Wörterbuch der niederhessischen Mundart, S

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S.

Saal n. ● das Sool ,der Saal‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

saat ● ,satt‘, Kassel 19. Jh. (Jonas); soot, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe sätigen.

SäbbelbartSäwwelbaart ,jem., der viel und langweilig daherredet‘, Kassel (Gr. 1894).

säbbelnsäwweln ,viel und langweilig daherreden‘ (= kneten), Kassel (Gr. 1894).

sacknaß ● ,völlig durchnäßt‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926).

Sage f. ● Saache ,Säge‘, Kassel (Gr. 1894), Sooche, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. sage.

sagensahn ,verbal äußern‘, Kassel 19., Anf. 20. Jh. (Gr. 1894), säjen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Stammformen Kassel: sahn, sahde, gesaht; Oberellenbach: säjen, sät (säde), jesät. ● Sahn in Kassel nur noch zu Anfang des 20. Jh.; inzwischen ersetzt durch hdt. sagen in mundartlicher Aussprache: saachen (sachde, gesacht; a kurz).

sagensaachen ,sägen‘, Kassel (Gr. 1894); soochen, Oberellenbach (Hm. 1926).

sahl ● ,unsauber‘, Kassel, in Pfs.s Kindheit gebräuchlich (Pfs.2, 1894). ● Pfs. führt als weiteres Vorkommen Lindenstrut an, ebd. Bedeutung ,verwahrlost‘, nennt auch die Bedeutungen ,ärmlich, geringwertig‘. Nimmt (zu Recht) Identität des Wortes mit engl. sallow, holl. zaluw an. ● Vgl. ahd. salawi ,dunkel‘, salawen ,beschmutzen, trüben, schwärzen, färben‘, mhd. sal, Gen. salwes ,dunkelfarbig, welk, trübe, schmutzig‘.

SalatSolad ,Salat‘, Kassel (Gr. 1894); Saloot, Oberellenbach (Hm. 1926).

SaldateSaldade ,Soldat‘, Kassel (Gr. 1894); Saldode, Oberellenbach (Hm. 1926).

Salfete f. ● Salvete ,Serviette‘, verbreitet, bereits im 17. Jh. belegt (Vil. 1868); Salfeede ,Serviette‘, Kassel (Gr. 1894); Sallfeede, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Pfs. (1886) wendet sich gegen die verbreitete Ansicht, daß Salvete aus französ. serviette entstellt sei, weist hin auf romanisch salveta und ital. salvietta.

Salfett n. ● Salfett ,Walfischtran‘, in Hessen, besonders in Niederhessen allgemein üblich, bereits 1604 belegt (Vil. 1868); Saalfett, ursprünglich ,Seehundstran‘, „jetzt“ wird auch ,Walfischtran‘ darunter verstanden, Kassel (Gr. 1894); Soolfett ,Tran, Fischtran, der zum Schmieren der Schuhe verwendet wird‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Gr. weist hin auf engl. seal ,Seehund‘.

SalweideSoolwiere, übertragen: ,trauriges Geschöpf‘, Schimpfwort, Oberellenbach (Hm. 1926).

Salwende, -wandSelbende, Silbende, Salbende, Salband n. ,natürliches Tuchende, nicht durch Abschneiden entstanden‘ (Vil. 1868); Salwende, Salwenne [offenbar n.] ,Salband‘, Kassel (Gr. 1894), Salwenne ,Webekante‘, Kassel (Lüttebrandt 1917); Salwenge n. Salwaant f. ,Salband, Webekante des Tuches, von groben Fäden am Tuch angewebter Rand‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Es äs an Salwenne. ,Es ist zu Ende.‘ (Lüttebrandt) Ech bän om Salwenge. ,Ich bin am Ende meiner Kraft.‘ (Hm.) ● DWB 14, Sp. 1683: Salband ,das natüliche Ende des Tuchs, das Zettelende, Saum‘, möglicherweise Kompositum aus selb- ,selbst‘ und Ende, worauf bestimmte Belege hindeuten: nd. sülwenne, sülwend, sulfegge, sülfkante, niederländ. self-ende, self-eggh, self-kant u.a.m. Möglicheweise stammt das Wort aus dem Niederländischen.

Salzjemandem etwas im Salze lassen ,jemanden zu nächster Abrechnung und Vergeltung im Gedächtnis behalten‘, äußerst üblich (Pfs. 1886); einen im Salze honn, dasselbe, Kassel 20. Jh.

Salzmeste f. ● ,kleines hölzernes Faß in der Küche mit dem Salze, Niederhessen (Pfs. 1886); Salzmeste ,Gefäß zum Aufbewahren des Salzes‘, Kassel (Gr. 1894); Saalzmätze (!) ,Gefäß aus Holz, Porzellan oder Emaille zur Aufbewahrung des Salzes, das in der Küche hängt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Meste.

salzdrögesaalzdreje ,salztrocken, ganz trocken, völlig ausgetrocknet‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SamenSomen, wie nhd., dazu: ,Raps‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SamenfettSomenfätt ,Rüböl‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Samenhaber m. ● Somenhowwer ,Saathafer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SamenkornSomenkorn ,Saatroggen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SandhaseSandhaas ,Fehler beim Kegeln, die Kugel läuft neben der Bohle auf dem Sand‘ (Vil. 1868); Sandhase ,Wurf der Kegelkugel entlang der Laufbohle, auf dem Sande‘, Kassel (Gr. 1894).

Sappermenter m. ● Sabbermenter ,durchtriebener Bursche‘ (nicht nur abwertend, durchaus auch anerkennend), Kassel (Gr. 1894). ● Zurückgehend auf Sabberment! ,Ausruf des Unwillens oder der Überraschung‘, entstellt aus Sakrament!

sappernsabbern ,wiederholt, anhaltend nippen‘, Kassel (Gr. 1894).

Sarraß m. ● ,Sárraß, Säbel‘, übetragen: ,sehr lebendiges, auch aufsässiges Kind‘, Kassel (Gr. 1894); Saaras ,durchtriebener Kerl, Schwerenöter‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sätigensähdigen ,sättigen‘, Kassel (Gr. 1894).

Satte f. ● Sadde ,Milchschüssel‘, Kassel (Gr. 1894).

SauaasSöioos, Schimpfwort, Oberellenbach (Hm. 1926).

Saubiest ● ,widerspenstiger Mensch, Quertreiber‘, Kassel 20. Jh.; Söibiest ,störrisches, widerspenstiges Schwein; störrischer, halsstarriger Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sauel f. ● Söiwel ,Schusterahle‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SauerkohlSurenkohl ,Sauerkraut‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); surer Kohl, Oberellenbach (Hm. 1926).

Saufbeere f. ● Süffbäre ,Feldbirne, Kelterbirne‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Saufen n. ● Süffen ,Suppe‘, bei Felsberg (Pfs. 1886); Suffen, für ,Suppe, gebräuchlich, aber nur in sures Suffen ,heißgekochte Milch‘, Balhorn (Sl. 1901).

SaufjostSuffjost ,Trinker‘, Kassel (Gr. 1894).

SaufmatzSuffmatz ,Trinker‘, Kassel (Gr. 1894). ● Matz ist hess. Kurzform von Matthias.

SaufmichelSuffmichel ,Trinker‘, Kassel (Gr. 1894).

SaufnaseSuffnase ,Trinker‘, Kassel (Gr. 1894).

SaufschlutteSuffschludde ,Trinker‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe Schlutte.

SaufschnuddeSuffschnudde ,einer, der gern mal einen trinkt; kein Trinker im engeren Sinne‘, nicht immer unfreundlich gemeint, Kassel 20. Jh. ● Siehe Schnute.

SaugenteSüjjeähnde ,Blutegel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SaukopfSöikopp ,halsstarriger Mensch, Dickkopf‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SauleSûl ,hölzerne Ecksäule von Fachwerkhäusern‘, ganz Althessen (Vil. 1868); Sulle ,Säule‘, Kassel (Gr. 1894); Sühle, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Steinsäulen wurde bis um 1830 Ständer genannt. (Vil.) ● Siehe Ecksaule.

SaulochSöiloch ,schmutziges Loch; unordentliches, unanständiges Frauenzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Saumade ● ,Zotenreißer‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Saumensche n. ● ,Frau von üblem Charakter‘, Schimpfwort, Kassel 20. Jh.; Söimönsch ,schmutziges oder moralisch minderwertiges Frauenzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sauritte m. ● Sauredde, -ridde, Schimpfwort für den Hund, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SauschnitterSöischnedder ,Viehkastrator‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sauschwanz ● ,der Wirbelwind‘ [also ,Windhose‘], womit der Schwanz des Teufels bezeichnet werden soll, ganz Hessen (Vil. 1868).

Sausutte f. ● Söisudde ,Jauche der Schweine‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SautierSöidier ,schmutziges oder sittlich anrüchiges Frauenzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sawaukohl, SawauschenSawáu m., oft vollständig Sawaukohl, ,Savoyerkohl‘, üblicher Name des ,Wirsings‘ in Hersfeld (Vil. 1868); Safaudschen-Kol, in Kassel die ausschließliche Bezeichnung des ,Wirsings‘ (Pfs. 1886); Sawauschen Pl. ,Savoyer Kohl, Wirsing‘, Kassel (Gr. 1894); Zawauschen, dasselbe, Kassel (Bennecke 1904); Sofáienkohl ,Wirsing‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schabch m. ● ,Krätze‘, Balhorn (Sl. 1901).

SchabbesdeckelSchawwesdeggel ,Sabbatshut, Sonntagshut, Zylinderhut‘, Kassel (Gr. 1894); ,alter, schäbiger Hut‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchabehalsSchawehals ,Geizhals‘, Kassel 20. Jh.; Schowehals, Oberellenbach (Hm. 1926).

schabernäckenschowwernäggen ,einen Streich spielen, necken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchabernäckerSchowwernägger ,Schabernack ausübender Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schabernäckschschowwernäggsch ,stets zu Schabernack aufgelegt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schabracke f. ● Schabraggen, meist Plur. ,alte, unansehnliche Bekleidungsstücke für Frauen, Klamotten‘, Schabragge ,unordentliche, lumpige Frau‘, Kassel 20. Jh.; Schawweragge f. ,verächtliche Bezeichnung für eine Gesamtheit von Gegenständen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schacke m. ● Schack ,Schecke: buntes Pferd, weißbraun oder weißschwarz‘, in Niederhessen ausschließlich gebrächliche Form von hd. Schecke (Vil. 1868); Schagge ,geschecktes, buntes Tier (besonders Pferd oder Rind)‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Oberellenbach auch Schecke, wie hd.

Schacker m. ● ,böser, bissiger Hund‘, übertragen; ,hinterhältiger, tückischer Mensch‘, in Niederhessen gebräuchlich wie auch im östl. und noröstl. Deutschland (Vil. 1868).

schackigschaggech ,gescheckt, gefleckt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Ebd. auch scheckig, wie hd.

Schadarme ● ,Gendarm‘, übertragen: ,Aufpasser‘, Kassel (Gr. 1894).

SchafrippeSchoofrebbe ,Schafgarbe‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchafschelleSchofeschelle ,Schnapsglas‘, Balhorn (Sl. 1901). ● Entspricht der Küheschelle, s.d.

SchafsschinkenSchoofsschinken ,Gitarre‘, scherzhaft, Kassel (Gr. 1894).

Schaken m. ● Schoken Plur. (selten Schoke im Sing., dann schon eher Schoken m.) ,grober, plumper, unförmiger Schuh‘, verächtlich, Niederhessen, „nur noch selten gebraucht“ (Vil. 1868); Schoken (o offen) ,grober Schuh‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchälchenSchälchen ,Untertasse‘, ganz Hessen (Pfs. 1886), Kassel (Gr. 1894); Schalchen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Die Obertasse hingegen heißt Köpfchen. (Pfs.)

Schale ● ,Untertasse‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchalkjahrSchalkj(o)hr ,Schaltjahr‘, Kassel (Gr. 1894), Schalgjohr, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Gr. verzeichnet nur Schalkjahr (also ohne die dialektale Aussprache von -jahr).

schalluschallú ,neidisch, ärgerlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Von französ. jaloux.

SchalterSchalter f. ,Fensterladen‘, zumal der nachts inwendig gesetzte, der jetzt außer Gebrauch gekommen ist, Scheller m. ,Riegel‘, Schwalm (Vil. 1868); Schahler, auch Schaller ,Fensterladen‘, Kassel (Gr. 1894). ● Der Gleichsetzung von Schalter und Scheller, von Vil. nur vermutet, ist zuzustimmen. ● Vgl. mhd. schalter, schelter ,Riegel‘.

Schämede f. ● ,Scham‘, Kassel (Gr. 1894), ,Scham, Schamgefühl‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hoste dann gar keine Schämede? ,Schämst du dich nicht?‘ (Gr.)

schämerigschämerech ,Scham bereitend‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schammerieren ● Siehe verschammerieren.

Schank m. ● ,Schrank‘, in Hessen ausschließliche Form (Vil. 1868); Schank, Kassel (Gr. 1894), Schaank, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. schanc, ahd. scanc.

Schanzläufer ● „war früher allgemein üblich für eine Gattung von Kittel, eigentlich nur einen Schurz mit Ermeln; später hieß, mindestens zu Kassel, jeglicher Arbeits-Anzug so – dann aber auch spöttisch ungeschickte, grobe Tracht, ein wunderlich geschnittenber Rock, u.s.w. Die Benennung beruhet auf der Bedeutung von schanzen für arbeiten überhaupt; ebenwol heißt es sich abschanzen in gleichem Sinne als sich abrackern.“ (Pfs. 1886)

Schar n. ● Schor ,rundes Eisen, auf dem die Kartoffelpfannkuchen gebacken werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Andernorts auch Schareisen genannt.

Schare f. ● Schore ,Pflugschar‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

ScharkuchenSchorkuchen ,Kartoffelpfannkuchen, auf dem Schar gebacken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scharmuzierenscharmezieren ,karessieren, umschmeicheln‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Scharteke f. ● Schardeege, meist: ahle Schardeege ,eigensinnige, etwas heruntergekommene Frau‘, Kassel 20. Jh.; Schadeege, meist: ahle Schadeege ,altes, unbrauchbares Gerät‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scharwallchen ● ,hastig, aber planlos umherlaufen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Scharwerk ● ,Handdienst‘, Bezeichnung für die Wegebauten in der Gemeinde, auch für alle übrigen Gemeindearbeiten, Balhorn (Sl. 1901).

scharwerken ● ,Handdienste leisten‘, in übertragenem Sinn: ,tüchtig aerbeiten, schaffen‘, Balhorn (Sl. 1901).

Schatz ● für ,Geliebter, Geliebte‘ in Althessen ausschließlich herrschender Ausdruck (Vil. 1868); ,Liebhaber, Liebchen‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926).

Schatzleute ● ,Liebespaar‘ (Vil. 1868); Schatzliere, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schauder m. ● Schuder, Kassel (Gr. 1894); Schürer ,fröstelnde Empfindung‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. ähnliches Schutter ,Schauer‘.

schauderigschürerech ,einen Schauder hervorrufend‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schaudernschudern ,schaudern vor Gräßlichem‘, Kassel (Gr. 1894), schürern ,vor Frost oder Ekel zittern‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. ähnliches schuttern.

Schauer f. ● die Schure ,Regenschauer‘, auch: ,Schnee-, Hagelschauer‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); ,Regenschauer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schauernsich schuren ,sich bei Regen usw. unterstellen‘, Kassel (Gr. 1894).

SchäumchenSchemmchen, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.s handschriftl. Manuskript: Schémmchen (Aussprache also: geschlossenes e bzw. offenes i). Bei Gr. Hinweis auf die Ableitungsgrundlage Schumm ,Schaum‘. Inwiefern ihm das Schäumchen einen eigenen Eintrag wert war, ist nicht ersichtlich.

schäumenschemmen ,schäumen‘, auch: ,abschäumen‘, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.s Manuskript: schémmen.

Schäumlöffel, Schaumlöffel ● Schemmleffel, Kassel (Gr. 1894, ohne Angabe der Bedeutung); Schümmleffel ,Löffelmit dem man den Schaum von kochenden Speisen abschöpft‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript: Schémmleffel.

schaurechtigschurächtich ,schaurig‘, Kassel (Gr. 1894). ● Formerklärung: schur- + Suffixkomination -acht + -ig.

Schaute m. ● Schode, Schaude ,schlechter, geringer, niedrig denkender Mensch‘ (Vil. 1868); Schaude ,Schurke, Schuft‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Aus dem Jiddischen.

schaurigschurig ,schaurig, gräßlich‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe auch schaurechtig.

Schawelande ● ,bizarr erscheinende alte Jungfer‘, Benennung zur Zeit von Pfs.s Kindheit, Kassel (Pfs. 1886).

Schawelle f. ● ,unruhiges, stets hin und her laufendes kleines Mädchen‘ (Vil. 1868); ,schmutzig und unansehnlich gewordene Puppe‘, Hersfeld (Pfs. 1886); ahle Schawelle ,gutmütige alte Frauensperson‘, Kassel (Gr. 1894). ● Nach Gr. von französ. javelle ,lose Garbe, Getreideschwaden‘, auch ,Wickelpuppe‘.

SchabbesdeckelSchawwesdeckel ,schlechter Hut‘, verächtlich, ursprünglich nur von Juden und Juden gegenüber gebraucht, sehr üblich (Vil. 1868); ,Sabbatshut, Sonntagshut, Zylinderhut‘, Kassel (Gr. 1894); Schawwesdäggel ,alter, schäbiger Hut‘.

schebb ● ,schief‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Wird nur als Prädikatsnomen gebraucht, nicht atttributiv; Gr.: schebb steht „nicht vor dem Hauptwort: De Nadel es schebb.“ ● Vil. (1868) ordnet schepp allein Oberhessen zu (was sichtlich unrichtig ist). ● Siehe scheib, auch schiewes.

scheel, schalschael ,schielend, einäugig‘ (Vil. 1868); schäl ,schielend‘, Kassel 20. Jh.; schal ,einäugig, schielend; schal, abgestanden, wertlos‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Schäl gucken ,mißgünstig blicken‘, Kassel 20. Jh. Hä güggt schaal. ,Er guckt schielend, er schielt.‘ (Hm.) ● Vgl. nhd. schielen, das nichts mit nhd. schal zu tun hat, siehe schilchen ,schielen‘. Vgl. mnd. schêl(e) ,schielend‘. Vgl. mhd. schal ,schal, trübe‘; die liehten ougen sint schal. Hier liegen offenbar wechselseitige Beeinflussungen vor.

Scheelblatt ● ,Augenschutz am Pferdegeschirr‘, Balhorn (Sl. 1901).

