Unterneustädter Kirchen

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Die mittelalterliche Marien-Magdalenen-Kirche und ihre Nachfolgerin, die Unterneustädter Kirche.

Die Magdalenenkirche auf dem Marktplatz der Unterneustadt. Merian-Plan Kassel 1646 (Ausschnitt). -- W. Hermsdorff 1992.
Die Marien-Magdalenen-Kirche in der Unterneustadt 1750. Gemälde von Ernst Metz. -- Archiv Harald Metz, Bickenbach.
Das Leipziger Thor mit Unterneustädter Kirche 1831. Gemälde von Ernst Metz 1969. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 53, Taf. 21; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.


Inhaltsverzeichnis

Pfarrkirche St. Maria Magdalena

Der Bau

Die ehemalige Unterneustädter Pfarrkirche – die Marien-Magdalenen-Kirche, kurz auch Magdalenenkirche genannt – wird zum ersten Male 1342 erwähnt, dürfte aber bereits bei der Anlage der Neustadt[1], die erstmals 1283 erwähnt wird, errichtet worden sein. Sie lag auf den Marktplatz der Unterneustadt, dem späteren Holzmarkt.[2] Nach Holtmeyer war die Kirche ein „Bau mit rechteckigem Schiff, in dessen Mittelachse östlich der Chor und westlich der quadratische Turm sich anschließt. Strebepfeiler an Schiff und Chor weisen auf innere Wölbungen hin. Der Umstand, daß der Chor und Turm auf beiden Längsseiten erheblich gegen das Langhaus absetzen, läßt auf eine dreischiffige Anlage schließen.“[3]

Hochwassergefährdung

Wie die ganze Unterneustadt war auch die Magdalenenkirche stark hochwassergefährdet. Bei einem Hochwasser der Fulda am 22. Juli 1342 wurde sogar der Hochaltar überspült. In der Nacht vom 4. zum 5. Januar 1643 „rissen die Fluten den Wall der Unterneustadt ein und stiegen in der Kirche bis auf die Kanzel. Am 16. Januar 1682 wurde sie erneut heimgesucht; ein Zeitgenosse hielt fest: ,In der Kirche stieg das Wasser auf vier Ellen hoch und warf die Stühle und Bänke übern Haufen.‘ – Damals wurde auch die Bücherei in der Sakristei schwer beschädigt.“[4]

Abbruch der Kirche

„Als Ende des 18. Jahrhunderts der Verkehr zwischen Alt- und Unterneustadt in neue Bahnen und weiter flußab als bisher über die seit 1788 im Bau befindliche Wilhelmsbrücke gelenkt wurde, war das Schicksal der Magdalenenkirche besiegelt. Sie stand nun im Wege und wurde 1795 abgebrochen. Ihre Steine dienten vorwiegend zum Bau der Wälle um das Kastell[5]. Mit ihren Wimpergen (Ziergiebeln) wurde die Löwenburg-Kapelle ausstaffiert. […] Landgraf Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I., dessen Name die neue Fuldabrücke trug, hatte der Unterneustädter Gemeinde versprochen, als Ersatz für die Magdalenenkirche ein neues Gotteshaus bauen zu lassen“, was dann zu Beginn des neuen Jahrhunderts auch geschah.[6]

Die neue Unterneustädter Kirche

„Den Mittelpunkt des geräumigen ovalen“ Unterneustädter Kirchplatzes „bildete die Unterneustädter Kirche, die hier, anstelle der sehr alten Pfarrkirche am Holzmarkt, auf dem Gelände der geschleiften Festungswerke nach Plänen des Hofbaumeisters Jussow erbaut worden war. Im Mai 1802 wurde der Grundstein gelegt, jedoch kam die Vollendung des Baues durch die Vertreibung des Landesherren durch die Franzosen ins Stocken. Als dann die westphälische Regierung die noch unvollendete Kirche für Anlage eines Futtermagazins beschlagnahmen wollte, legte sich, – auf Bitten der Geistlichen und der Gemeinde, – König Jér[ô]me ins Mittel und veranlaßte sogar die Fertigstellung der Kirche aus Staatsmitteln. Im August 1808 wurde das einfache Gotteshaus eingeweiht. Die noch fehlende Kanzel wurde 1812 aus der Garnisonkirche hierher gebracht, weil diese Kirche kurz vorher in ein französisches Fouragemagazin verwandelt worden war. Uhr und Glocken wurden aus der alten Magdalenenkirche[7] übernommen und 1810/11 eingebaut, nachdem sie jahrelang im Hofe des ‚Waisen- und Findelhauses‘ aufgestellt waren. Eine Orgel, von Wilhelmi erbaut, bekam die Kirche erst 1820. Schon im Jahre 1819 war, – wohl infolge der schnell betriebenen und daher oberflächlichen Beendigung de[s] Baues, – das neue Gotteshaus so schadhaft, daß es geschlossen werden mußte. Der Gottesdienst fand daher für die Unterneustädter Gemeinde jeweils nachmittags an Sonn- und Feiertagen in der Brüderkirche statt. Dieser Zustand dauerte bis zum 1. Pfingsttag 1831. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zerstört und aus Planungsgründen an dieser Stelle nicht wieder aufgebaut.“[8]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Fuldafluten über dem Hochaltar, in: Ein Blick zurück Nr. 1392, Hess. Allgemeine v. 18. 7. 1992.
  • Metz, Ernst Christopher: Residenzstadt Cassel. Einführung v. Gerhard Seib u. Angelika Nold. Kassel 1980.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Zur „Unter“-Neustadt wurde diese erst nach Anlage der Oberneustadt um 1700. Die Kasselaner nannten die Unterneustadt „ahle Neistadt“, also „alte Neustadt“.
  2. Hermsdorff 1992.
  3. Holtmeyer, Bau- und Kunstdenkmäler, zit. nach Hermsdorff 1992.
  4. Hermsdorff 1992.
  5. Nach dem Zweiten Weltkrieg „Willi-Seidel-Haus der Jugend“.
  6. Hermsdorff 1992.
  7. Sie wurde im 18. Jh. zugleich von der Garnison-Gemeinde genutzt, siehe Garnisonkirche.
  8. Aus den Erläuterungen zum Gemälde von Metz „Das Leipziger Thor mit der Unterneustädter Kirche [...]“, Metz, S. 109 f. – „Den Bild-Texten liegen die dokumentarischen Ausführungen des Künstlers Ernst Metz zu Grunde.“ (Impressum, S. 4)

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