh, um dasselbe zum Fortgehen anzutreiben, in ganz Hessen üblich (Vil. 1868); dasselbe, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | jücken ● jeggen ,jucken‘, Kassel (Gr. 1894). | ||
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+ | Jüde ● Jidde ,Jude‘, Kassel, 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Jerre, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | Jüdenmensch n. ● Jerrenmönsch ,Jüdin‘, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | Jüdschen f. ● Jedschen ,Jüdin‘, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | Jumfter f. ● Jumfder ,Jungfer‘, Kassel (Gr. 1894); Jomfder, Oberellenbach (Hm. 1926). | ||
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+ | juppern ● jubbern ,unruhig auf etwas sitzen, wie mit Ungeduld sich zum Fortgehen anschicken‘, Kassel (Gr. 1894). |
Version vom 2. Januar 2014, 20:38 Uhr
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I.
ichtig ● -echdich, Kassel; -ächdich, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Endung zur Bildung von Adjektiven aus Substantiv od. Adjektiv, um eine Ähnlichkeit mit den darin enthaltenen Begriffen auszudrücken, häufig gebrauchte Endung, Suffixkombination aus -icht und –ig (Hm.). ● Siehe „wöllnichtig“, „rotichtig“, „schaurichtig“.
Icker m. ● ,Muscheltier‘ (Vil. 1868).
Ickermulde f. ● Ickermulle, Ickermüllchen, Pl. Ickermüllerchen ,Schale der Flußmuschel‘, d.h. die Mulde, in der sich der Icker befindet, an der Schwalm (Vil. 1868).
ickern ● ,necken‘, allgemein üblich (Vil 1868); iggern ,necken‘, Kassel 20. Jh.; ,necken, ärgern‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
iewest ● iebes (iewes, iewest) ,einigermaßen, nur etwa‘, Niederhessen, mit anderen Lautungen und Formen in ganz Hessen (Vil. 1868); ,irgendwie, halbwegs‘, Kassel (Gr. 1894); ,irgendwie, einigermaßen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
iewesthand ● iebesthand(s) ,zuweilen, mitunter‘, Niederhessen (Vil. 1868); iewesdhaant ,häufig, öfters‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Imbiß ● Immes ,Schmaus‘, Ziegenhain, Oberhessen (Vil. 1868); Emmes ,geselliges Schmausen‘, Kassel (Gr. 1894).
indärlich ● indarlech ,sanft, treuherzig‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vil. (1868) verzeichnet das Wort für Niederhessen nicht, allerdings als indüerlich ,mitleiderregend, eindringlich‘ für Schmalkalden und als indellig für Bereiche südlich des Niederhessischen; er sieht darin ein *inteuerlich ,sehr teuer‘.
ineinander ● innanner, Kassel 19., 20. Jh.; übertragen: ,aufgeräumt, lebhaft‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● innanner sinn ,(sehr) zuvorkommend sein‘, scherzhaft, Steigerung: innanner sinn wie Schuhwichse, Kassel (Gr. 1894). Hä äs innanner wie ‘ne Kährberschde. ,Er ist in freudiger Erregung.‘ Oberellenbach (Hm.)
infamicht ● ,abscheulich, niederträchtig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
ingescheit ● ,sehr gescheit, pfiffig‘, äußerst üblich (Vil. 1868).
inzweiern Adj. ● innzweiern ,entzwei, zerbrochen, kaputt‘, Kassel (Gr. 1894). ● innzweiernes Dibbchen ,zerbrochenes Töpfchen‘, Kassel (Gr. 1894).
inzweimachen ● innzweimachen ,entzwei machen, zerbrechen, kaputtmachen‘, Kassel (Gr. 1894).
ippen ● ebben, ibben ,kurzen, heftigen Schmerz empfinden‘ (z. B. bei Stoß), ,jucken, brennen‘ (z. B. bei Brennesselberührung, Insektenstich), Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).
Irrgewirr n. ● ,Durcheinander‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Itsche f. ● ,Kröte‘, in Althessen die alleinige Bezeichnung (Vil. 1868); ,Eidechse‘, Kassel (Gr. 1894), ,Kröte‘, Kassel (Bennecke 1904); ,Kröte, Frosch‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Du kleine Idsche, schwaches Scheltwort, Kassel (Gr. 1894), ,zickiges kleines Mädchen‘, Kassel 20. Jh.
Itschenditsch ● ,das Junge von einem Hasen und einer Ente‘, Kassel (Gr. 1894).
Itschengegritsch n. ● Idschenjegridsche ,Froschlaich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Itschenquitsch m. ● Bezeichnung für ein itschiges Kind, Kassel (Gr. 1894).
itschig ● itschich ,zickig, zänkisch‘, Kassel 20. Jh.
Itzelei ● ,Zänkerei, Keiferei‘, Kassel (Gr. 1894).
itzeln ● ,necken‘ (Vil. 1868); sech itzeln ,miteinander zanken, keifen‘, Kassel (Gr. 1894).