Scheen f. ● Schin f. ,Schienbein‘, vor allem im nördl. Niederhessen (Vil. 1868); Schänn f. Schienbein‘, pl. Schänn ,Schindeln, gespaltene Haselruten, die am Fachwerkgebälk festgenagelt werden, um den Strohlehm daran haften zu machern‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

ScheenbeinScheenbein ,Schienbein‘, Kassel (Gr. 1894).

scheenenscheenen ,schienen, Schienen anlegen (Chirurgie)‘, Kassel (Gr. 1894); schännen ,mit Schindeln versehen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scheibscheib ,schief‘, Niederhessen (Vil. 1868); scheib, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), scheep, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Wird attributiv und als Prädikatsnomen gebraucht gebraucht, also etwa: där scheiwe Baum, där Baum is scheib. Kassel. Hä güggt scheep. ,Er guckt mürrisch von der Seite.‘ Scheewes Oos ,schiefes Aas‘, beliebtes Schimpfwort. (Hm. 1926). ● Volkstümliche Straßenbezeichnung in Kassel: „Scheiwe Fullegasse, zum Unterschied von der kürzeren, geraden. Sie führte von der [ehemaligen] Fuldabrücke nach dem Renthof.“ (Gr.) Scheiwes Faß: „wird bei der Hausschlachterei gebraucht“. (Gr.) ● Siehe schebb, auch schiewes.

ScheibbeinScheebeeng ,Schiefbein, Person mit schiefen Beinen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Scheibes n. ● ein Scheiwes werfen ,die Kegelkugel schief, d.h. zur Seite werfen‘, Kassel (Gr. 1894).

ScheibmaulScheebmüll ,Schefmaul, Kind, das dauernd senen Mund zum Weinen verzieht‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scheißenschissen, Kassel 19., 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926). Ich will dä was schissen. ,Derbe Ablehnung einer Bitte oder Aufforderung‘. Kassel 20. Jh. Ech wäll dä wos schissen. Dasselbe, Oberellenbach. (Hm.) Hä kimmet schun widder aangeschissen. Kassel 20. Jh. ,Er kommt schon wieder hergelaufen‘. Kassel 20. Jh. Hä kemmt schon werre jeschässen. Dasselbe, Oberellenbach (Hm.) ● Stammformen Kassel: schissen (mit geschlossenem i), schiß (scheß), geschissen (geschessen) (Imperfekt und Part. Perf. mit offenem i, läßt sich auch mit e wiedergeben). Stammformen Oberellenbach: schissen, schäß, jeschässen (Hm.). ● ) Bei Gr. Infinitiv bzw. Präsensstamm fehlerhaft: er setzt ihn mit é an, Aussprache also mit geschlossenem e bzw. offenem i. Das trifft keineswegs zu: es handelt sich um ein geschlossenes i.

Scheißer m. ● Schisser ,kleines Kind‘, spöttisch, auch fast liebevolle Anrede für ein kleines Kind, Kassel 20. Jh. ● In der Grundbedeutung vor allem in dem Kompositum Hosenschisser, Kassel 20. Jh.; vgl. auch Schluttenschisser.

ScheißereiSchisserei ,Durchfall‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926).

scheißernschessern ,sich nahenden Stuhlgang verspüren‘ (unpersönl. Verb), Kassel (Gr. 1894); schissern (mit gerschlossenem i) ,zum Scheißen reizen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Gr.s Manuskript hat schéssern, also geschlossenes e bzw. offenes i. Scheinbar hier dieselbe Abweichung wie bei schissen ,scheißen‘, nach Gr. (fälschlich) schéssen. Das korrekte geschlossene i zeigt sich in der Oberellenbacher Form schissern, die ja, wenn sie lautliche Parallele wäre (mit niederhess. Senkung), schässern lauten würde. ● Äs schessert mech. Mech schessert. ,Ich muß gleich mal (kacken)‘, letzteres auch zur Bespöttelung der Rede eines anderen, mit der Hinzufügung „Ach, Herr Siewert!“ Kassel (Gr. 1894). ● Anmerkung hierzu in Gr.s Wörterbuch durch den Herausgeber Paul Heidelbach (1952): „Der frühere cand. theol. Otto Siebert (1822 – 1899) war Inhaber einer Privatschule zur Vorbereitung auf das Gymnasium. Seine Schüler pflegten, wenn sie während des Unterrichts ,mal hinaus‘ mußten, zu rufen: ,Herr Siewert, Herr Siewert!‘ Mit der Zeit war der Ausruf ,Herr Siewert, mech schessert‘ in Kassel sprichwörtlich geworden. Wilhelm Bennecke schreibt in seinem Buch ,Das Hoftheater in Kassel‘ über den Komiker Friedrich Hesse: ,Hesse hatte nur einmal etwas anderes gesagt, als in seiner Rolle stand, und das war ,Ach, Herr Siebert!‘ gewesen, ohne daß er die Bedeutung dieses Ausrufs kannte. Als darauf ein donnernder Applaus losbrach und auch der Kurfürst, der in den Kasseler Redensarten sehr auf dem laufenden war, lachte, wurde Hesse stutzig. Er erkundigte sich näher nach dem geflügelten Worte und verschwor von nun an jedes Extempore.“

Schelle f. ● ,Hautblase, z.B. Brandblase oder durch wilde Blattern hervorgerufen‘ (Vil. 1868); Schalle ,Hautblase, die durch Brennen entsteht‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schelmenlied ● ,jedes nicht geistliche Lied, besonders das Liebeslied‘, Balhorn (Sl. 1901); ,weltliches Lied, Liebeslied‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Bedeutungsgleich mit Schälmenschdeggchen ,Schelmenstückchen‘ (Hm.).

Schenk ● Siehe Ballschlag.

schenkeln ● Bezeichnung für das Wetzen und Wundstreichen des hinteren Hufes bzw. der Fessel (vielleicht auch nur am Vorderbein) mit dem Stollen des anderen Hufeisens bei Pferden, Schwalm (Pfs. 1886); ,beim Gehen mit dem einen Fuß am andern herstreichen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scheppelnscheppeln, aufscheppeln ,kränzen‘, d.h. durchflechten des Haares mit rotem Band und künstlichen Blumen (bei abgelegter Betzel) als Ehrenschmuck der jungfräulichen Bräute zur Hochzeit, auch der jungfräulichen Gevatterinnen bei Kindstaufen, wie auch der jungfäulichen Begleiterinnen; nur in den Gebirgsteilen der Grfaschaft Ziegenhain üblich, doch auch sonst in dieser Gegend [d.h. Schwalm] bekannt, auch in anderen Teilen Deutschlands; in Niederhessen völlig unbekannt (Vil. 1868). ● Vgl. mhd. schapel, schappel ,Kranz von Laub, Blumen (natürlichen oder künstlichen) als Kopfschmuck der Jungfrauen‘ (Lex.)

Scherbel f. ● Scherwel ,Scherbe‘, auch: ,Rest eines abgebrochenen Zahnes im Mund; Kopf‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

ScherbelwareScherwelwore ,Gegenstände aus Ton oder Porzellan‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

scherensich scheren ,sich kümmern um‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

scheren ● ,schüren‘, Kassel (Gr. 1894); schären ,(Feuer) schüren‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

ScherschanteScherschande (Bullezeischerschande) ,preußischer Schutzmann‘, Kassel (Gr. 1894). ● von französ. sergeant.

scherzen ● „schürzen, wohl richtiger, wie auch gesprochen wird: scherzen“, ,den Dienst verlassen (von Knechten und Mägden)‘, inneres Hessen, im Fuldaischen, Hersfeldischen, in der Grafschaft Ziegenhain, auch in Oberhessen nicht ungebräuchlich (Vil. 1868); schärzen ,den Dienst verlassen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. scherzen mit der vermutlichen Bedeutung ,abschneiden, kürzen‘, so Lex. mit Verweis auf mhd. scherze m. ,abgeschnittenes Stück‘.

Scherzköze f. ● Schärzekeeze, in der Redensart: Hä (äs) gricht de Schärzekeeze jepaggt. ,Er (es) kriegt die Scherzköze gepackt, d.h. ein Knecht (eine Magd) tritt den Dienst an‘. Oberellenbach (Hm. 1926).

scheuchschich ,scheu‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Mhd. schiuch, schiuhe ,scheu, verzagt‘; Entwicklung: schiuch (iu = langes ü) > schüch (belegt) > schich (Entrundung und Kürzung). Mhd. iu (= ü), wurde nhd. zu eu diphthongiert, im Niederhess. weitgehend nicht.

scheuchterechtigschichterechtig ,gerne scheuend (von Pferden)‘, Niederhessen (Pfs. 1886). ● Ableitung mit dem Suffix -echtig (Pfs.), s.d.

Scheuer f. ● Scheuer, gesprochen Schier, ,Aufbewahrungsort von Getreide, Stroh und Heu‘, im östl. Althessen‘ (Vil. 1868); Schiere ,Scheune‘, Oberellenbach (Hm. 1926); Schiere, Kirchberg 20. Jh. ● Im westl. Althessen hingegen Scheune üblich, gesprochen Schine (Vil.)

schickeschegge ,betrunken‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● In Gr.s Manuskript schégge geschrieben, also geschlossenes e bzw. offenes i als Stammvokal. ● Ableitung angeschiggert ,angetrunken‘, Kassel 20. Jh.

schicken ● ,auslangen, ausreichen, genügen‘, Hessen (Pfs. 1886); schiggen ,senden; ausreichen, genügen‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926), sech in wos scheggen ,sich in etwas fügen‘ (Hm.). ● Es schigget. ,Es reicht, es ist genug.‘ Kassel 20. Jh. Äs scheggt, dasselbe (Hm.).

schickeningscheggenink ,schickend, ausreichend‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Wos scheggenink machen ,etwas schickend machen, bewirken, daß es ausreicht‘ (Hm.).

schickernsich schickern ,sich zurückhaltend benehmen‘, Fritzlar und Umgebung (Vil. 1868). ● Schicker dich! ,Benimm dich! (Vil.)

Schickse f. ● Scheggse ,liederliches, ehrloses Frauenzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Aus der Studentensprache: Schickse ,leichtes Mädchen, Flittchen‘; älter: rotwelsch Schicksel n. ,Judenmädchen‘; aus dem Jiddischen: schickzo, schickzel, schickzeche ,nichtjüdisches Mädchen, christliches (Dienst-)Mädchen‘, zurückgehend auf hebräisch scheqes ,Unwürdiges, Abascheuliches‘ (Pff.).

SchiebekarenSchiewekahren ,Schubkarren‘, Kassel (Gr. 1894), Kassel 20. Jh. ● Siehe auch Schubkaren.

SchiebeküheSchiewekiewe ,Schiebe-, Zugkühe‘, Kassel 19. Jh. (Jonas 1894).

schiebenschiewen, Kassel 20. Jh. ● Stammformen: schiewen, schobb, geschowwen. ● Neben schieben auch schuben, siehe das.

Schieber f. ● Schibber ,Splitter‘ (Vil. 1868); Schiber m., f. gesprochen Schiwwer, ,Schiefer, Splitter‘ (Pfs. 1886); die Schewwer ,der Schiefer‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● die Schiwwer, Flurbezeichnung, Kirchberg 20. Jh. (die Schieber in hd. Schreibweise, 17. Jh.).

SchieberchenSchewwerchen ,kleiner Splitter‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schieberigschewwerech ,sich in kleine Splitter auflösend, splitterig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schiebern ● (sich) schibbern ,sich in kleine Splitter auflösen‘ (Vil. 1868); sich schewwern ,sich schiefern, abblättern‘, Kassel (Gr. 1894); sech schewwern ,sich in kleine Splitter zerlegen, sich abblättern‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript schéwwern.

SchiebersteinSchewwerstein ,Schieferstein, Dachschiefer‘, Kassel (Gr. 1894), Schewwersteeng ,Schiefertefel, Schultafel‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript Schéwwerstein.

SchiebertafelSchiwwerdafel ,Schiefertafel‘, Kassel 20. Jh.

schiebesschiwes gehn ,verloren gehen, draufgehen, untergehen‘, in Niederhessen sehr gebräuchlich (Vil. 1868); schiewes gehen ,schiefgehen, mißlingen, verloren gehen‘, Kassel (Gr. 1894); schiewes gän ,verloren gehen, zugrunde gehen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schießel m. ● ,kleine Tonkugel für Kinderspiele‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schiff n. ● ,Schiff, größeres Wasserfahrzeug‘, Kassel 20. Jh.

Schiff m. ● ,die Funktion des Urinierens‘, Kassel (Gr. 1894).

Schiffchen ● ,kleiner rechteckiger Kessel, in die Herdplatte eingelassen, zur Wassererwärmung bzw. zur dauernden Bereitstellung von warmem Wasser‘, Kassel 20. Jh. ● Sehr wahrscheinlich Umdeutung von *Schäffchen, vgl. mhd. schaf, schaffes n. ,Gefäß für Flüssigkeiten‘.

Schiffe f. ● ,Seiche, Urin‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schiffel m. ● Scheffel ,Weberschiffchen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schiffen ● ,urinieren‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schiffer ● ,Treideler; Mann, der Fuldakähne flußaufwärts zieht‘, Melsungen (Kirchenbuch 19. Jh.).

schilchen ● ,schielen‘, ganz Hessen fast ausschließlich üblich (Vil. 1868); schelchen ,schielen‘, auch: ,verstohlen nach etwas sehen‘, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.s Manuskript schélchen geschrieben, also geschlossenes e bzw. offenes i als Stammvokal. ● Vgl. mhd. schilhen (Aussprache schilchen). ● Siehe scheel.

Schindaas s. ● Schimpfwort, ganz Hessen, belegt in Marburg 1658 (Vil. 1868); Schennoos, häufiges Schimpfwort, Kassel (Gr. 1894); Schengoos, starkes Schimpfwort, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript Schénnoos.

schindensech schengen, auch: schennen ,sich quälen, abarbeiten‘, Kassel (Gr. 1894), sich schinnen, Kassel 20. Jh.; schengen ,eine Gans schinden, d.h. die geschlachtete Gans nicht braten, sondern statt dessen in Stücke zerhacken und einsalzen‘, ,jem. quälen, peinigen‘, sech schengen ,sich schinden, sich quälen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript schéngen, schénnen; schengen (schingen) ist ländliche Form, kein Stadtkasselänsch.

SchinderSchenger, auch: Schenner ,Schinder; grausamer Mensch, Tierquäler‘, Kassel (Gr. 1894), Schinner, Kassel 20. Jh.; Schenger ,Abdecker, Rasenmetzger; Tierquäler‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.s Manuskript Schénger, Schénner; Schenger ist ländliche Form, kein Stadtkasselänsch; richtiger siehe z.B. Ziegenschinder (Zächenschenner, Gr.).

SchindergasseSchingergasse, Schengergasse, die ,Schindergasse‘ in der Kasseler Unterneustadt, Waisenhausstraße (Gr. 1894). ● Die Unterneustadt war der „arme“ Stadtteil, scheinbar stärkerer Zuzug vom Lande (daher vermutlich auch die ländliche Form Schinger statt Schinner); Übername der Unterneustadt: Derfchen ,Dörfchen‘. ● Anmerkung zu Gr.s Artikel durch den Herausgeber seines Wörterbuchs Paul Heidelbach (1952): „Die in der Unterneustadt gelegene Waisenhausstraße hieß früher nach der hier wohnenden Familie Langschenkel die Langschenkel- oder Schenkelgasse und wurde in ihrem östlichen Teil Schindergasse genannt; denn das hier gelegene Haus Nr. 29 wurde in den Häuserverzeichnissen 1603 als Scharfrichters Haus, 1605 als Henkershaus und 1622 als Schinderei bezeichnet. 1605 wohnte in ihm Meister Hans der Scharfrichter, und noch 1768 war es die Wohnung des Nachrichters.“

Schindleich m. ● Schindleich, Schimpfwort (Vil. 1868); Schingeleich, Schengeleich ,Kadaver‘, auch derbes Scheltwort, Kassel (Gr. 1894); Schengleech m. ,Schindrasen, Bergungsstelle für das eingegangene Vieh‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Kassel (Gr.) semantisch offenbar angelehnt an hd. Leiche (siehe aber Schindleichsweg). Die eigentliche Bedeutung erhalten in Oberellenbach. ● Zur vermutlichen Bedeutungsentwicklung: Mhd. leichen ,hüpfen, aufsteigen, gelenkig biegen‘; foppen‘, leich m. ,Musikstück, Melodie, Gesang‘, ahd. leihhen ,zucken, wippen‘, leih m. ,Lied, Gesang, Melodie, Musik‘, got. laikan ,hüpfen, springen‘, bilaikan ,verspotten‘, laiks ,Tanz‘, altnord. leika ,spielen, fechten, jem. mitspielen‘, leikr ,Spiel, Spott‘, altengl. lācan ,sich schnell bewegen, spielen, fechten‘, lāc ,Spiel, Kampf, Beute, Gabe‘. Das in allen germanischen Sprachen verbreitete Substantiv, in mhd. Form leich, bedeutete ursprünglich offenbar ,Tanz, Spiel, Kampfspiel, öffentliches Vergnügen‘ und scheint – zumindest in Nordhessen – als Bezeichnung auf die Plätze, wo dergleichen stattfand, übergegangen zu sein. Sofern vor den Siedlungen gelegen, sind solche freien Plätze, Rasenplätze (später) offenbar auch als Schindrasen genutzt bzw. zu solchen umgewidmet worden, gewiß in einer Zeit, in der die ursprüngliche Bedeutung von Leich schon in Vergessenheit geraten war.

SchindleichswegSchingeleichsweg, von Bettenhausen (heute Stadtteil von Kassel) zur Abdeckerei, Schinderei führender Weg, Kassel (Lüttebrandt 1917). ● Gemeint: ,Weg zum Schindleich, d.h. zum Schindrasen‘.

Schindluder n. ● Schindluder, Schimpfwort (Vil. 1868); Schindluder mit einem driewen ,jem. schikanieren, übel behandeln‘, Kassel 20. Jh.; Schenglürer mit ämm schbälen ,mit jem. spielen, jem. verächtlich behandeln, dem Spott preisgeben‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schippe f. ● Schippe ,eiserne Schaufel‘, im östl. Hessen auch für Spaten gebräuchlich (Vil. 1868); Schebbe ,Schaufel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schebbe, Oberellenbach (Hm. 1926); Plur. auch: ,lange Finger- oder Zehnägel‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl mhd. schipfe m. ,Schaufel, Grabscheit‘, mhd. (md.) schippe f.

Schippe f. ● ,Mützenschirm‘, metaphorisch, wegen der Ähnlichkeit mit einer Schippe (Schaufel), ausschließlicher Ausdruck, ganz Hessen (Pfs. 1886).

Schippchen ● ,kleine Schippe (Schaufel); die vorgestreckte Unterlippe bei weinerlichen Kindern‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schippenmistsu füll wie Schebbenmäst ,so faul wie Schippenmist‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schirlitzchen ● ,leichtes Kleidungsstück, namentlich Umhängsel‘, Kassel (Gr. 1894).

Schirne f. ● Schirn ,öffentlicher Verkaufsplatz, in Hessen nur für Fleisch, daher Fleischschirn, Wildpretschirn‘ (Vil. 1868); ,Verkaufssplatz, -stand‘, Kassel, scheinbar nur belegt in Wilbertschirne (siehe das) und historisch: die alte Fleischschirne am Altmarkt.

Schiß m. ● Schiß ,Schiß, Scheiße, das Scheißen (also nicht nur das Produkt, sondern auch die Verrichtung des großen Geschäfts)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schäß ,menschliche und tierische Exkremente‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Schiß honn ,Angst haben‘, Kassel 20. Jh., (jo), en Schiß! ,derbe Ablehnung‘, Kassel 20. Jh., en Schäß!, dasselbe, Oberellenbach (Hm. 1926). Du bäst en Kärle wie’n Schobben Schäß. ,Du bist ein minderwertiger, zu nichts zu gebrauchender Mensch.‘ (Hm.) ● Aussprache von Schiß in Kassel mit kurzem offenem i, deshalb auch Schreibung Scheß. Das Wort entspricht lautlich nicht dem hochdt. Wort Scheiße, das im Niederhessischen keine lautliche Parallele hat. Gr. (1894, Kassel) verzeichnet Schiß an unterschiedlicher Stelle als Schäß und Scheß, letzteres im Manuskript – mit Akzent – als Schèß, d.h. die Aussprache ist also gleich: offenes e. Gleichwohl schreibt er Scheßdebbchen; das Manuskript hat Schéßdebbchen: hier also Scheß mit geschlossener Aussprache des e; auch Schreibung Schiß wäre möglich gewesen: sehr offenes i. Schäß (mit „niederhessischer Senkung“ des i-/e-Lauts) ist ländliche Aussprache in Teilen des Umlands von Kassel und erklärt sich in Kassel sicherlich durch starken Zuzug vom Land im Zuge der Industrialisierung im 19. Jh. (vgl. etwa auch die Dubletten is/esäs ,ist‘, SchinnerSchenger ,Schinder‘). Das ländliche Schäß hat sich gegenüber Schiß letztlich nicht durchgesetzt, gilt aber kurioserweise als sogenanntes „Kasseler Wörtchen“. – Gr. führt weiterhin an: Schäßarsch, Schäßkobb! Auch hier gegenüber dem „bürgerlichen“ Schißdibbchen (Scheßdebbchen) (Gr.) die derbere Unterschichten-Variante.

SchißarschSchäßoorsch ,schmutziger Mensch; kleiner Kerl; Feigling, Angsthase‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schißchenen Schäßchen ,ein bißchen; durchaus nicht!, keineswegs!‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schißdrecken Schäßdräck! ,Keineswegs!‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schisserigschesserig ,scheißerig, plötzlichen Stuhlgang verspürend‘, Kassel (Gr. 1894). ● Es wird mä schesserig. (Gr.) ● In Gr.s Manuskript schésserig.

schissigschässech ,mit Kot beschmutzt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schißtüpfen, -tüpfchen n. ● Schißdibben ,Nachttopf‘, Kassel 20. Jh., Scheßdebbchen, Schißdibbchen, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schäßdebben ,Nachtgeschirr‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schißwanst m. ● Schäßwanst ,ungezogenes Kind‘, Schimpfwort, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlabber f. ● Schlawwer ,redselige Person, Plaudertasche; nicht stillstehender Mund‘, gleichbedeutend mit Schlabbermaul, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894)

SchlabbereiSchlawwerei ,Geschwätz, ohrenbeleidigendes Schwatzen‘, Kassel (Gr. 1894).

schlabberigschlawwerich ,geschwätzig‘; auch: „verwandt mit ohliewig und blemberig“, Kassel (Gr. 1894).

Schlabberjuck m. ● Schlawwerjuck ,dünne, gehaltlose Flüssigkeit, namentlich dünner Kaffee‘, gleicbedeutend: Schlawwerjucksbrieh ,Schlabberjucksbrühe‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlabbermaulSchlawwermull ,Schwätzerin redselige Person, Plaudertasche; nicht stillstehender Mund‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894)

schlabbernschlabbern ,eilig und undeutlich sprechen‘ (Vil. 1868); schlawwern ,Geschwätz machen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,viel und unnütz reden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlabbertascheSchlawwerdösche ,Schwätzerin‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlachtemuldeSchlochtemolle ,Fleischmude, Fleischtrog‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlächterSchlächder ,Hausschlachter‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlachtewerkSchlachdewerk, gemeint: Würste, Schinken usw., Kassel 19., 20 Jh. (Gr. 1894); Schlochdewärk ,das Eingeschlachtete‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlacke f. ● Schlagge ,großgewachsener Junge (Bursche); ungewöhnlich großer Hund, Fisch und dgl.‘, Kassel (Gr. 1894), ,Lümmel‘, gutmütig, Kassel 20. Jh.. ● Scheint Spitzname der Kasseler Atstadtjungen geworden zu sein, dann verallgemeinert: Kasseler Schlacke ,ungehobelter, pfiffiger Kasselaner (der Unterschicht), ungeniert Dialekt oder Halbdialekt sprechend‘, nicht nur außerhalb Kassels gebräuchlich, sondern durchaus in Kassel selbst, 20. Jh.

schlacken ● unpers. ,gleichzeitig regnen und schneien‘ (Vil. 1868); schlaggen ,kalt regnen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. schlackern.

schlackerig ● ,trüb, naß‘, vom Wetter gesagt, besonders beim Auftauen des Winterfrostes (Vil. 1868); in der Verbindung schlaggeriches Wedder, d.h. Schlackerwetter (siehe das), Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schlackernschlaggern ,kalt regnen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlackernschlaggern ,wackeln, keinen festen Halt haben‘, Kassel 20. Jh.

Schlackerwetter ● ,Wetter, bei dem Schnee mit Regen vermischt fällt‘, besonders in Niederhessen üblich (Vil. 1868); Schlaggerwedder ,Regenwetter mit aufgeweichter Straße‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); ,kaltes und nasses Wetter‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlackwetter ● gleichbedeutend mit Schlackerwetter, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlafbetzel f. ● Schlofbätzel ,verschlafen aussehender Mensch, Schlafmütze‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlafbockSchlofbock ,verschlafen aussehender Mensch, Schlafmütze‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schläfernschleefern, unpers.: Es schleefert mech. ,Es schläfert mich, mich drückt der Schlaf.‘ Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlafezius m. ● ,ungeschickter Mensch; Schlingel‘, Balhorn (Sl. 1901).

Schlaffeez m. ● ,ungschliffener Mensch‘ (kein schlaffer!), Kasseler Gegend (Pfs.2, 1894).

schlaffeezig ● Adjektiv zu Schlaffeez (Pfs.2, 1894)

Schlafittchen s. ● am Schlafíttchen krichen ,beim Kragen packen‘, Kassel 20. Jh.

SchlafittichSchlafittich, Schlafitch m., „anstatt Schlagfittich“, in Hessen und anderwärts nur in Rdewendungen üblich: Einen beim Schlafittich kriegen. ‚Jem. erwischen und festhalten.‘ (Vil. 1868); am Schlahfíddich krechchen ,beim Arm, beim Kragen packen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schlafídch m., nur in der Redensart om Schlafídch grijjen ,jem. am Kragen fassen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● „An sich bedeutet Schlagfittich, die Schwungfedern des Flügels, … indes ist der Ausdruck von den Vögeln nicht mehr in Uebung.“ (Vil.) Bei Vil.s Deutung als „Schlagfittich“ fällt auf, daß der Wortakzent bei Schlafíttich auf der zweiten Silbe liegt und nicht auf der ersten. Es müßte, wenn Vil. recht hat, eine Akzentverschiebung stattgefunden haben wie z.B. bei Holunder, Hornisse und lebendig (zweite Silbe beschwert).

Schlafmatz m. ● Schlofmatz ,jem., der viel, oft, lange schläft‘, Kassel (Gr. 1894). ● Matz ist alter hessischer Vorname, Koseform von Matthias.

Schlagd f. ● Schlacht ,Ladeplatz für die Schiffsfracht in Kassel‘ am linken Fuldaufer, Kassel 19., 20. Jh.

SchlagdhaseSchlachthase ,Lastträger, eigentlich Lastträger an der Schlagd‘, dann verallgemeinert: „ehe es Dienstmänner gab“; ,Eckensteher‘, auch: ,roher Mensch‘, Kassel (Gr. 1894).

SchlagdlümmelSchlachtlemmel ,roher Mensch, Lümmel‘, Kassel (Gr. 1894).

schlahenschlahn ,schlagen‘, Kassel (Gr. 1894), schlohn, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Stammformen: schlahn, schluhch, geschlahn, Kassel 19. (und frühes 20.) Jh.; schlohn, schluck, jeschlohn, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlahmöllerSchlohmeller ,Schlagmüller, Ölmüller‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlahmühleSchlohmeele ,Schlagmühle, Ölmühle‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlahningschlohnink ,schlagend‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hä färt sech wie vär’m schlohningen Güll. ,Er fürchtet sich wie vor einem schlagenden Pferd.‘ (Hm.)

SchlamasseSchlamassel, Schlamassen ,unordentliche Masse, Masse von Unrat‘ (Vil. 1868); in de Schlammássen bringen, kummen ,in übles Gerede bringen, kommen; in üble Lage, in Unglück geraten‘, Kassel (Gr. 1894); Schlamásse f. ,unordentliche Masse, Unrat‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Entspricht hd. Schlamassel ,unangenehme Situation, Unglück, Mißgeschick‘; aus dem Jiddischen. (Pff.)

Schlamm-MulchSchlammulch, übertragen: ,Säufer‘, Kassel (Bennecke 1904).

Schlampampe f. ● Schlambámbe ,unordentliche, faule, unreinliche, nachlässige Frauensperson, doch meist gemütlich‘, Kassel (Gr. 1894).

Schlampe f. ● ,nachlässige, unordentliche Frauensperson‘, in Hessen wie anderwärts sehr üblich (Vil. 1868); Schlambe, gleichbedeutend mit Schlampampe, Kassel (Gr. 1894), ,verlotterte Frauensperson‘, Kassel 20. Jh. ● Siehe Schlumpe. ● Männliche Gegenstücke zu Schlampe nach Pfs. (1886) Schlamp und Schlampes.

schlanzierenschlanzieren gänn ,schlanzieren gehen, sich müßig herumtreiben‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. slenzic ,müßig, träge‘.

Schlappe f. ● ,Pantoffel‘ (Vil. 1868).

Schlappen m. ● Schlabben ,Pantoffel, leichter (ausgetretener) Schuh, Sandale‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schlappenrat m. ● Schlabbenrad (richtiger: -rot, mit offenem o) ,Schuster‘, Kassel (Gr. 1894). ● Gr. fügt in Klammern hinzu: „Friedrich Schmidt, Wilhelmstraße 17“; dieser dürfte demnach als erster mit der humoristischen Bezeichnung gemeint gewesen sein.

SchlapperbrüheSchlabberbrieh ,schwache Suppe, schwacher Kaffee‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schlapperigschlabberich ,schwach, schlapp, fad‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● De Subbe schmecket mä schlabberich. ,Die Suppe schmeckt dünn, fad.‘ Äs es me so schlabberich. ,Mir ist unwohl, bin schwach.‘ (Gr.)

schlappernschlabbern ,mit Geräusch auflecken‘ (Vil. 1868); schlabbern ,geräuschvoll schlürfen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Siehe schluppern.

schlappernschlabbern ,wackeln, schaukeln‘ (Pfs. 1886); schlabbern ,wackeln, wackelnd herunterhängen (z.B. weite Garderobe), Kassel 20. Jh. ● Siehe schluppern.

Schlappich m. ● Schlabbich ,träger, nachlässiger Kerl‘, Kassel 20. Jh.; Schlabbch ,fauler Kerl‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlappmaulSchlabbmull ,Mund mit Hängelippe‘, auch abwertend für ,Mund‘, insbesondere für ,Mund, der nicht stillsteht‘; übertragen: ,Schwätzer(in)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894)

SchlappsackSchlabbsack ,träger Kerl‘, Kassel 20. Jh., ,unordentlicher, träger Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlappschnude f. ● Schlabbschnudde = Schlabbmull ,Schlappmaul‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchlargesSchlarjes ,lang aufgeschossener junger Mensch‘, Kassel (Lüttebrandt 1917).

Schlauder m. ● Schludder ,Verschwender‘, Kassel (Bennecke 1904).

Schlauder f. ● Schlürer ,unordentliche, nachlässige weibliche Person‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. spätmhd. slūderer m. ,jem., der übereilt, nachlässig arbeitet‘

schlauderigschlürerech ,unordentlich, nachlässig, liederlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlaudermutz m. ● Schludermutz ,Leichtfuß‘, Kassel (Bennecke 1904).

schlaudernschludern ,schleudern, mit weit ausholenden Armen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,nachlässig arbeiten‘, Kassel 20. Jh.; schlürern ,schleudern, schleudernd wegwerfen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. slûdern ,schleudern, schlenkern‘. (Lex.) Nhd. schlaudern,nachlässig gehen, schlendern‘ (Luther, Pff.) ● Siehe schluddern.

SchlauderpreisSchluderpreis ,Schleuderpreis‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchlaudersackSchlürersack ,unordentlicher, oberflächlicher Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlaudrianSchluderjahn ,unordentlicher Mensch, oberflächlich arbeitender Mensch‘, Kassel 20. Jh.; Schlürerjohn ,unordentlicher, oberflächlicher Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlaute ● ,Flasche‘, siehe Schlutte.

schlehneschlähne ,allmählich bergaufführend‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. lehne.

SchleicherSchlicher, Schlichert ,Duckmäuser, Leisetreter‘, Kassel (Gr. 1894), Schlicher ,schleichend sich bewegender Mensch, Aushorcher‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schleierschloßeweißschlaierschloßewiß ,schneeweiß‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe schloßeweiß.

Schleifgele f. ● ,Mädchen von dummer bäurischer Manier, dazu faul, nachlässig‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe Gele.

SchleifschuhSchleefschuch ,nachlässig gehender Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlenkerbein ● ,Mensch, welcher die Beine schlenkernd bewegt‘, Spottwort (Vil. 1868); Schlenkerbeeng ,Person, die beim Gehen die Beine schlenkert, in kreisende Bewegung versetzt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Schlenkerbein, offenbar auch in Kassel gebräuchlich: Eine Tochter der berüchtigten Kasseler Diebsfamilie Schebe (1830er Jahre) wurde Anne Marthe Schlenkerbein genannt (Gr. 1894).

Schlette f. ● ,großer Mund, zumal mit vorstehenden,aufgeworfenen Lippen‘, Schimpfwort für ,Mund‘ überhaupt (Vil. 1868); Schledde ,Unterlippe‘, Kassel 19. Jh. (Herzog), ,Mund‘, scherzhaft, abfällig, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,Maul, Mund‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchleuseSchließe, Kassel (Gr. 1894).

Schlicker m. ● ,leichter überraschender Stoß, Stups (der den Gestoßenen aus dem Gleichgewicht bringt oder bringen könnte)‘, Kassel 20. Jh. (C. Müller 1925).

schlickern ● ,mit Heftigkeit bzw. rasch hinwerfen, hinschleudern‘, Niederhessen (Vil. 1868); schleckern, schliggern ,von sich schleudern, besonders: zähe, schleimige Flüssigkeit‘, Kassel (Gr. 1894), ,etwas durch kurze rasche Bewegung von sich schleudern‘, Kassel 20. Jh.; schleggern,schleudern, werfen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.’s handschriftl. Manuskript schléckeren. Vil. führt das Wort unter schläckern.

Schliere f., Schlier m. ● ,Skrofel, blindes Geschwür, Balggeschwulst und dgl.‘, nördl. Niederhessen, zumal Kassel (Vil. 1868); Schliere f. ,Luftbläschen in schleimiger Substanz, z.B. Farbe, Leim‘, Kassel 20. Jh.

Schlimpe f. ● Schlembe ,Schlinge‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlimpenschlemben ,eine Schlinge binden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlinze f. ● Schlenze ,Mund‘, gleichbedeutend mit Schlette, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.’s Manuskript Schlénze.

SchlippenSchlippe f., üblicher: Schlippen m. ,Rockschoß, unterer Teil des Fracks oder Oberrocks‘, allgemein üblich (Vil. 1868); Schleppen ,Rockschoß, besonders am Frack‘, Kassel (Gr. 1894); Schlebben m. ,Rockschoß, Rockzipfel‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Gr.’s Manuskript Schléppen.

Schlippchen ● ,windiges, wie ein Rockschlippe flatteriges Bürschchen‘ (Pfs. 1886); ,unzuverlässiges Bürschchen‘, Kassel 20. Jh.

SchlippenrockSchlebbenrock ,Gehrock‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schloße f. ● ,Hagelkorn‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schloßen ● ,hageln‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schloßeweißschloßweiß ,ganz weiß, rein weiß‘, in Hessen üblich (Vil. 1868); schloßewiß,ganz weiß‘, wörtlich: ,hagelweiß‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr.), ,ganz weiß, schneeweiß‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlubbernschlubbern ,schlabbern, geräuschvoll schlürfen‘, Kassel (Gr. 1894), ,hastig und geräuschvoll Flüssiges oder Breiiges zu sich nehmen‘, Kassel 20. Jh.

Schlucken m. ● ,Schluckauf‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1984); Schloggen, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schluckespeck m. ● Schlukspeck (gewöhnlich Schlukspecht ausgesprochen und damit unverständlich gemacht) ,habsüchtiger Mensch, dessen Habsucht sich in auffallender, gemeiner Weise äußert‘ (eigentlich ,jem., der Speck schluckt, große Brocken schlingen kann‘), nördlichstes Hessen (Vil. 1868); Schluggespeck ,jem., der sich beim Essen egoistisch verhält, das Beste vorwegnimmt‘, Kassel (Gr. 1894).

schluffern ● ,schlurfen, schleppend gehen‘, Kassel (Gr. 1894).

Schluffert m. ● ,Duckmäuser, Leisetreter‘, Kassel (Gr. 1894).

Schlumpe f. ● ,nachlässige, unordentliche Frauensperson‘, aber derber als Schlampe (s.d.) und fast noch üblicher (Vil. 1868). ● Siehe verschlumpen.

schlumpen ● intrans. ,schlumpig, schlampig einhergehen‘, trans. ,jem. verprügeln‘ (Pfs. 1886); wie bei Pfister, dazu: ,glücklich vonstatten gehen‘, Balhorn (Sl. 1901).

Schlumper f. ● Schlomber ,unordentliche, leichtsinnige weibliche Person‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlumperigschlomberech ,unordentlich, liederlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlumpscherweiseschlomscherwiese ,durch einen glücklichen Zufall‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schlunk m. ● ,Schlund‘, überall in Hessen (Pfs. 1886); ,Schlund‘, übertragen: ,habgierige Person‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schlönk ,Schlund‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mnd. slunk m. ,Schlund, Kehle‘.

Schlunkhals ● ,habgierige Person‘, Kassel (Gr. 1894).

schlunzen ● ,in tadelnswerte Weise müßig gehen, nachlässig gekleidet sein, besonders im Hinblick auf Frauen‘ (Vil. 1868); ,nachlässig und trödelnd arbeiten, der Arbeit aus dem Weg gehen, sich dem Müßiggang hingeben‘, Kassel 20. Jh.