J., siehe auch G.
jacken ● jaggen ,schnell fahren‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. „karjäckern“.
jackern ● ,schnell reiten, schnell fahren‘, in ganz Hessen üblich (Vil. 1868). ● Vgl. „karjäckern“.
Jahn ● Jahne f. ,die Reihe, Linie, Strich Arbeit, z.B. beim Kornschnitt, im Heumähen, gerade vor sich hin bei dem, was man sich davon vorgenommen hat‘, in Hessen allgemein gebräuchlich (Vil. 1868); John m., Pl. Jehne (Dim. Jehnchen) ,bestimmte Arbeitsfläche; Ackerabschnitt, der zu bearbeitet wird‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● in einer Jahne stehen ,in gerader Linie stehen‘, z.B. Bäume, aber auch von Menschen gebräuchlich (Vil.); fär Johne hen ,vor Jahne hin, der Reihe nach‘ (Hm.); zejohnehenne ,ziemlich, (so) einigermaßen‘, Kassel (Gr. 1894), zijohne ,langsam‘, Kassel (Lüttebrandt 1919). ● Nach Vil. ursprünglich maskulin, er verweist auf mhd. jân; in Hessen „durchgängig“ feminin – was kaum stimmen kann, vgl. Oberellenbach.
jähnen ● ,gähnen‘, Kassel (Gr. 1894).
jahren ● sech johren ,sich finanzielle erholen, zu Mitteln kommen‘, Kassel (Gr. 1894).
jären ● ,gären‘, Kassel (Gr. 1894); jaren, Oberellenbach (Hm. 1926).
Jäthäckchen ● Jädehäckchen, übertragen: ,hervorstehendes, meist aufwärts gebogenes Kinn‘, Kassel (Gr. 1894); Jaarehaggchen ,kleine Hacke zum Ausjäten des Unkrauts‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Jätsch m. ● Jadsch ,einer, der die Schuhe schief tritt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
jätschen ● jadschen ,die Schuhe schief treten‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
jauker ● jauger ,teuer, gefährlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hebräisch.
jaunern ● ,Schmerzlaute von sich geben, weinerlich klagen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).
jembern ● etwa: ,kläglich, sich sehnend, armrudernd herumgehen‘, Kassel (Gr. 1894) ● Vgl. „embern“.
Jende ● dulle Jende ,Frauenzimmer, das kein gesetztes Benehmen hat‘, Kassel (Gr. 1894).
jetzunder ● jitzunner ,jetzt‘, Kassel 19. Jh. (Jonas), jetzunner, Kassel (Gr. 1894).
Jexe ● ,Hiebe, Schläge‘, Kassel (Gr. 1894).
jexen ● (Grass.) ,hauen, schlagen‘, Kassel (Gr. 1894).
jimmern ● ,kläglich, mit einem hohen Ton jammern, winseln‘, ganz Althessen (außer dem ndt. sprechenden Teil) (Vil. 1868).
Jippe ● Jebbe ,Kippe‘. ● uff der Jippe stehn ,auf der Kippe stehen, vor dem Bankrott, vor der Katastrophe stehen‘, Kassel (Gr. 1894).
Jippe f. ● Jebbe ,Knabenschlitten‘ (Vil. 1868).
jippen ● jebben ,kippen, rasch aus dem Gleichgewicht fallen‘, Kassel (Gr. 1894).
jippen ● ,Schlitten fahren, wie die Kinder es tun‘, östl. Hessen (Waldkappel) (Vil. 1868).
jippen ● ,hell pfeifen‘, von Rädern oder Maschinen, deren Teile sich mit schrillem Ton reiben, Hersfeld (Vil. 1868).
Jirscht m. ● Jirsch ,Schaum, welcher sich beim Gären bildet‘, Niederhessen (Vil 1868); Jirscht ,Schaum‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hingegen Girscht in Kassel (s. d.).
Juchtelfuchtel m. ● ,Schnaps‘, Kassel (Gr. 1894).
jü ● Zuruf an das Zugvieh, um dasselbe zum Fortgehen anzutreiben, in ganz Hessen üblich (Vil. 1868); dasselbe, Oberellenbach (Hm. 1926).
jücken ● jeggen ,jucken‘, Kassel (Gr. 1894).
Jüde ● Jidde ,Jude‘, Kassel, 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Jerre, Oberellenbach (Hm. 1926).
Jüdenmensch n. ● Jerrenmönsch ,Jüdin‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Jüdschen f. ● Jedschen ,Jüdin‘, Oberellenbach (Hm. 1926).
Jumfter f. ● Jumfder ,Jungfer‘, Kassel (Gr. 1894); Jomfder, Oberellenbach (Hm. 1926).
juppern ● jubbern ,unruhig auf etwas sitzen, wie mit Ungeduld sich zum Fortgehen anschicken‘, Kassel (Gr. 1894).