Schlunze f. ● ,arbeitsscheue, träge, unordentliche und unsaubere Frauensperson‘, in ähnlichem Sinn wie Schlampe, nur daß in Schlunze mehr der Müßiggang, in Schlampe mehr die Unordnung hervorgehoben scheint (Vil. 1868); ,Schlampe‘, Kassel (Gr. 1894); Schlonze ,unsaubere, liederliche weibliche Person‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlüpfchenSchlibbchen ,(kleiner) Taugenichts, Schlitzohr‘, Kassel 20. Jh., ,leichtsinniger Mensch, Taugenichts‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchlüpfchenSchlibbchen Kursiver Text,einspänniges Fuder‘ (Raummaß, z.B. für Kohlen), Kassel (Gr. 1894).

schlupfenschlubben ,schlüpfen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchlüpfstreicheSchlebbstreeche ,leichtsinnige Streiche, Bubenstreiche‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schluppe f. ● ,Bandschleife‘, allgemein üblich, besonders in Niederhessen, wo an die Mützen der Bäuerinnen Bänder mit Schleifen (Schluppen) angeheftet zu werden pflegen; hd. Schleife ist unbekannt (Vil. 1868); Schlubbe ,Schleife, Haarschleife, Zierschleife, Zierknoten (eines Bandes, Halstuchs)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schlupp ● niederhess. Interjektion im Sinne von ,wupp dich!‘ (Pfs.1, 1889); schlubb! auch: schlubbdich! Interjektion: ,flugs, im Nu‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchlupperkohlSchlubberkohl ,dünnes Kohlessen‘, abwertend, Kassel 20. Jh.

schluppernschlubbern ,mit schnellen Schlucken schlürfen‘, Kassel 20. Jh.; sich durchschlubbern ,kärglich auskommen, von der Hand in den Mund leben’, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Siehe schlappern.

Schlusser ● ,Schlosser‘, Kassel (Gr. 1894). ● Vorform *Schlooßer (< mhd. *slôzer), Ableitung von mhd. slôz (neben sloz). Kürzung des langen, geschlossenen o hat geschlossenes kurzes o ergeben, das als u aufgefaßt worden ist. In Oberellenbach (Hm. 1926) hingegen Schlosser wie hd. mit kurzem offenen o.

SchlüttchenSchliddchen ,kleine Schlutte‘, Kassel (Gr. 1894).

Schlutte f. ● Schlutte ,Krug von zylindrischer Form‘, Niederhessen, sonst unbekannt (Vil. 1868); Schlaute, die schwälmerische (und oberhess.) Form von niederhess. Schlutte (Pfs.1, 1889); Schludde ,langer schmaler Krug, Steinflasche‘, Kassel (Gr. 1894); ,Flasche‘, Kassel 20. Jh.; Schlüdde ,bauchiger irdener Krug‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Im nd. Niederhessen slute; früher Beleg: Eszig sluten, Grebenstein 1430 (Vil.), hd. beeinflußt? Die korrekte nd. Form wäre slude (mnd. nicht belegt). ● Vgl. mhd. slûte ,weites Frauenkleid für den Oberkörper‘; so genannt vielleicht wegen der flaschen- oder krugähnlichen Form.

Schluttenbeere f. ● Schlüddenbäre ,dicke und längliche Birnenart‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchluttendewesSchluddendehwes ,junger energischer, aber dummer Mensch, der noch Führung braucht‘, Kassel (Gr. 1894). ● Dewes ist hessische Kurzform des Vornamens Matthäus.

SchluttenschisserSchluddenschisser ,junger energischer, aber dummer Mensch, der noch Führung braucht‘, Kassel (Gr. 1894).

SchlutterfaßSchlotterfaß ,aus Holz gedrehtes, spindelförmiges mit Wasser oder feuchtem Gras gefülltes Gefäß, was die Grasmäher an einem Gürtel auf dem Kreuz tragen, um den Wetzstein darin zu bewahren und feucht zu erhalten‘ (Vil. 1868); Schlodderfaß (o geschlossen) ,mit Wasser angefülltes hölzernes oder blechernes Gefäß für den Wetzstein, den die Mäher am Leibriemen tragen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlutterigschlodderech (o geschlossen) ,hin und her schwankend‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schlutternschluddern ,schütteln, um etwas zu entfernen; in kurzen Stößen von sich wegstoßen, wegschleudern‘, Kassel (Gr. 1894); schloddern (o geschlossen) ,hin und her schwanken‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Geht zurück auf mhd. slotern, slottern, sluttern ,zittern, schlottern‘. Kasselänsch schluddern ist semantisch offenbar beeinflußt von schludern ,schleudern‘ (siehe schlaudern). ● Kompositum: usschluddern (Gr.).

Schmacht m. ● ,Heißhunger‘, Niederhessen (Pfs. 1886); ,Hunger‘, Kassel 20. Jh.

schmächterlichschmächderlech ,schmächtig, schwach‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchmachtlappenSchmachtlabben, -läbbchen ,Person, Kind von besonderer Willensschwäche und schwächlicher Erscheinung‘, Kassel (Gr. 1894), ,unansehnlicher, schwächlicher Mensch‘, Kassel 20. Jh.

Schmachtriemen ● ,Hungerriemen‘, Kassel (Gr. 1894), ,Gürtel‘, Kassel 20. Jh. ● Den Schmachtriemen anziehen, engerschnallen, Mahnung an Hungernde (Pf. 1886); den Schmachtriemen emmeschnallen ,darben‘ (Gr.), den Schmachtriemen engerschnallen ,den Gürtel wegen Hungers engerschnallen‘, Kassel 20. Jh.

schmacken ● ,schmetternd hinwerfen, klatschend an den Boden oder gegen eine Wand werfen‘, Niederhessen (Pfs.1, 1889); schmaggen ,etwas werfen, so dass es beim Aufschlagen klatscht‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schmagucke f. ● Schmakucke f., meist Plur. ,leere Ausflucht, Intrige‘, allgemein gebräuchlich (Vil. 1868); Schmaguggen Plur. ,Unwahrheiten, Vorspiegelungen (auch zum Spaß)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schmagugge f. ,Schwindel, Lüge‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchmaguckenmacherSchmaguggenmacher ,einer der andere an der Nase herumführt‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schmälzen, schmalzen ● ,Schmalz oder Butter an das Essen tun‘, Kassel (Gr. 1894).

Schmant m. ● Schmand ,Rahm‘, in Hessen ausschließlich gebraucht (Vil. 1868); Schmand ,Sahne, Rahm; Schaum auf dem Bier; Tressen am Kragen der Unteroffiziere‘ (Pfs. 1886); Schmand, Schmant ,Milchrahm; Tressen am Kragen von Soldaten‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schmaant ,Rahm‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hä hot schunt Schmand am Kragen. ,Er ist schon Unteroffizier.‘ (Gr.). Schmand am Kraachen hon ,kein einfacher Soldat mehr sein‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr.). ● Vgl. mnd. smant ,Rahm der Milch‘.

Schmantkonfirmand m. ● Schmandkumfermand(e), Spitzname für den Konfirmanden an den Konfirmationstagen, Kassel (Gr. 1894). ● Vgl. Schmanttüpfen.

SchmantkuchenSchmaantkuchen (u kurz) ,Kuchen mit Rahmüberguß‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmanttüpfen m. ● Schmanddibben, Spitzname für den Konfirmanden an den Konfirmationstagen, Kassel (Gr. 1894); Schmaanddebben ,Topf zur Aufbewahrung des Rahms‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. Schmantkonfirmand.

SchmarakelSchmarahkel, auch Schmerahkel ,nasser Schmutz, Kot, besonders an ungehöriger Stelle, z.B. in Röhren, Schächten (Kanälen)‘, auch bildlich für ,Skandalgeschichte, Skandalangelegenheit‘, Kassel (Gr. 1894); Schmaragel m. ,dicker Schlamm, Morast, Kot‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Schmerakel.

schmatschen ● ,schmatzen (beim Essen)‘, Kassel (Gr. 1894).

SchmatterSchmatter, Schmetter, Schmadder ,weicher Kot, besonders Straßenkot‘ (Vil. 1868); Schmadder ,flüssiger Straßendreck‘, Kassel 20. Jh.; ,flüssiger Dreck, namentlich tiefer Straßenschmutz‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schmatterigschmadderech ,morastig, schmierig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchmeckewöhlchenSchmeggewehlchen ,Delikatesse‘, Pl. Schmeggewehlerchen, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Schmeckewehlchen machen ,etwas Gutes essen, sich dem Wohlleben hingeben‘, Kassel (Gr. 1894).

schmeißen ● ,schlagen, werfen (im Sinn des Hinwerfens, Niederwerfens)‘, üblichster Ausdruck in Hessen (Vil. 1868); schmissen ,mit Wucht werfen‘; ,(etwas) fallen lassen‘, ,ausschlagen (vom Pferd)‘, Kassel (Gr. 1894); ,mit Wucht werfen‘, was hinneschmissen ,etwas fallen lassen‘, Kassel 20. Jh.; ,schlagen, heftig schlagen; ausschlagen (von Pferden)‘, namentlich in Zusammensetzungen häufig ,werfen‘, Oberellenbach (Hm. 1926) ● Vgl. mittelhochdt. smîzen ,schlagen‘.

SchmerakelSchmeraagel, Schmiraagel ,feuchter abgesetzter Schmutz; Schmiererei, Verschmiertes‘, Kassel 20. Jh. ● Siehe Schmarakel.

Schmere f. ● Schmäre ,Schmiere, schmieriges Fett, schmieriger Schmutz‘, Kassel 20. Jh., ,schmierige Flüssigkeit, schmieriges Fett‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. smer.

schmerenschmieren ,schmeicheln‘, ausschließlicher Ausdruck in Hessen, schmeichelngänzlich unbekannt (Vil. 1868); schmären ,schmieren, bestreichen (Brot)‘, Kassel 20. Jh., ,streichen, bestreichen (ein Stück Brot); einfetten, ölen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Einem imme den Bart rimmer schmeeren ,jem. schmeicheln‘, Kassel (Gr.).

SchmerkatzeSchmärkatze ,Schmeichelkatze, sich anschmiegendes Kind‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmerlatz m. ● ,schmutzige Person‘, Kassel (Gr. 1894).

SchmerwerkSchmärwerk ,Brotaufstrich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmetsche f. ● ,Grasmücke‘, Vogelart, Gudensberg, Felsberg, Fritzlar und Umgebung (Vil. 1868).

Schmickse f. ● Schmegse ,Schnurre, lustige Anekdote‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmiß m. ● (i offen) ,Schlag, Hieb‘, häufiger gebraucht im Plur.: Schmisse ,Schläge, Prügel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); übertragen: ,Häufchen, Anzahl‘, Kassel (Gr. 1894). ● En ganzer Schmiß Geld, etwa: ,ein ordentlicher Batzen Geld‘ (Gr.). ● Zur Wortbedeutung siehe schmeißen.

SchmisserSchmesser ,Pferd, welches ausschlägt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmitz m. ● ,der von Zwirn geflochtene Ansatz an der ledernen Schnur der Peitsche, welcher zum Klatschen dient‘, östl. Hessen (Vil. 1868); Schmetz ,kurze Hanfschnur, die an den Peitschenriemen gebunden wird und das Knallen hervorruft‘,Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmorags m. ● ,nasser Unrat, aufgeweichter Straßenkot‘, Schwalm (Pfs.1, 1889).

Schmu m. ● ,Betrug, Schummelei, unerlaubter Gewinn oder Vorteil bei Handelsgeschäften‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schmu machen ,sich heimlich aneignen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Von jidd. schmu.

Schmuch m. ● Schmuch ,stiller Mensch, der jedoch mehr in sich trägt, als es den Anschein hat‘ (Vil. 1868); Schmuhch ,Duckmäuser, Leisetreter‘, Kassel (Gr. 1894); Schmühch ,stiller, verschlossener, aber listiger Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hinterm Schmuchen soll man’s suchen. Schwalm (Vil.).

schmuckeln ● ,übel riechen‘, Niederhessen (Pfs. 1886).

schmuddeligschmudelich, schmuddelich ,unsauber, nicht gehörig rein, etwas schmutzig‘ (Vil. 1868); schmuddelich Kursiver Text,unsauber, schmutzig‘, Kassel 20. Jh.; schmorrelech ,unsauber, schmutzig, schmierig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schmudel m. ● ,schmutzige Person (etwa wie Schmerlatz, Schlampampe)‘, Kassel (Gr. 1894). ● Den Schmudel machen ,jemandes Aschenbrödel sein‘ (Gr.).

schmunzenschmonzen ,schmunzeln‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. md. smunzen, 14. Jh.

schmürgeligschmirchelig ,ranzig, angebrannt riechend‘, Kassel (Gr. 1894).

schmürgelnschmirgeln ,ranzig, angebrannt riechen‘, Kassel (Gr. 1894). ● Ableitung von schmurgeln.

schmutchenschmodchen ,feucht werden, modrig werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnabulierenschnawwelieren ,mit Wohlbehagen essen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); ,mit Behagen verzehren‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnallen ● wie hochdeutsch, auch: ,gierig essen‘, Kassel 19. Jh. (Herzog); trans. ,eine schallende Ohrefeige geben‘, intrans. ,viel und schnell essen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnankern ●,naschen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnappe f. ● ,der äußerste Rand, die äußerste Ecke‘ (Vil. 1868); ergänzend zu Vil.: Plur. ,Prügel; Fliegenklatsche; Schmitz an der Peitschenschnur‘; Schnabbe ,Schläge, Prügel‘, Kassel 19., 20.Jh. (Gr. 1894), auch ,Schnappe an der Peitsche‘, Kassel (Gr. 1894), ,Kippe, äußerster Rand‘, Kassel 20. Jh.; ,äußerstes Ende, Endpunkt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Setz doch die Teller nicht so auf die Schnappe, d.h. so dicht an den Tischrand (Vil. 1868). Stell die Dasse nit so uff de Schnabbe, d.h. an die Tischkannte. Das steht uff der Schnabbe. ,Das steht auf der Kippe.‘ Kassel 20. Jh. De Kuh schdätt off der Schnabbe. ,Die Kuh muß demnächst kalben.‘ (Hm.).

schnappe ● ,hinkend‘, ziemlich allgemein (Pfs. 1886).

schnappen ● ,unversehens von einm Rande herabfallen; hinken‘ (Vil. 1868); ergänzend zu Vil: ,schlagen‘ (Pfs. 1886); schnabben ,ergreifen‘, ,mit Appetit, rasch, gierig, viel essen‘, ,prügeln, schlagen‘, ,unversehens (weg)kippen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), auch ,hinken (wenn ein Bein kürzer ist als das andere)‘, Kassel (Gr. 1894); trans. ,schlagen, prügeln‘, intrans. ,gierig nach etwas greifen; mit der Peitsche knallen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Ech schnabbe dä ’n Oorsch. ,Ich verhaue dich.‘ (Hm.)

Schnäpper m. ● Schnepper, „an der unteren Eder einer der zahlreichen Namen jener kleinen Kartoffel-Pfannekuchen, die an die Ofenplatte geschnappt und daselbst geröstet werden“ (Pfs. 1886).

schnarbelnschnarbeln, schnerbeln ,schnell und unverständlich sprechen, viel und unnötigerweise reden, durch die Nase reden, mit dünner Stimme reden wie die kleinen Kinder‘, allgemein üblich (Vil. 1868)

schnärchelnschnercheln, Ausspracheeigentümlichkeit im Niederhessischen (Pfs. 1886); schnärcheln ,schnüffeln, Geräusch des Atmens durch eine unsaubere Nase‘, Kassel (Gr. 1894). ● Nach Pfs. verstand man im 19. Jh. unter Schnercheln eine in Teilen Niederhessens (südl. von Kassel) vorkommende Sprechweise, die in der 2. Hälfte des 19. Jh. allmählich zurückgegangen ist: Sprechen mit gehobener Stimme, dazu i-Nachschlag nach dem Stammvokal in manchen Wörtern („Jotierung“), z.B. uinse für unse (vgl. dazu Schnercheln und Kerksen).

schnaubenschnuwen ,schnaufen‘, Kassel 19., 20.Jh. (Gr. 1894).

schnäubenschniewen ,schnaufen‘, Kassel (Gr. 1894). Schniewen < *schnüwen, Umlautform von schnuwen, siehe schnauben.

Schnecken m. ● Schnecke (sic) m. ,Nasenschleim‘, untere Eder (Pfs. 1886); Schnäggen m. ,zusammenhängende Masse Nasenschleim‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hd. Schnecke siehe Schnegel.

SchneckenbockSchnäggenbock ,naseweiser Bube‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchneckennaseSchnäggennose ,Nase, die dauernd Schleim absondert; vorlautes Kind‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchneeSchnee, Kassel 20. Jh.; Schnai, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchneeplockeSchnaiblogge ,Schneeflocke‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnegel m. ● Schnegel, auch Schnaegel, Schnael, Schneel, Schneil gesprochen, ,Schnecke‘ (Vil. 1868); Schnächel ,Schnecke‘, Kassel 19., 20.Jh. (Gr. 1894); Schnähl m., Oberellenbach (Hm. 1926).

schnegelfettschnegelsfett, beliebter Vergleich (Pfs.1, 1889); schnächelfett ,schneckefett, sehr fett, gemästet‘, übertragen: ,besoffen‘, Kassel 19., 20.Jh. (Gr. 1894); schnählfädde ,sehr fett‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnegelshäuschenSchnählshißchen ,Schneckenhaus‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnegelsnase ● ,rotzige Nase‘, Schwalm (Pfs.1, 1889).

schneienschneen ,schneien‘, Kassel (Gr. 1894); schnaien, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnetternschnäddern ,rasseln, schnell dahinsausen (von Wagen)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchniepeSchniebe, an Kleidern: ,Schneppe, schnabelförmig spitz zulaufendes vorn, oft hinten an der Taille‘, Kassel (Gr. 1894).

Schnipp m. ● Schnipp, Schnipchen, Schnipsel ,Speise aus Käsematte, saurem Rahm, Salz und Kümmel, vor allem als Brotaufstrich‘, hauptsächlich im östl. Hessen und Fuldischen üblich (Vil. 1868).

SchnippelbohneSchnibbelbohne ,Schnittbohne‘, beliebtes Gemüse, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schnippelnschnibbeln ,woran herumschneiden; in kleine Stückchen schneiden‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchnipperbohneSchnebberbonn ,Schnittbohne, Gemüsebohne‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnippernschnebbern ,fortwährend schneiden, in kleine Teichen schneiden, schnitzeln‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnitze f. ● ,zerschnittene und Hurden gedörrte Apfelstücke, Niederhessen (Pfs. 1886); Schnetze ,Obstschnitte‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Gilt nur für Äpfel, gedörrte Birnen sind Hutzeln (Pfs.)

schnitzenschnetzen ,zurechtschneiden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schnucken ● in Niederhessen ausschließliches Wort für ,naschen‘ (Pfs. 1886); schnuggen ,naschen‘, Kassel (Gr. 1894), schnüggen, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnuckerSchnügger ,Nascher, Feinschmecker‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnückerSchnigger ,jem., der gern nascht‘, ,jem., der einfache Hauskost tadelt, daran etwas auszusetzen hat‘, Kassel (Gr. 1894).

SchnückelchenSchnickelchen, auch Schnuckelchen: zärtliche Bezeichnung für Kinder, Kassel (Gr. 1894); Schnuggelchen, Kassel 20. Jh.

schnückschschnuckisch, Adjektiv zu schnucken (Pfs. 1886); schnicksch ,naschhaft‘, Kassel 19., 20.Jh. (Gr. 1894), ,wählerisch im Essen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnuckmaulSchnuggmull ,jem., der gern nascht‘, Kassel (Gr. 1894).

SchnucksackSchnüggsack ,naschhafter Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnuckwanstSchnüggwanst ,naschhafter Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnuckwerkSchnuggewerk ,Naschwerk‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schnüggwärk ,leckere Speisen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnudel f. ● ,unreinliche Person‘, Kassel (Gr. 1894).

schnuffeln ● ,beständig durch die Nase schnaufen; Aufziehen des Schleimes‘, besonders Niederhessen (Pfs. 1886); schnuffeln ,schnüffeln, schnuppern‘, Kassel 20. Jh.; schnüffeln ,schnüffeln, den Schlem in der Nase hochziehen; an etwas herumriechen, schnuppern‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnuffelnaseSchnuffelnase ,jem., der überall herumschnüffelt‘, Kassel 20. Jh.; Schnüffelnose ,Nase mit starker Schleimabsonderung; Kind, das dauernd die Nase hochzieht (Schimpfwort), Mensch, der überall herumriecht, Schnüffler‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchnullerSchnuller, Schnüller, Schniller ,Penis‘, allgemein üblich (Vil. 1868); Schnuller ,Penis‘, vor allem der kleiner Jungen, bei Erwachsenen eher scherzhaft gemeint, Kassel 20. Jh.

schnullern ● ,pinkeln (von kleinen Jungen, männlichen Säuglingen)‘, Kassel 20. Jh.

schnupfensich schnuppen, sich schnippen ,sich schneuzen; riechen, bemerken‘ (Vil. 1868); (sich) schnubben ,(sich) schneuzen‘, Kassel 20. Jh.; sech schnübben ,sich schneuzen‘,Oberellenbach (Hm. 1926).

schnupfernschnubbern ,stoßweise riechen, schnüffeln‘, trans. auch: ,etwas bemerken, meist Unangenehmes‘, Kassel 20. Jh.

Schnuppe m. ● Schnübbe ,äußerstes Ende, Rand, z.B. eines Tisches, eines Brettes‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. Schnappe.

Schnuppel m. ● Schnübbel ,das männliche Glied‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnüppel m. ● Schnibbel ,Endstück, Teilstück, Zipfel (z.B. Wurst); Penis‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schnurbel f. ● Schnurwel ,jem. mit runzliger (früher auch: durch Pockennarben entstellter) Haut‘, Kassel (Gr. 1894).

schnurbelnschnurweln ,schrumpfen, schrumpeln‘, Kassel 20. Jh.

schnurbelnschnorweln ,undeutlich vor sich hin reden, vor sich hin knurren‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schnurbes m. ● Schnurwes ,Schnurrbart‘, Niederhessen (Pfs. 1886), Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schnurcheln ● ,leise atmend schlafen‘, Kassel 20. Jh.; schnorcheln ,leise schnarchen, röcheln‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Auch übertragen: De Piffe schnorchelt. ,Die Pfeife schnurchelt.‘ (Hm.)

Schnurr f. ● Schnur, „fast“ Schnurr, oft auch Schnor, stets mit kurz ausgesprochenem Vokal, ,Schwiegertochter‘, üblicher als Schwiegertochter; sehr oft, besonders im westlichen Hessen, schon in Hersfeld, deminuiert: Schnurchen, Schnorche, Schnörche, Schnerch (Vil. 1868). ● Vgl. ahd. und mhd. snur ,Schwiegertochter‘.

schnurrenschnurren ,zusammenschnurren, verschnurren ,eintrocknen (halbverbrannter Braten, getrocknetes Obst, verwelkter Menschlicher Körper)‘ (Vil. 1868); ,sich schnell drehen (vor allem von Rädern), schnell von der Hand gehen‘, innschnurren, zusammenschnurren ,einschrumpfen‘, schnurren gehn ,losgehen, um Gesellschaft zu suchen‘, Kassel 20. Jh.; schnorren ,sich schnell im Kreise drehen; müßig umhergehen, um zu schwatzen und Neuigkeiten zu erfahren‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Das schnurrt nur so. ,Das flutscht, geht schnell von der Hand.‘ Kassel 20. Jh.

SchnürkelSchnirkel ,Schnörkel‘, Kassel (C. Müller, 1925)

schnürzel ● ,anmutig, lieblich‘, Schwalm (Pfs.1, 1889).

SchnütchenSchniddchen ,kleiner Mund; Kuß‘, Kassel (Gr. 1894); ,Mund kleiner Kinder; Schmollmund kleiner Kinder‘, Kassel 20. Jh.

Schnute f. ● Schnute ,menschlicher Mund‘, verächtlich, Niederhessen (Vil. 1868); Schnudde ,Mund‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,Schmollmund‘, Kassel 20. Jh.; Schnüdde ,Schnauze, Mund‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hä macht ’ne Schnudde. ,Er macht einen Schmollmund, ist unwirsch.‘ Kassel 20. Jh. Hä hängt de Schnüdde. ,Er macht ein mürrisches Gesicht.‘ Sinne Schnüdde schnitt Hoore op. ,Sein Mund schneidet Haare ab, er hat ein böses Mundwerk.‘ (Hm.)

Schnuttel m. ● Schnuddel ,Schwatz, belanglose Unterhaltung‘ Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SchnuttelchenSchnuddelchen ,kleiner Schwatz‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schnuttelnschnuddeln ,anhaltend sprechen, schwatzen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); schnüddeln ,schnell und anhaltend sprechen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schönescheene ,schön‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926). ● Steigerung: scheene, schenner, am schennsden. Der Positiv scheene ist nicht sehr häufig, wird meist ersetzt durch hibsch, hebsch ,hübsch‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm.)

SchöpferlingSchepperling, ein Kartoffelgebäck, Schönau, Gilserberg (Vil. 1868).

Schore f. ● ,ein Mundvoll (Brot), ein Priem Kautabak‘, Kassel (Gr. 1894).

SchörchenSchaerchen ,Portion Kautabak, so viel auf einmal in den Mund genommen wird‘ (Vil. 1868); Scheerchen ,Mundportion Kautabak‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schorenscharen, schoren ,Tabak kauen‘ (Vil. 1868); schoren, Kassel (Gr. 1894); schoren, Oberellenbach (Hm. 1926).

schorenschoren, zuschoren ,an Schule gegenseitiges Aushelfen mit dem Frühstück; verbotenes Zurufen an Befragte, heimliches Ablesen aus einem Buche, falls man dem Lehrer nicht antworten konnte‘, Kassel, 1840er und 1850er Jahre (Pfs. 1886); ,einem Mitschüler schriftliche Arbeiten absehen‘, Kassel (Gr. 1894); ,in der Schule bei einer Klassenarbeit vom Banknachbarn abschreiben‘, auch: ,von einem vorbereiteten Spickzettel (Schorzettel) abschreiben‘ Kassel 20. Jh.

Schores m. ● ,Gewinn, Nutzen, Profit‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schorn m. ● ,zwei Fuß langes, schmales Weizengebäck‘, Niederhessen und Fulda (Vil. 1868).

Schorn m. ● ,Erdscholle‘, Oberhessen (Vil. 1868); Oberellenbach (Hm. 1926).

schörnerigschernerech ,schollig, voller Erdschollen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchortabakSchartabak, Schortabak ,der in Rollen verkäufliche Kautabak‘ (Vil. 1868); Schordawwack ,Kautabak‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schosse ● allgemeine Bezeichnung für,Schnellkügelchen‘, Kügelchen, mit denen Kinder bestimmte Geschicklichkeitsspiele spielen, Kassel (Gr. 1894). ● Es gab davon mehrere Gruppen; Gr. zählt auf: 1) Kleiwachse oder Klimberde (unglasierte, weiße, gebrannt), 2) Schusser(de), dieselben mit brauner Glasur, 3) Wackeln oder Waulen: a) gewöhnliche, b) Erweswackeln (erbsengroß), c) rot, grün oder blau lackierte Wackeln, d) Marmorwackeln, fleischfarbig mit etwas rotem Geäder, e) Achatwackeln , f) ein Bickert, wie 2., aber von der Größe eines Borstorfer Apfels (mit dem allerdings nicht geknipst wurde). ● Nach Bennecke (Kassel 1904) wird das Wackelspiel auf dreierlei Art betrieben: 1) Kuttenwerfen (s. Kaute), wobei die Wackeln geschuckelt oder geschmackt werden, 2) Anwerfen, wobei sie auf die Erde geworfen werden, 3) Knibbsen, wobei sie in der Drusel (= Rinnstein) einfach aufeinander geknipst werden. ● Siehe Schosser, Wackel, Nete; knipsen, schuckeln, schmacken.

schossen ● ,Schößlinge treiben‘, Kassel 20. Jh.; ,Schößlinge treiben, ins Kraut schießen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. schozzen.

Schosser m. ● Schosser, Schossert, Plur. Schosserte ,kleine Spielkugeln von geringerem Wert als die basaltenen Wackeln‘, Kassel (Pfs. 1886).

Schotengebitze f. ● Schodenjebetze ,Bund Schotenstroh‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schrabbelnschrawweln ,lallen (von Säuglingen), plaudern (von ganz kleinen Kindern, im Sinne von Gesprächigkeit)‘, Kassel (Gr. 1894), ,andauernd und schnell sprechen, eher unverständlich bzw. ohne Gehalt‘, Kassel 20. Jh.; ,andauernd und schnell sprechen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schrähschreh ,schräg‘ Kassel (Gr. 1894), Oberellenbach (Hm. 1926).

SchrägläuferSchrehlaifer ,halbwüchsiger Junge (ungefähr vom 14. bis 17. Lebensjahr)‘, Kassel (Lüttebrandt 1917).

schrappchenschrabbchen ,schaben, mit einem Messer abkratzen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schrappen ● ,kratzend schaben‘ (Vil, 1868); schrabben ,abkratzen, abschaben‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,schaben, mit einem Messer abkratzen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● den Bart schrabben ,rasieren‘, humoristisch, Kassel 20. Jh. ● Siehe Bartschrapper.

schrebb ● ,mißvergnügt, unzufrieden, elend, hungerleidend aussehend‘, auch: ,neidisch‘, wohl nur (noch) in der Redensart en schrewwer Junge, Kassel (Gr. 1894); schrebb ,hager, mager, dünn‘, Balhorn (Sl. 1901). In Gr.’s Manuskript schrèwwer Junge, also offenes e.

schrebenschräwen ,ein wenig gefrieren, mit leichter Frostdecke überzogen werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schreckstein ● ,Prellstein‘, Kassel (Gr. 1894); Schräggsteeng ,starker behauener Stein, an Hausecken gesetzt, um Beschädigungen durch Fuhrwerke zu verhindern‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schreibens s. ● en Schriewens ,ein Schreiben‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); ,Schreiben, Geschriebenes, namentlich amtlicher Brief‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hä brachte mä en Schriewens. (Gr.)

SchrittschuhSchrettschuh ,Schlittschuh‘, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.’s Manuskript Schréttschuh.

schrohschro, schra, Plur. schrowe, schrawe, ,rauh beim Anfühlen, rauh überhaupt, schlecht, dürftig mangelhaft, armselig‘, in ganz Hessen üblich (Vil. 1868); schroh ,elend, hungerleidend aussehend, wie von karger Kost lebend‘, Kassel (Gr. 1894), ,grob (in Bezug aus Speisen)‘, Kassel (Lüttebrandt 1917); ,hager, mager, dünn‘, Balhorn (Sl. 1901); ,rauh‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. schrâch, schrôch ,mager, dürr, rauh, grob‘.● Vil. gibt historische Belege aus Kassel 1607 (Gesangbuch des Landgrafen Moritz) und Eschwege 1657.

schrubben ● wie hd., Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), auch: ,aus dem Groben hobeln‘, Kassel (Gr.); schrobben, wie hd., Oberellenbach (Hm. 1926).

Schrubber, Schrubbert m. ● ,besenartiges Gerät zum Schrubben‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); auch: ,jem., der aus Habgier viel, lange, rasch und darum oft schlecht arbeitet‘, Kassel (Gr.); Schrobber, wie hd., Oberellenbach (Hm. 1926).

Schrumpel f. ● ,Runzel‘, in Hessen ausschließlich, Runzel ist unbekannt (Vil. 1868); Schrumbel, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schrömbel ,Runzel, Hautfalte‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schrumpel f., m. ● Schrumpel ,Runzel‘ in übertragener Bedeutung; Schrumpel f., alte Schrumpel ,altes Weib‘, verächtlich (Vil. 1868); ahler Schrumbel m. ,runzlige, häßliche Person (kann Mann oder Frau sein)‘, Kassel (Gr. 1894).

Schrunde f. ● ,Riß in der Haut durch Nässe und Kälte‘ (Vil. 1868); Schrunne, Schrunge ,bleibender Riß in der Haut der Hände, verursacht durch grobe Arbeit‘, Kassel 20. Jh., Schrungen Plur., Kassel (Gr. 1894); Schrönge ,Riß in der Haut, namentlich an der Hand‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Kassel: Schrunge(n) ist ländliche Form (bedingt durch Zuzug vom Lande).

schubenschuwen (stark konj.) ,schieben‘, Kassel (Gr. 1894); schüwen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Stammformen Oberellenbach: schüwen, schopp, jeschowwen (Hm.)

schubenschuben (schwach konj.) ,auf dem Eis gleiten‘, östl. und mittleres Hessen (Vil. 1868).

Schubkaren m. ● Schuwekahren ,Schubkarren‘, Kassel (Gr. 1894), Schübkorn, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schubstein ● ,Wetzstein größerer Art, etwa für schwere Messer und Äxte‘, besonders in Oberhessen (Vil. 1868); Schübsteeng ,Wetzstein, auf dem durch Hin- und Herschieben größere Gegenstände geschliffen werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schüchelchen s. ● Schiechelchen, Plur. Schiechelerchen, ,kleiner Schuh, kleiner Kinderschuh‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schiechelchen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. Schuh.

schuchtenschüchden ,jauchzen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. schoch, Interjektion.

schuckelnschuggeln ,in kurzen Stößen schaukeln (auf dem Stuhl); schütteln, rütteln; wackeln‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Siehe Schosse.

schuckerigschüggerech ,fröstelnd, vor Kälte oder Schreck zitternd‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schuckern ● gleichbedeutend mit sich schuppern, ,sich (von) etwas drücken‘, Niederhessen (Pfs.1, 1889); schüggern, impers. es schüggert mech ,es überläuft mich (vor Kälte oder Schreck)‘, sech schüggern fär ,Abscheu vor etwas haben, ungern an etwas herangehen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schuh, Schuch m. ● Schuh, gewöhnlich in alter Weise, mitunter sogar im Plural, Schuch gesprochen (u lang) (Vil. 1868); Sing. Schuh, Plur. Schuh(e), Kassel 20. Jh.; Sing. Schuch (u kurz), Plur. Schuh (u lang), Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. Schüchelchen.

SchuldsmannScholdsmann ,Schuldner‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchulmeisterSchollmeester ,Lehrer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schulpe f. ● ,Erdscholle‘, Niederhessen (Vil. 1868).

SchulmeisterschinSchollmeesterschen ,Frau des Lehrers‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schulternsich schullern ,sich recken‘, übertragen: ,sich widersetzen‘, Kassel (Gr. 1894).

schuppchensich schobbchen ,sich infolge einer juckenden Empfindung schütteln, die Kleidungsstücke am Körper reiben‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. schuppen.

schuppelnschubbeln, schuppeln, schüppeln (schippeln) ,wälzen, rollen‘, allgemein üblich (Vil. 1868); schübbeln ,rollen, rollend fortbewegen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchuppelradSchübbelroot ,kleines Rad aus Holz, das den Kindern als Spielzeug dient‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schuppen(sich) schubben ,(sich) jucken, reiben, wo ein Kitzel oder Reiz empfunden wird‘, Kassel (Gr. 1894). ● Vgl. schuppchen.

schuppenschobben ,Hafer, der auf dem Acker liegt, zu Garben bündeln‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schupperechtig ● ,schauderhaft‘, von Dingen gesagt, vor denen man sich schuppert, Niederhessen (Pfs. 1886). ● Bildung mitdem Suffix -echtig, s.d.

schupperigschubberig ,Schauder machend‘ (in Bezug auf Kühle, Kälte), Kassel (Gr. 1894). ● Es is mä so schubberich. ,Es fröstelt mich.‘ Auch vom Wetter gesagt. (Gr.).

schuppernsich vor etwas schuppern ,einen gelinden Schauder vor etwas haben, ungern an ein schwieriges Geschäft oder die Arbeit überhaupt gehen‘, sehr üblich (Vil. 1868); sech schubbern ,(zurück)schaudern, sich scheuen, zögern, fürchten vor‘, Kassel (Gr. 1894).

Schuppert m. ● Schubbert: eine Fischart, Kassel (Gr. 1894). ● Gr. erwägt, ob vielleicht identisch mit Kullert.

schürgenschergen, in Niederhessen oft schirgen ,schieben, fortschieben, fortstoßen (mit Anstrengung)‘ (Vil. 1868); schürgen ,schieben‘, hier und da vorkommend, z.B. Hersfeld; schärjen ,mit Anstrengung fortschieben, fortstoßen, ziehen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. schürgen, schurgen ,schieben, stoßen, treiben‘.

schurri ● „ein kriegerischer, streitbarer Ruf ... zu kühner Herausforderung“, z.B. auf Kirmessen und bei anderen Anlässen; er ist alt: in den französ. Revolutionskriegen griffen die hessischen Truppen mit Schurri an (Pfs. 1886); schurri! Alter Kampf-, Angriffsruf der hessischen Soldaten, Kassel (Gr. 1894). ● Redensart Schurri in’n Kohlenkasten: ein Hervorstürzen, -brechen, Draufloseilen bezeichnend (Gr. 1894). Schurri, schurri! Etwa: ,Mach los, beeil dich gefälligst!‘ Kassel, Mitte 20. Jh. ● Vermutl. von mhd. schür (mit md. Variante schur) ,Andrang‘, zum Verb schürn ,Anstoß geben, antreiben, schüren‘ gehörig, verwandt mit mhd. schurge ,Anstoß, Angriff‘. ● Siehe überstülpen.

SchürzelScherzel ,Schürze‘, Kassel (Gr. 1894). ● Schärzel n., Oberellenbach (Hm. 1926).

schürzensech schärzen ,zur leichteren Bewegung bei der Arbeit die Kleider in die Höhe binden’, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schussel f. ● ,unordentliche Weibsperson‘, Ober- und Niederhessen (Pfs. 1886).

Schusterkarmenade f. ● ,Schusterkarbonade, Handkäse‘, scherzhaft, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schutt m. ● ,Regenguß‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schüttenschedden ,schütten‘, auch: ,gießen‘; „letzteres gebraucht der Kasselaner nur von Metall, Talg usw., nie von Wasser, Milch und anderen Getränken“, Kassel (Gr. 1894). ● Es schiddet. ,Es regnet stark.‘ Kassel 20. Jh.

schuttelnschuddeln ,schütteln‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Redensart schuddeln un ruddeln (und umgekehrt) ,schütteln und rütteln‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Schutter m. ● Schudder ,Schauer (vor Kälte oder Ekel), Kassel 20. Jh. ● Mä lief en Schudder iwwer den Riggen. ,Mir lief ein Schauer über den Rücken.‘ Kassel 20. Jh. ● Vgl. ähnliches Schuder, siehe ,Schauder‘.

schüttern ● ,etwas Feststehendes in schwankende Bewegung versetzen‘, meist in der Konstruktion an etwas schüttern (Vil. 1868). ● Schütter doch nicht so am Tisch. (Vil.)

schuttern ● ,schüttern‘, weit verbreitet als Intransitiv gegenüber bei Vil. verzeichnetem Transitiv schüttern (Pfs. 1886); schuddern ,erschüttern, erschüttern machen; schaudern vor Kälte, Ekel‘, Kassel 19. (Gr. 1894), unpers., ,einen Schauder bekommen‘, Kassel 20. Jh. ● Es schuddert mich (vor Kälte oder Ekel), Kassel 20. Jh.; Überschneidung mit schudern, s. schaudern.

SchüttfettScherrefätt ,Rüböl‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schütze f. ● Schetze ,Vorrichtung zum Stauen des Wassers‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schützen ● ,Wasser, Gerinne aufstauen, dämmen‘ (Vil. 1868); schetzen ,Wasseer abdämmen, stauen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Do kamme jo de Foole met jeschetzen. ,Damit kann man die Fulda abdämmen (von einer großen Menge gesagt).‘ (Hm.)

schwacken ● „bedeutet die Bewegung einer Flüßigkeit, welche in einem stark bewegten Glas befindlich ist“ (Vil. 1868); schwaggen ,eine Flüssigkeit in einem Gefäß durch ruckartige Bewegung zum Verschütten bringen oder in die Gefahr des Überfließens bringen; vergeuden‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Geschwacket vull ,zum Überfließen voll‘, Kassel 19. Jh. (Herzog).

schwackelfetteschwaggelfädde ,infolge starker Verfettung hin und her schwankend‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwadchen f. Plur. ●,Hülsen der Erbsen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwadensech schworen ,ein Schwadenbad nehmen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchwadenbadSchworenboot: bei Halsschmerzen nimmt man gern ein Schwadenbad, d.h. man steckt den Kopf in die Dämpfe von gekochten Kartoffeln oder kochendem Viehfutter, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchwäherSchwähr ,Schwiegervater‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. sweher.

SchwalbeSchwalwe, übertragen: ,Ohrfeige‘, Kassel (Gr. 1894).

schwanden, schwanenschwanen unpers. ,ahnen‘, üblich, ganz Hessen (Vil. 1868); schwahnden ,ahnen‘, Kassel (Gr. 1894); schwaanden, schwanen unpers., Kassel 20. Jh. ● Es schwant mir. ,Es ahnt mir, es steht mir dunkel vor.‘ (Vil.) Es schwaandet mä, schwant mä. ,Ich ahne (meist nichts Gutes).‘ Kassel 20. Jh. - ● Vgl. mnd. swanen mit Dat. ,vorgefühlt, geahnt werden‘.

SchwandungeSchwahndunge ,Ahnung‘, Kassel (Gr. 1894).

Schwane f. ● ,Schwan‘, feminin, Hessen, neuerdings durch den Einfluß der Schriftsprache maskulin (Pfs. 1886). ● Pfs. teilt mit, daß es in seiner Jugend „so ziemlich in allen hessischen Städten“ eine „Schwane“ gab, d.h. „Gasthof zur Schwane“. ● Vgl. ahd. swana f., swan m. ,Schwan‘; mhd. und mnd. swan(e) nur m.

schwankschwaank ,lang und dünn, biegsam‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwänzelénz m. ● Schwänzelänz ,Mensch, der beim Gehen die Röckschöße hin und her bewegt, affektiert gehender Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwänzelieren ● ,schmeicheln, katzbuckeln‘, Kassel (Gr. 1894). ● Im selben Sinn: Schwänzelierchen machen. (Gr.)

SchwärdreckSchwährdräck,Augenbutter‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwarte wie hd., von der Schweinshaut und der menschlichen Kopfhaut gebräuchlich (Vil. 1868); ergänzend zu Vil: auch ,Mund‘, ganz Hessen (Pfs. 1886); Schwarde ,Schwarte; Redefertigkeit‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Schwoorde ,dicke, harte Haut, besonders Speckschwarte‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● ’ne gude Schwarde am Kobbe hon ,das große Maul führen, jeden niederreden‘ (Gr.). ● Pfs. nimmt für die Nebenbedeutung Herkunft von suada an, Gr. von französ. suade, etwa: ,Überredungskunst‘. ● Pfs.: „Daß hier ursprünglich jenes Suada für Redegabe [...] misverständlich in Absicht gewesen sei, ist wohl begründete Annahme.“ Heute werde eher der Gedanke an Lippen aufkommen. „Mindestens hatte ich als Kasseler Junge immer an eine richtige Schweine-Schwarte darbei gedacht.“

Schwarzammerse f. ● Schworzommersche ,Schwarzamsel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwebel m. ● Schwäwel ,Schwefel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schweher m. ● Schweher, Schwäher ,Schwiegervater‘, ganz Hessen (Vil. 1868). ● Schwiegervater war bei der hessischen Landbevölkerung bis in die 1820er Jahre nicht im Gebrauch, z.T. sogar unverständlich (Vil. 1868); Schwähr, Oberellenbach (1926). ● Vgl. mhd. sweher. ● Siehe Schwieger.

schweigenschwichen (i kurz) nur im Kompositum stilleschwichen ,schweigen‘, Kassel 20. Jh.; ebenfalls nur im Kompositum: stelleschwijjen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. swîgen.

schweigenschweejen ,zum Schweigen bringen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. sweigen.

Schwein m. ● ,Schweinehirt‘, üblich nur noch im niederdeutsch sprechenden Niederhessen (Gegend von Hofgeismar und Wolfhagen), in Kassel und Frankenberg zu Anfang des 19. Jh. erloschen (Vil. 1868). Haus- und Familienbeiname „bie Schweins“, Kirchberg 2014. ● Vgl. ahd. swein ,Schweinehirt, Knecht‘, mhd. swein ,Hirte, Knecht‘, altnord. sveinn ,Knabe, Bursche, Diener, Hirt‘. Das Wort hat mit ahd. swīn, mhd. swîn ‚Schwein‘ nichts zu tun. Der Unterschied ist auch in der mundartlichen Aussprache gewahrt: SchweinSchwinn. Erst mit Luthers Bibelübersetzung kam für die vorwiegende niederhess. Form Schwinn hd. Schwein auf, wodurch beide Wörter als zusammengehörig empfunden werden konnten. (Kleinere Teile des Niederhessischen haben allerdings altes îzu ei diphthongiert.)

SchweißSchweeß, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Schwitz, Schwitze.

schwerenschwären ,schwören‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl.mhd. swern.

Schwerenangst f. ● ,Schwere Angst‘: Schwerenangest noch emo!, Fluchwort, Kassel (Gr. 1894); Eerníngster! (Plur., Akzent auf der 2. Silbe) , Fluchwort, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwerenot f. ● Schwerrnót!, auch: Eernót!, Fluchwort, Oberellenbach (Hm. 1926).

SchwerenöterSchwerrneeder ,listiger, verschlagener Mensch, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwerenotschschwerrnoodsch ,eigenartig, sonderbar‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwerfutterigschweerfudderech ,schwer zu füttern‘ im Sinne ,das Futter schlägt nicht an‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwerlichschwärrlech ,kaum‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwicke f. ● ,Steg, Brücke, aus Pfählen, welche mit Hürden und diese wiederum mit Rasenstücken übberdeckt werden, verfertigt, und zur meist nur sommerlichen Überbrückung eines kleinen Flusses oder eines Sumpfes dienend‘, in neuerer Zeit nur selten noch errichtet, Niederhessen (Vil. 1868); Schwegge ,Notbrücke‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwieger f. ● ,Schwiegermutter‘, ganz Hessen (Vil. 1868); Schwäjer ,Schwägerin‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. swiger ,Schwiegermutter‘.

Schwiemel m. ● Schwimel ,Schwindel,Taumel‘, nur im nd. sprechenden nördlichsten Hessen [was offensichtlich nicht zutrifft] (Vil. 1868); Schwimmel ,Schwindel, Taumel‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● vgl. mhd. swîmel, swimmel ,Schwindel, Taumel‘. ● Schwimmel geht entgegen dem Anschein zurück auf die mhd. Form swîmel (i erhalten, aber gekürzt, keine Senkung zu e).

Schwiemelei ● ,Völlerei, Nachtschwärmerei‘, Kassel (Gr. 1894).

schwiemeligschwiemelig ,betrunken‘, Kassel (Gr. 1894), unpersönl. ,benommen, schwindlig‘, Kassel 20. Jh.; schwimmelech ,schwindlig‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Mä is ganz schwiemelich (zemude). ,Mir ist schwindelig, ich bin benommen.‘ Kassel 20. Jh.

schwiemelnschwimeln ,wanken, gehen wie ein Betrunkener‘, [angeblich nur] an der Diemel und Weser (Vil. 1868); schwimmeln ,schwindlig sein‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. swîmeln, swimelen, swimmeln ,schwindeln‘.

schwindeschwinge ,geschwind, schnell‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd swinde, swint ,heftig, ungestüm, schnell‘.

Schwippe f. ● , Peitsche‘, Umgebung von Kassel, fuldaaufwärts bis Spangenberg (Vil. 1868). ● Vgl. mhd. swippe, sweppe f. ,Geißel‘.

Schwitte f. ● Schwidde ,Gefolge, Troß, nach- und mitziehender Haufe‘, geringschätzig, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Schwidden Pl. ,Lügen, Aufschneidereien‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Pl. Schwidden in der Redensart Schwidden machen ,Kleideraufwand, auch anderen Aufwand machen‘ (Gr.). ● Von französ. suite ,Folge, Gefolge, Begleitung‘.

SchwittenmacherSchwiddenmacher ,einer der (Kleider-)Aufwand betreibt‘, Kassel (Gr. 1894).

Schwittjee m. ● Schwiddjeh ,einer, der (Kleider-)Aufwand betreibt‘, Kassel (Gr. 1894), ,Blender‘, Kassel 20. Jh.; ,leichtsinniger, listiger Mensch, Lügner‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Von franz. suitier.

Schwitz m. ● ,Schweiß‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Schwitze f. ● ,Schweiß‘, Kassel (Gr. 1894).

schwofen ● ,schwiemeln, sich vergnügt umhertreiben‘, auch für tanzen verwandt (Pfs. 1886).

Schwof m. ● ,schwiemelndes, wohl auch unehrbares Getreibe‘, bei Kassel (Pfs. 1886); ,Tanz‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schwubbeln ● ,schwabbeln‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

schwuckelfetteschwoggelfädde ,infolge starker Verfettung sich hin und her bewegend‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwuckeligschwoggelech ,sich hin und her bewegend (namentlich infolge Verfettung)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

schwuckeln ● ,schwabbeln‘, Kassel (Gr. 1894).

Schwuddel m. ● ,schwulstartige Fett- oder Fleischablagerung‘, Kassel (Gr. 1894).

Schwulch m. ● ,Geschwulst‘, Hersfeld, Knüllgegend (Vil. 1868).

Schwulch m. ● ,drückend heißer Dunst‘, z.B. in einer Stube, in welcher geheizt ist und dazu Wasser verdampft, in Niederhessen sehr üblich (Vil. 1868); ,Schwüle‘, Kassel (Gr. 1894).

schwulchig ● ,schwül‘, Kassel (Gr. 1894).

schwuppenschwubben ,ruckartig hin und her schwingen (von Schwerem)‘, Kassel 20. Jh.; ,infolge einer allzu schweren Last hin und her schwanken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sebbchen n. ● ,Stückchen‘, bei Felsberg (Pfs. 1886).

See n. ● das See ,der See‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeebSähp ,Sieb‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seelenbein ● Zärtlichkeitsausdruck, Kassel (Gr. 1894). ● Min einstiges (= einziges) Seelenbein! (Gr.)

sehen ● Stammformen: sähn, saach, gesähn, Kassel 19. Jh., Anf. 20. Jh.; sähn, soch(o kurz), jesähn, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeibelbartSaiwelboort ,langweiliger Erzähler‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

seibelnsaiweln ,mit lästiger Breite sprechen, langweilig erzählen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seiber m. ● Seiber, Sebber ,aus dem Mund herabfließender Speichel‘ (Vil. 1868); Seiwer, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Seewer, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeiberbartSeiwerbard ,jem., dem der Geifer aus dem Mund fließt; unleidlicher Mensch‘, Kassel (Gr. 1894); Seewerboort,Mensch, dem der Speichel aus dem Mund fließt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeiberglockeSeewerglogge ,Kind, dem der Speichel aus dem Mund herabfließt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeiberläppchenSeiberläppchen, Seibertuch ,Tuch mit Bändern, das man kleinen Kindern umbindet, um herabfließenden Speichel aufzufangen‘ (Vil. 1868); Seiwerläbbchen ,Brustlatz des Säuglings zur Schonung der Bekleidung‘, Kassel (Gr. 1894).

SeiberlätzchenSeiwerlätzchen ,Tuch, das man kleinen Kindern vor dem Essen umbindet zur Schonung der Bekleidung vor herabrinnendem Speichel‘, Kassel 20. Jh.; Seewerlätzchen, Oberellenbach (Hm. 1926).

seibernseibern, sebbern ,den Speichel aus dem Mund fließen lassen‘, in Nieder- und Oberhessen allgemein üblich (Vil. 1868); seiwern ,das Entäußern des Speichels bezeichnend (von Säuglingen)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); seewern ,Speichel aus dem Mund fließen lassen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seiberschlette f. ● Seewerschledde ,Mensch, dem der Speichel aus dem Mund läuft‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seich m. ● Seech ,Harn, Urin‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Kassel 20. Jh. eher übertragen gebraucht: Där mit sim Seich. ,Der mit seinem dummen Geschwätz.‘

Seichameise ● ,Ameise‘, die Seichammel, gewöhnlich in neuester Zeit der Seichhammel gesprochen, nördlichstes nd. sprechendes Niederhessen, ebd. fast ausschließliche Bezeichnung der Ameise (Vil. 1868), Séchummelsche in Oberhessen (Vil. 1868); Seechmotze (o geschlossen), fast ausgestorben, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Hingegen Simplex Ummelsche ,Amsel‘, Oberhessen.

Seiche f. ● ,Urin‘ (Vil. 1868); Kassel 20. Jh. ● Dünn wie Pferdeseiche, übliche Verurteilung schlechten Bieres. (Vil.)

seichen ● ‚ausschließlich gebrauchtes Wort für urinieren‘ (Vil. 1868); seichen, Kassel 20. Jh.; seechen, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Hochseicher.

SeichfäßchenSeechfäßchen ,kleines Faß, in dem der menschliche Urin gesammelt wird, um dann aufs Feld getragen zu werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seichtüpfen n. ● Seechdebben ,Nachtgeschirr‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeidenbeutelSiedenbiedel ,jem., der auffällig glatt und geschmeidig in seinen Manieren ist, Einschmeichler‘, Kassel (Gr. 1894).

Seiger ● ,Sieb, Durchschlag, besonders für Flüssiges‘, Kassel (Gr. 1894).

Seihe f. ● ,Sieb, Durchschlag, besonders für Flüssiges‘, Kassel (Gr. 1894).

SeihtuchSidduch (u kurz) ,leinenes Tuch, das zum Seihen der Milch benutzt wird‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Seil ● Plur. die Seiler, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Seel, Seeler, Oberellenbach (Hm. 1926). ● En Seil drehn ,ein langes Schwätzchen halten‘, Kassel 20. Jh.

Seilerhans ● ,langweiliger Erzähler, Schwätzer‘ (Vil. 1868).

SeilermärtenSeelermärden ,Seiler-Martin, langweiliger Erzähler‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

seilernseelern ,eine Tätigkeit hinauszögern; langweilig erzählen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SeiltänzerSeildänser: Brötchenart, auch Wasserwecke gen., Kassel (Gr. 1894).

seimigseemech ,dickflüssig, schleimig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sein-Muß m. ● Sinn-Muß ,etwas, das sein muß, Notwendigkeit‘, Kassel (Gr. 1894).

SemftSenfft ,Senf‘, Kassel (Gr. 1894), Semft, Kassel 20. Jh.; Sämft, Oberellenbach (Hm. 1926).

sengeln ● ,sengen‘ trans.: ,etwas anbrennen, sengen, Federkiele (bei Geflügel) absengen‘, intr.: ,glimmen, brenzlich riechen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

sengern ● ,sengen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SensteSänsde ,Sense‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

setzen ● Stammformen: setzen, saßde, jesaßt, Oberellenbach (Hm. 1926).

Setzwaage f. ● ,Dreispitz, Dreimaster, dreieckiger Hut‘, „wie ihn die Leichenträger oder ,Bullezeischerschanden‘ (Polizeisergeanten) in großer Uniform auch mit Gala bei feierlichen Gelegenheiten meist trugen“, Kassel (Gr. 1894).

sicksick oder zick, Lockruf des Schäfers für die Schafe, ganz Hessen (Vil. 1868); sick, sick! Lockruf für die Schafe, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sickertär n. ● das Sickerdehr ,Sekretär im Sinne von Schreibtisch‘, Kassel (Gr. 1894). ● Gr. verweist auf Jonas: Schribsicherdehr.

siehsich (mit kurzem i), Imperativ Sing. von sehen, Kassel (Gr. 1894); säch! ,sieh da!‘ Oberellenbach (Hm. 1926). ● Sich emo ahn!' ,Sieh einmal an!‘ (Gr.)

sieden ● Stammformen: sieden, sood, gesooden, Kassel 19., Anf. 20. Jh.; sieren, sott, jesorren, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sime f. ● Sime ,Schnur, Strick, Bindfaden, besonders ein dünner und kürzerer‘, Niederhessen (Vil. 1868); Simme ,Schnur, Bindfaden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Simetze f. ● Simele, Simeze, Simze ,Binse, juncus‘, in großen Teilen unseres Gebiets (Pfs.1886); Sümmetze ,Simse, Binse‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Auf den Simetzen, Flurbezeichnung in Kirchberg 20. Jh.

simulierensimulieren ,nachdenken, sinnen‘, Hessen (Vil. 1868); simmelieren ,intensiv nachdenken, grübeln‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); sembelieren ,nachdenken, sinnen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Von lat. simulare ,nachahmen‘.

singen ● Stammformen: singen, sung, gesungen, Kassel 19., Anf. 20. Jh.; sengen, soong(o offen), jesöngen, Oberellenbach (Hm. 1926).

Singleiche f. ● Singeliche ,Singleiche‘, Kassel (Gr. 1894); Singeliche ,Leichenbegängnis mit Gesangsbegleitung‘, Balhorn (Sl. 1901). ● Redensart ’ne Singeliche (machen) ,weitläufig über etwas Unangenehmes sprechen‘ (Gr.).

sinken ● Stammformen, entsprechen in Kassel und Oberellenbach denen von singen.

sint ● ,seit‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl mhd. sint.

Sipp ● Redensart mit Sipp un Sapp ,mit allem, was zu ihm gehört‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sippern ● ,ein wenig Feuchtigkeit von sich geben (meist von Wunden)‘, überall gebräuchlich (Vil. 1868); sibbern, sebbern ,sickern, sintern‘, auch in Bezug auf nässende Wunden, Kassel (Gr. 1894). ● Bei Gr. zweimal mit unterschiedlicher Schreibung und Einordnung verzeichnet. Gr.s Manuskript hat für die zweite Form sébbern.

sochernsochern, soochern, suchern ,kränkeln, zumal zehrend kränkeln‘, Schwalm, Oberhessen (Vil. 1868); sochern ,kränkeln; auftrocknen (vom Körper Schwindsüchtiger)‘, Kassel (Gr. 1894).

Socherung f. ● ,Schwindsucht‘, Schwalm, Oberhessen (Vil. 1868).

socken ● ,Galopp laufen‘, im Waldeckischen (Pfs. 1886).

SöfferSeffer ,Säufer‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926).

sömmersch ● ,sommerlich (z.B. Kleidung), sonnig (z.B. Lage eines Feldes)‘ (Vil. 1868); semmersch ,den Sonnestrahlen zugänglich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SommervögelSommerveele ,Sommersprossen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sonnabend ● in Althessen die ausschließliche Bezeichnung; Samstag ist gänzlich unbekannt (Vil. 1868); Sunnowend, Kassel 20. Jh.; Sonnowet, Oberellenbach (Hm. 1926).

SoppeSobbe (offenes o) ,Suppe‘, Kassel (Gr. 1894).

sosensich sosen ,sich beruhigen, nachlassen (von Schmerz), Niederhessen (Vil. 1868).

Spacherhans ● ,Hungerleider, Geizhals‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

spacherig ● ,vertrocknet, rissig (z.B. Brot, Erdboden)‘ (Vil. 1868); spacherich ,karg, kargend, trocken‘, im Hinblick auf Holz: ,sich spaltend, faulend‘, Kassel (Gr. 1894); spacherig ,vertrocknet, rissig; allzu sparsam, geizig‘, Balhorn (Sl. 1901); spacherech ,ausgetrocknet (vom Brot, auch vom Erdboden)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

spachern ● ,zusammentrocknen und Risse bekommen infolge von trockener Luft und Hitze‘ (Vil. 1868); ,austrocknen‘ (in Bezug auf Brot); ,karg, kümmerlich leben‘, Kassel (Gr. 1894); ,austrocknen und rissig werden‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

spachteln ● ,viel essen‘, Kassel 20. Jh., Oberellenbach (Hm. 1926).

Spanisch LauchSpanschlauch, Banschlauch ,Porree‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Bei Banschlauch (s.d.) dissimilatorischer sch-Verlust.

Spanisch Rohr, RöhrchenSpanschrohr, Kassel 20. Jh., Banschrehrchen, Kassel (Lüttebrandt 1919).

Spanisch Rohrstock, -stöckchenSpanschrohrstock, Banschrohrstock, Kassel 20. Jh.; Spanschrohrstäggchen, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spanne f. ● ,Bett, Bettgestell‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe auch Bettspanne.

spannensich spannen ,großtun, eingebildet tun, übertriebenes Selbstbewußtsein zur Schau stellen‘, Kassel (Gr. 1894; C. Müller 1925); sech spannen ,sich hochmütig benehmen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SpannmichelSpannmechel ,Stutzer, Geck, Modenluder‘, Kassel (Gr. 1894).

Sparren ● wie hd., dazu: ,Hochmut, Dünkel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SpatzenköpfeSpatzenkebbe ,gröbste Gerste‘, Kassel (Gr. 1894); offenbar sind grobe Graupen gemeint.

Speckanke f. ● ,feister Nacken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Specke f. ● ,leichte Brücke, Steg, welcher aus Pfählen besteht, die mit Hürden und diese etwa wieder mit Rasen besetzt sind, Oberhessen, „jetzt gibt es fast gar keine Specken mehr“ (Vil. 1868). ● Auch Niederhessen: Büchenwerra um 2010, Flurname in Oberellenbach (Hm. 1926).

SpeelSpiel, gesprochen Speel, ,Menge, Vielheit, Masse‘, in Hessen allgemein üblich (Vil. 1868); Spähl ,Spiel (wie nhd.); große Menge‘, Oberellenbach (Hm. 1926).● Ein großes Menschenspiel, ein Spiel Geld (Vil.); en Spähl Mönschen, en Mönschenspähl ,eine große Menge Menschen‘ (Hm.).

SpeeldingSpähldänk ,Mundharmonika‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Speelmann, -leuteSpählmann, -liere ,Musikant, Musikanten‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. spilman, Plur. spilliute ,Musikant, fahrender Sänger, Gaukler’, md. speleman.

SpeelwerkSpählwerk ,Spielzeug, Spielsachen‘, Kassel (Gr. 1894); Spählwärk, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spei ● ,Speichel‘, Kassel (Gr. 1894).

spellenspellen gehen ,den Nachbarn zu vertraulichem Geplauder aufsuchen; Besuchsgang übers Feld machen‘, Mittelhessen (Vil. 1868); spällen gänn ,am Abend den Nachbarn oder Verwandten besuchen, um ein Plauderstündchen zu machen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. spellen ,erzählen, reden, schwatzen‘.

SpellgastSpällgost ,derjenige, der am Abend den Nachbarn oder Verwandten besucht‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spellmaide f. Plur. ● ,Junge Mädchen, die ein Chor (n., eine Gruppe) bilden und mit ihren Spinnrädern oder auch sonstigen Handarbeiten verwandte oder befreundete Familien aufsuchen (nach Anmeldung am Abend zuvor)‘, Balhorn (Sl. 1901).

SpellstubeSpällstowwe ,Spinnstube‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spelzen ● ,weiße Zwiebeln‘, Kassel (Bennecke 1904).

spengespenge, speng ,sparsam, selten, in geringer Menge vorhanden‘ (Vil. 1868); spenge ,knapp, karg, kaum hinreichend‘, Kassel (Gr. 1894); spänge ,selten, knapp‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mnd. spenge ,knapp, eingeschränkt; mäßig in Essen und Trinken‘.

Spennel f. ● Spennel, auch Spennadel ,Stecknadel‘, in Hessen ausschließlich für Stecknadel (Vil. 1868); Spennel,Stecknadel‘, Kassel (Gr. 1894); Spännel, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Kasseler Nebenform, „seltener“: Spengel (Gr.); offenbar beeinflußt von Spange. ● Vgl. mhd. spenel ,Stecknadel‘.

spenneln ● ,anheften‘ (Pfs.1, 1889); spenneln, anspenneln ,mit Stecknadel anstecken, feststecken‘; übertragen: ,jem. eine Arbeit machen lassen, zu einer Arbeit bringen, die ihm die freie Zeit raubt‘, Kassel (Gr. 1894); spänneln, oonspänneln ,mit Stecknadeln befestigen; jem. mit etwas beauftragen, jem. etwas aufdrängen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sperbeligsperwelech ,gesprenkelt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sperleguckes m. ● ungefähr: ,unachtsamer, nichts richtig wahrnehmender Mensch‘, Niederhessen (Pfs.2, 1894). ● Die Defintion gilt für den Oberlahngau, „doch auch in Niederhessen ungefähr dasselbe“ (Pfs.)

Sperlegucksen Pl. ● ,Narrheiten, Spiegelfechtereien‘, Kassel (Gr. 1894).

Sperlegucksenmacher ● ,jem., der Sperlegucksen macht‘, Kassel (Gr. 1894).

Sperlementen Pl. ● Spärlemenden ,Umschweife, Umständlichkeiten‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sperrschlette f. ● Sparrschlädde ,Kind, das dauernd den Mund öffnet; neugieriger Mensch (Schimpfwort)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sperteligsperdelich ,(sich) sperrend, sich spertelnd‘, Kassel (Gr. 1894).

spertelnsich sperdeln ,auseinanderklaffen, sperren‘, übertragen: ,sich sperren, sich weigern, sich widersetzen‘, Kassel (Gr. 1894).

Speuz m. ● Spitz ,Speichel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Speuze f. ● Spitze ,Speichel‘, üblichste, ja wohl allein übliche niederhess. Form (Vil. 1868) .

speuzenspützen, meist spitzen gesprochen, ,speien‘, in Althessen, die fast ausschließlich herrschende Form (Vil. 1868); spitzen ,speien, spucken‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Stammformen: spitzen, spätz, jespätzen. (Hm.)

SpeuzenschluckerSpitzenschlogger ,Geizhals‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

spinnesieren ● meist ,spionieren, auskundschaften‘, seltener für hd. spintisieren ,grübeln‘, Kassel (Gr. 1894).

Spinnrockel m. ● Spennroggel ,Spinnrocken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spinozerus ● ,jem., der spinnesiert; ein schlauer, verschlagener Bursche‘, Kassel (Gr. 1894).

Spirrwatz m. ● ,Sperling; dürrer Mensch‘, Balhorn (Sl. 1901).

Spitakel s. ● Spidahkel ,Spektakel‘ im Sinn von ,Lärm, Aufhebens; unsinninger Kram‘, Kassel (Gr. 1894). ● In Oberellenbach hingegen Spegdogel ,Lärm‘ (Hm. 1926)

Spittel n. ● Spiddel ,Spital, Hospital, Pflegeheim für alte und schwanche Personen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

splatternspladdern ,umherspritzen, auf eine größere Fläche ringsum mit Geräusch niederfallen, Oberellenbach (Hm. 1926).

splinternackendsplindernaggend ,splitternackt‘, Kassel (Gr. 1894).

splinternackichtsplindernaggecht ,splitternackt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sprickelichtsprickelicht, spreckelicht ,gesprenkelt‘, allgemein üblich (Vil. 1868).

sprickeligspreggelech ,gesprenkelt‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. spreckel n. ,Flecken auf der Haut, Sprenkel‘.

Sprie ● Mundkrankheit der Kinder, Kassel (Gr. 1894).

Sprieße ● ,Spreize, Notstütze‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

sprießen ● ,spreizen‘, Kassel (Gr. 1894).

Springinkel m. ● ,Sringinsfeld, Leichtfuß‘, Balhorn (Sl. 1901).

Sprinne, Sprieh f. ● Sprin, auch Sprên, Sprê, Sprêhe ,Star‘, die weitaus üblichere Bezeichnung der Vogelart (Star wird hier und da gar nicht verstanden) (Vil. 1868); Sprieh ,Sprehe, Star‘, Kassel (Gr. 1894); Sprinne f. ●,Star‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mnd. sprên m. ,Star‘.

spritzeln ● ,in kleinen Strahlen spritzen, wenig spritzen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sprutz m. ● ,aus dünnem Teig Gebackenes; Durchfall‘, Kassel (Gr. 1894); ,Durchfall (bei Mensch und Tier)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sprutzen ● ,kurz und schnell spritzen, wenig spritzen‘, Kassel 20. Jh.; ,Durchfall haben‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mhd. sprützen ,spritzen‘.

Sprutzwerk ● ,aus dünnem Teig Gebackenes‘; ,Durchfall‘, Kassel (Gr. 1894).

Spuk m. ● ,schlauer, durchtriebener Kerl‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spulken m. ● ,großer Splitter, Span, abgelöstes Teil‘, Kassel (Gr. 1894); Spolgen ,dicker Erdklumpen, Erdscholle‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Spulkes m. ● ,grober, derber Gegenstand‘, übertragen: ,grobe, derbe Person‘, Kassel (Gr. 1894).

Sputze m. ● ,Spaß‘, in Niederhessen meist Plural (Pfs. 1886). ● einem Sputzen in den Kopf setzen , unklare Erwartungen usw. erwecken‘, Niederhessen (Pfs.)

Stacheies m. ● Stacháies ,langer und unbeholfener Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Staches m. ● ,Tölpel‘, ziemlich überall üblich (Vil. 1868).

StadtStadt, Plur. Städde, Kassel 19., 20. Jh.; Stoot, Plur. Steere, Oberellenbach (Hm. 1926). ● In Kassel mit Kürze des Stammvokals, vgl. etwa Ahleneistadt ,alte Neustadt, Unterneustadt‘ (Gr. 1894).

Stadtstock, -steckel m. ● Stoodstogg, Stoodsteggel ,Spazierstock‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stahle f., Stählchen n. ● ,Pröbchen von Tuch; schlechtes Subjekt‘, Kassel (Gr. 1894).

stallen ● ,Exkremente auswerfen (von Tieren, die im Stall stehen)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stampes m. ● Stampes, Stampfes ,dicker Brei, weiche dicke Masse‘, allgemein üblich, ,kurzer dicker, plumper Mensch‘ (Vil. 1868); Stambes ,dick und steif Gekochtes, fester Brei‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Stambest, Oberellenbach (Hm. 1926).

Standal m. ● Standál ,etwas, das das Gefühl empört; Lärm, Toben‘, Kassel (Gr. 1894); Standool ,Lärm‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Von hd. Skandal.

Stande f. ● Stande, meist Stanne gesprochen, ,Faß in Form eines abgekürzten Kegels, in den Küchen und den Kellern gebräuchlich, um Wasser oder Bier darin aufzubewahren‘ (Vil. 1868).

standebéh ● ,stehenden Fußes‘, Kassel (Gr. 1894). ● Von lat. stante pede ,stehenden Fußes‘, vermutl. angeglichen an beabéh < franz. peu à peu ,allmählich, Stück für Stück‘.

Stange ● wie hd., außerdem: ,das früher gebräuchliche hohe Glas ohne Henkel, das „eine Halbe“ faßte‘ (Pfs. 1886). ● (Große) Stangen im Kopf haben ,hochmütig sein‘ (Vil. 1868); ’ne Stange im Kobbe hon ,hochmütig, eingebildet sein‘, Kassel (Gr. 1894).

starrsteckelsteifstorrstäggelstiff ,völlig steif‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

starrsteifstorrstiff ,ganz steif‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stäubenstiewen ,verjagen, wegjagen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stauche f. ● Bund Flachs aus der Rose, der zum Trocknen aufgestellt wird, nur in Niederhessen staucht man den Flachs (Vil. 1868).

Stauchen pl. ● ,Unterärmel oder Armhandschuhe‘ vorzüglich bei den Landbewohnern, neuerdings auch bei den höheren Ständen (Vil. 1868); Stuchen (u kurz, geschlossen) ,warmhaltende gestrickte Manschetten usw.‘, Kassel (Gr. 1894); Stüchen (ü kurz) ,gestickte Pulswärmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stauchenstuchen (u kurz, geschlossen) ,stauchen‘ und ,stauen‘, Kassel (Gr. 1894); stüchen (ü kurz) ,durch heftiges Fallen oder Stoßen verrenken‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Des Is hot sech gestucht. ,Das Eis hat sich gestaut (beim Eisgang)‘. (Gr.)

-ste ● erweiterte Form der Konj. wann ,wenn‘ und ob, nicht ganz so häufig bei weil und wie bei einer Verknüpfung mit einem Verb in der 2. Pers. Sing., Hessen. Beispiele: Wannste witt ,wenn du willst; ebste kümmest ,ob du kommst‘. (Pfs. 1886)

Steckel m. ● Stecken m., in Niederhessen lieber Steckel gesprochen, ,Stock, Stab‘ (Vil. 1868); Stäggel ,Stecken, Stab, Stock zum Gehen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stehen ● Stammformen: ich stehn, ich stund (Vil. 1868); stehn (Inf.), stunn/stund, gestehn, Kassel 19., Anf. 20. Jh.; stänn (Inf.), sting, jestänn, Oberellenbach (Hm. 1926). ● „Konjugiert noch in alter Weise“ (Vil.). Die alte n-Form in der 1. Pers. Sing. (vgl. ich bin, ich hon) ist außer bei Vil. sonst wohl nicht mehr belegt.

SteifigkeitStiffechkeet ,Steifheit, steifes Benehmen, Wesen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Steifschlippen m. ● Stiffschlebben ,steifer, unbeholfener Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Schlippen.

Stellasche f. ● jede Art von ,Gestell‘, üblich (Pfs.1, 1889), Kassel 20. Jh.

stellen ● Stammformen: stellen, staalde, jestaalt, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stelz m. ●,langer, unbeholfener Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stengelsteifstängelstiff ,erstarrt, sehr steif; betrunken‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

SterngückerSternegicker ,Sterngucker, Astronom; lange, dünne Zigarre‘, Kassel (Gr. 1894); Stärengigger ,Mensch, der dauernd in die Luft sieht‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stetesteere ,gleichmäßig, ruhig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stichbösestächbeese ,sehr böse, sehr zornig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stichfinsterstächfinsder ,sehr dunkel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stickel ● ,steil‘, ausschließlich in Gebrauch (Vil. 1868); Kassel (Gr. 1894); steggel, Oberellenbach (Hm. 1926).

stickelechtig ● ,steil‘, Nebenbedeutung: ,unzugänglich‘ (Pfs. 1886). ● Erweiterung von stickel durch das Suffix -echtig, s.d.

stickensteggen (e geschlossen) ,stecken‘ und ,sticken‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Stammformen: steggen, stoochde, jestoocht. (Hm. 1926)

StickhustenStegghusden ,Keuchhusten‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StiebelStiwwel, Plur. Stiwweln ,Stiefel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

stiebelierenstewwelieren ,stiefeln, schnell gehen‘, Kassel (Gr. 1894).

stiebelnstewweln ,stiefeln, schnell gehen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Das stiefelt sich nicht; es will nicht stiefeln. ,Es fügt sich nicht, will nicht passen.‘ (Vil.) Jestewwelt un jespoort ,gestiefelt und gespornt, zum Gehen gerüstet‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stillschweigeningstelleschwiejenink ,stillschweigend, unter der Hand, im geheimen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stinkebock ● ,vor Faulheit stinkender Mensch‘, Faulpelz‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StinkepforteStinkeporte, Übername der ,Tränkepforte‘, eines Kasseler Gäßchens zwischen Graben und Marställerplatz, Kassel (Gr. 1894).

StippchenStibbchen ,Kleckschen, Pünktchen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Stippen m. ● Stibben ,Klecks, Punkt‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Vgl. mnd. stip n., stippe m. ,Punkt, Tupf‘.

stippenstibben ,kurz und knapp berühren, antippen, eintunken‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). Vgl. mnd. stippen ,Tupfe oder Punkt machen; mit der Spitze (des Fingers, Stabes usw.) berühren; eintunken; steppen, sticken‘.

Stipper f. ● Stibber ,Stütze, die eine Läst trägt‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stippern ● ,mit Stützen versehen‘, Niederhessen (Vil. 1868); stibbern ,mit einer Stütze versehen, stützen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stitz n., m. ● das Stitz ,kleines niedriges Zimmer; ärmliches Häuschen‘, Balhorn (Sl. 1901); Stitz ,sehr kleines Zimmer‘, Kassel (Lüttebrandt 1917); der Stitz ,kleiner, enger Raum, kleiner Stall‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stitzchen ● ,sehr kleines, recht niedriges Zimmer‘; auch Brötchenart, ähnlich dem Franzbrötchen, Kassel (Gr. 1894).

Stock ● neben ,Stock‘ und ,Stockwerk‘: ,stockiger Geruch oder Geschmack‘, Niederhessen (Pfs. 1886).

stockrabenkohlekesselschwarzstockerawenkohlekesselschwarz ,stockfinster‘, Kassel (Gr. 1894).

stokernstokern, herumstokern ,in allen Winkeln umherkriechen, alles durchsuchen‘, Niederhessen (Vil. 1868); (rimme)stogern ,herumsuchen‘, Kassel 20. Jh.

stolz ● ,schön gekleidet, geputzt‘, allgemein üblich (Vil. 1868); ,hochmütig; schön gekleidet, stattlich, prächtig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stöpel m. ● Stebel ,Stoppel, Stümpfchen‘, auch: ,kleiner Junge‘, Kassel (Gr. 1894), ,kleiner Junge‘, Kassel 20. Jh.; ,Stumpf, Stummel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stopfenblaustobbenblau ,waschblau‘, Kassel 19. Jh. (Jonas), ,heller als das Berliner Blau‘, Kassel (Gr. 1894).

Stoppel f. ● Stobbel ,Stumpf des angeschnittenen Getreidehalms‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stoppelkalb ● ,besonders dummer und ungeschickt sich anstellender Mensch‘, Schimpfwort (Vil. 1868); Stoffelkalb [sic], bei Naumburg (Pfs. 1886); Stobbelkalb ,dummer, tölpelhafter Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Storchlanger Storch ,lange Mannsperson‘, Kassel (Gr. 1894).

storchenzesammen storchen ,heimlich, dicht beieinanderstehend, einen Schwatz halten‘, Kassel (Gr. 1894).

StrackenbachStraggenbach ,barscher, ungefälliger Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

strahlenstrohlen ,hervorschießen, hhervorsprudeln (nur von Flüssigkeiten)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

strählenstr[e]hlen ,urinieren‘, wörtlich: ,einen Strahl machen‘, Gr. erläutert: „wie strullern, der Strahl ist nur stärker, das Geräusch kaum so stark“, Kassel (Gr. 1894). ● Von Strohl ,Strahl‘: *ströhlen > strehlen. Gr. hat unverständlicherweise die nichtentrundete Form ströhlen.

strakelnsech strahkeln ,sich beim Liegen recken und strecken‘, Kassel (Gr. 1894).

Strambúlster m. ● ,heftiges Aneinandergeraten, heftiger Wortwechsel‘, Kassel (Gr. 1894).

strambúlsternsech strambulsdern ,heftig aneinandergeraten‘, Kassel (Gr. 1894).

strambúlsterigstrampulsterig ,gegen etwas ankämpfend, sich beständig und kleinlich gegen alles auflehnend‘, in gutmütigem Sinne gebraucht (Pfs. 1886); strambulsderich, Ajektiv zum Strambulster, Kassel (Gr. 1894), ,widerborstig‘, Kassel (Bennecke 1904), ,stramm gepolstert, gespannt, widerspenstig‘, Kassel (Lüttebrandt 1919); strambolsderech ,störrisch, halsstarrig, widerspenstig‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Strampelchen Pl. ● Strambelerchen ,die Beinchen der kleinen Kinder‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

strauenstrauen ,streuen‘, Kassel (Gr. 1894). ● Vgl. mhd. strouwen; in Oberellenbach hingegen mit Umlaut: ströiwen (Hm. 1926), entspricht hd. streuen; vgl. mhd. ströuwen, strewen.

straufelnstrüfeln ,beim Gehen mit den Füßen auf dem Boden her streichen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

strenzen ● ,stehlen‘, Kassel (Gr. 1894).

Strickstock ● ,Stricknadel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Streggstock, Oberellenbach (Hm. 1926).

Striemel f. ● Strimmel ,Striemen, schmaler Streifen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Striffel f. ● ,Krause, Fältelung (an der Haube, den Ärmeln und am Kragen)‘, Kassel (Gr. 1894). ● Striffelkragen, Kassel 19. Jh. (Herzog), Streffelmetze ,Striffelmütze‘ (Gr.).

strippen ● Siehe strüpfen.

stritzen ● ,stehlen‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe strüpsen.

Strohmann ● ,Vogelscheuche; einfältiger Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Strotte, Strutte f. ● Strotte ,Luftröhre‘, Niederhessen (Vil. 1868); Strodde ,Schlund, Kehle, Gurgel, Luft-, Speiseröhre‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Strudde ,Luftröhre‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Us voller Strotte ,aus vuller Kehle‘, Kassel 19. Jh. (Herzog). Bi emme es alles de Strodde nunner gelaufen. ,Er hat alles versoffen.‘ (Gr.)

strulchen ● ,strolchen‘, Kassel (Gr. 1894).

Strulcher ● ,Strolch‘, Kassel (Gr. 1894).

strullern ● ,dünn plätschern, mit Geräusch fallen‘ (Wasser- oder Urinstrahl in Gefäß oder andere Flüssigkeit), Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Strumpfbetzel f. ● Strumpbetzel ,Zipfelmütze‘, einziger Gebrauch von Betzel für eine Männerkopfbedeckung, Balhorn (Sl. 1901); Strumbbäzzel, Kassel (Gr. 1894; hier ohne Erläuterung aufgeführt). ● Siehe Betzel.

Strupf m. ● ,Beute beim Diebstahl‘ (Pfs. 1886). ● Siehe strüpsen.

strüpfenstribben ,streifen, abstreifen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), ,streifen‘ in der Art, „wie beim Melken die Zitze behandelt wird“; jem. die Börse durch Borg oder Bettel dünner machen‘ (Gr.). ● Vgl. mhd. strupfen ,streifen, abrupfen‘

strüpfen, strüpfeln, strüpfernsich strippen ,uneinig werden, sich zanken, sich streiten‘, Niederhessen (Vil. 1868); sich stribbeln ,sich streiten (harmlos)‘, Kassel 20. Jh.; sech stribbern ,sich neckend streiten, sich ohne böswillige Absicht zanken‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

strüpsenstribsen ,stehlen‘, Kassel (Gr. 1894), Oberellenbach (Hm. 1926). ● Siehe Strupf.

Strunt ● ,grobes Gewebe‘, Kassel (Gr. 1894).

Strunze f. ● ,sich faul herumtreibende, widerliche Frauensperson‘, Niederhessen (Vil. 1868); Kassel 20 Jh.

Strutz m. ● ,kleines Büschel (vor allem Haare)‘, Kassel 20. Jh., Strütz ,Büschel von durcheinander liegenden Haaren oder durcheinander gewachsenem Gras‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StrutzbartStrützboort ,verwilderter Bart‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StubeStuwwe, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Stowwe ,Zimmer, meist Wohnzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Die blaue Stowwe: die „gute Stube“, sie war gewöhnlich blau, ultramarinblau, tapeziert, Kassel (Lüttebrandt 1917).

StubentürStuwwendähre, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Stow(w)endähre ,Streuselkuchen‘, scherzhaft, Kassel (Lüttebrandt 1917).

Stuffel m. ● Stüffel ,Stumpf‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stuffigstüffech ,kurz und gedrungen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stulke f. ● ,großes junges Mädchen‘, Kassel (Gr. 1894).

Stülp m. ● Stilb ,wuchtiger Stoß, so daß der Gestoßene stolpert‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Stülpe f. ● unterschiedliche Art von Frauenmützen auf dem Lande, besonders in der Schwalm, hier weiße Mütze zu kirchlichen Anlässen, anderwärts Ziehbetzel genannt (Vil. 1868); Stilbe ,Deckel‘, Kassel (Gr. 1894).

Stulpen Plur. ● ,Manschetten‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stülpenstilben ,wuchtigen Stoß geben‘, Kassel (Gr. 1894); stilpen ,umstülpen‘, Balhorn (Sl. 1901); stelben ,wenden, umkehren; pflügen‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Balhorn: Die Kinder stülpen am Weihnachtsabend Töpfe auf den Tisch, setzen sie also umgekehrt darauf. Das Christkind legt dann seine Gaben darunter, hier und da auch eine Rute obenauf. Ich hon gestilpet. ,Ich bin beschert worden.‘ Ich hon emme gestilpet. ,Ich habe ihn beschert.‘ (Sl.) In Oberellenbach kommt stülpen nur in folgenden Verwendungen vor: en Laant stelben ,einen Acker pflügen‘, de Dasse stelben: die umgewendete Obertasse gilt als Zeichen, daß man keinen Kaffee mehr wünscht (Hm. 1926).

stulpernstulbern ,stolpern‘ (Gr. S. 67, rechte Sp.); stolbern (o geschlossen), Oberellenbach (Hm. 1926).

StulpernollStolbernoll (beide o geschlossen) ,einer, der leicht stolpert, steifer, unbeholfener Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vermutlich Zusammensetzung mit dem Vornamen Nolde, Kurzform von Arnold, > Nolle, Noll.

StulprianStolberjahn (o geschlossen), dasselbe wie Stulpernoll, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stülpes m. ● Stilbes ,unbeholfener, dummer Mensch, Kassel (Gr. 1894). ● Gr. erläutert: einer, „der sich überall hin stilben (stülpen) stoßen läßt, mit dem me Stowwendähren inrennen kann: mit dem man gleich wie mit einem Sturmbock Türen und Tore einrennen kann.“

stumpchenstomchen ,derb, unsaft stoßen; stampfen (z.B. Kartoffeln)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stumpfenstumben, in der Redensart stumben un stoßen ,stark hin und her stupsen‘, Kassel (Gr. 1894).

stümpfenstemben ,stumpf machen‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stunz m. ● ,kleiner Zuber‘, Niederhessen (Vil. 1868); Stunz ,Zuber, wannenartiger Bottich, Wännchen‘, Kassel 19. 20. Jh. (Gr. 1894), übertragen: ,kleine, dicke Person ohne Taille‘, Kassel (Gr.); Stönz ,kleines, breites, aber niedriges Gefäß; kleine dicke Person‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Stuppe f. ● ,Krankheitsanfall‘, Niederhessen (Vil. 1868); Stubbe ,Anfall, Grille, Laune‘, Kassel (Gr. 1894); Stüppe ,Krankheitsanfall, Anfall von Jähzorn‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. mnd. stupe ,schüttelnder Krakheitsanfall, Konvulsion‘.

stuppenweisestubbenwiese ,zeitweise, periodenweise‘, Kassel (Gr. 1894).

Sturax, Sturiax m. ● Sturax ,mürrische, wortkarge Person‘, Kassel (Gr. 1894); Storjags (o kurz und geschlossen) ,langbeiniger, steifer Mensch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stürmenstermen ,die Sturmglocke läuten (bei Feuersbrunst)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StürmerStermer ,einer, der mit großem Eifer an eine Arbeit geht, dieser aber bald überdrüssige wird und sich anderem zuwendet‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sturren ● ,starren‘, scheinbar nur in Redewendungen wie sturren vun Dreck, vun Guld, Kassel (Gr. 1894).

Stürze f. ● ,gegitterte Behälter ohne Boden zum Ästen des Federviehs‘ (Vil. 1868); Stärze ,gegitterter Käfig ohne Boden zum Aufenthalt für junges Federvieh im Freien‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sturzegum ● ,Kapuzinerkresse‘, Kassel (Gr. 1894).

Sturzeniere f. ● ,Schwarzwurzel‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894), Storzenier-, Sturzenierworzel, Kassel (Gr. 1894); Storzeniere , Oberellenbach (Hm. 1926). ● Vgl. Scorzonera hispanica.

StutterbockStodderbock (erstes o geschlossen) ,Stotterer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

stutternstoddern (o geschlossen) ,stottern‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StuttersackStoddersack(o geschlossen) ,Stotterer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

StutzglasStotzglos ,kleines Trinkglas‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

susuh!,so!‘, Interjektion, Ausdruck des Zweifels oder Erstaunens, Oberellenbach (Hm. 1926).

sucheln ● (u kurz) ,schlecht nähen‘, auch: ,beharrlich nähen‘, Kassel (Gr. 1894).

SuchtSocht ,Krankheit‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SuckelkindSüggelkänt ,Säugling‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

suckeln ● Frequentativum zu saugen (von kleinen Kindern, Tieren) (Vil. 1868); suggeln ,in heftigen kleinen Zügen saugen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Sulper m. ● Solper, Sulper m., auch wohl n., ,die Einsalzung des Schweinefleischs‘ (Vil. 1868); Sulber ,Salzbrühe der Metzger‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Solber m. (o geschlossen) ,salzige Flüssigkeit, Salzbrühe‘, Oberellenbach (Hm. 1926). ●

SulperfleischSolperfleisch ,eingesalzenes Schweinefleisch‘, z.B. Rippenbraten „aus dem Solper“ (Vil. 1868); Solberfleesch ,Pökelfleisch‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SulperknochenSolperknochen ,Unterbeine [richtiger: Füße] und sonstige Knochenreste des Schweines, welche mit dem anhängenden Fleisch eingesalzen, dann gekocht werden und für besonders wohlschmeckende Teile des Schweinefleischs gehalten werden‘ (Vil. 1868); Sulberknochen ,eingepökeltes Schweinefleisch mit Ohren, Schnauze usw.‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Solbergnochen, Oberellenbach (Hm. 1926, hier ohne Erläuterung).

SummervogelSummervochel (o in -vochel kurz) ,Schmetterling‘, übertragen: ,Person in sehr sommerlicher, sehr heller Kleidung‘, Kassel (Gr. 1894). ● Siehe Lattichvogel.

SündenknüppelSindenknibbel ,hartgesottener Sünder‘, Kassel (Gr. 1894).

sunsten ● ,sonst‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894). ● Bildung mit -en-Erweiterung wie alsten u.a.

SupchaugeSubbchauge ,tränendes Auge‘, Kassel (Lüttebrandt 1917), Pl. Subchauchen ,verweinte Augen‘, Kassel 20. Jh.

supchen ● ,anfangen zu weinen‘, Kassel (Gr. 1894); ,verhalten vor sich hin weinen‘, Kassel20. Jh.

Supp m. ● ,der verhärtete Augenschleim‘, Niederhessen (Vil. 1868).

Suppauge ● ,tiefendes Auge‘ (Vil. 1868); Subbauge ,Triefauge; triefäugige Person‘, Kassel (Gr. 1894); Süppöhche ,triefendes, tränendes Auge‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

suppen ● ,triefen (von den Augen)‘, Niederhessen (Vil. 1868); ,Flüssigkeit allmählich von sich geben‘, Kassel 20. Jh.; sübben ,triefen, tränen (der Augen)‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

surchelichsorchelech ,säuerlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SüßmichelSießmichel ,Einschmeichler‘, dasselbe wie Seidenbeutel, Kassel (Gr. 1894).

Süster f. ● ,Schwester‘, aussterbende Altform (Vil. 1868). ● Vil. sieht die Form – allerdings zu zu Unrecht – als niederdt. an, das heißt als Import, im niederdt. sprechenden Niederhessen die „übliche Form von Schwester“. „Das Wort weich successiv zurück; in und um Kassel war es noch in der Mitte des vorigen [18.] Jarhunderts gebräuchlich, wenn auch nicht mehr in allgemeiner Übung, jetzt ist es dort und schon einige Wegstunden weiter nördlich gänzlich ausgestorben.“ (Vil.) – Das Wort ist erhalten in:

SüsterfeldSisterfeld, Flurbezeichnung bei Kassel, heute Name eines Kasseler Wohnviertels.

Süsterhaus ● ,Frauenhospital in Kassel, jetzt auf der Oberneustadt‘ (Vil. 1868); Sesterhus, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.s Manuskript Sésterhus.

Süsterweib f. ● Sesterwibb, Plur. Sesterwiewer ,Insassen des Süsterhauses‘, Kassel (Gr. 1894). ● In Gr.s Manuskript Sésterwibb, Sésterwiewer.

Sutch m. ● ,schmierige Flüssigkeit‘, Kassel 20. Jh.; Sodch, Oberellenbach (Hm. 1926).

sutchen ● ,Klebriges ablassen‘, Kassel 20. Jh. ● De Piffe, des Rohr sutcht. Kassel 20. Jh.

sutchen ● ,weinen, schluchzen (unterdrückend, heimlich)‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

Sutte f. ● Sotte, Sutte ,Jauche‘ (Vil. 1868) ; Sutte ,Schlamm, Dreckbrühe‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); Sodde ,Jauche‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

Sütte f. ● Sütte, Südde, Sutte, meist Sitte gesprochen, ,Aufguß von heißem Wasser auf Gras, Strohstümpfe, abends dem Mlchvieh gegeben, ganz Hessen (Vil. 1868); Serre ,mit heißem Wasser gebrühtes Viehfutter, meist aus Gras und Häcksel‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

SuttelbrüheSuddelbrieh ,schlechtes, dünnes Essen‘, Kassel (Gr. 1894). ● Gr. überträgt das Wort außerdem als ,Sudelbrühe‘.

Sutter m. ● ,ablaufende, ab- oder durchtropfende Flüssigkeit (besonders vom Ablauf des gerauchten Tabaks)‘ (Vil. 1868); Sudder ,Tabaksaft als Rückstand in der Tabakspfeife‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894).

suttern ● ,sickern (besonders von unsauberer Flüssigkeit, auch von Wunden)‘ (Vil. 1868); suddern ,viel Sutter absetzen‘, Kassel 19., 20. Jh. (Gr. 1894); auch: , unrein davon sein, danach schmecken‘. (Gr.)

Sutzel f. ● ,eine unsauber sich haltende Frauensperson‘, Niederhessen (Vil. 1868); Sützel ,unreinliches Frauenzimmer‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sutzeligsutzelich ,unsauber gekleidet, unreinlich, besonders von Frauenspersonen gebraucht‘, Niederhessen (Vil. 1868); sützelech ,unsauber gekleidet, unreinlich‘, Oberellenbach (Hm. 1926).

sutzelnsützeln ,unreinlich sein, eine Arbeit unsauber verrichten‘, Oberellenbach (Hm. 1926).


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