Philipp Scheidemann

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(Scheidemann und Kassel)
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In seiner „Kasseler Redakteur-Zeit zwischen 1905 und 1911 […] entwickelt Scheidemann eine besondere Fähigkeit, die ihn bei den alten Kasselanern, gleich welcher politischen Anschauung auch immer, zu einem bis auf den heutigen Tag liebenswerten Menschen macht: er schreibt ,Geschichderchen‘ in Kasseler Mundart und hält damit manche ,Erinnerung an die scheene Lusejungenzidd’ fest. – Diese Geschichten erscheinen zunächst in zwangloser Folge im Volksblatt unter dem Titel ,Briefe us’m Dörfchen‘<ref>„Dörfchen“, „Derfchen“ war der Spottname für die Kasseler Unterneustadt.</ref>. 1910 faßt er die schönsten zusammen und gibt sie unter dem Pseudonym ,Henner Piffendeckel‘<ref>Mundartlich für „Pfeifendeckel“. – „Piffendeckel“ ist in Kassel auch der trockene Kommentar zu einer Sache oder Rede, bedeutet dann soviel wie „Taugt nichts“, „Blödsinn“, „Nicht mit mir“.</ref> und mit dem Titel ,Casseläner Jungen‘ […] heraus.“ <ref>Hermsdorff 1965.</ref>
 
In seiner „Kasseler Redakteur-Zeit zwischen 1905 und 1911 […] entwickelt Scheidemann eine besondere Fähigkeit, die ihn bei den alten Kasselanern, gleich welcher politischen Anschauung auch immer, zu einem bis auf den heutigen Tag liebenswerten Menschen macht: er schreibt ,Geschichderchen‘ in Kasseler Mundart und hält damit manche ,Erinnerung an die scheene Lusejungenzidd’ fest. – Diese Geschichten erscheinen zunächst in zwangloser Folge im Volksblatt unter dem Titel ,Briefe us’m Dörfchen‘<ref>„Dörfchen“, „Derfchen“ war der Spottname für die Kasseler Unterneustadt.</ref>. 1910 faßt er die schönsten zusammen und gibt sie unter dem Pseudonym ,Henner Piffendeckel‘<ref>Mundartlich für „Pfeifendeckel“. – „Piffendeckel“ ist in Kassel auch der trockene Kommentar zu einer Sache oder Rede, bedeutet dann soviel wie „Taugt nichts“, „Blödsinn“, „Nicht mit mir“.</ref> und mit dem Titel ,Casseläner Jungen‘ […] heraus.“ <ref>Hermsdorff 1965.</ref>
  

Version vom 10. Juni 2012, 08:46 Uhr

Philipp Scheidemann, * 26. Juli 1865 in Kassel, † 29. November 1939 in Kopenhagen; Buchdrucker, Redakteur in Kassel, sozialdemokratischer Politiker, Reichsministerpräsident, Oberbürgermeister von Kassel.

Philipp Scheidemann

Inhaltsverzeichnis

Lebensweg

Philipp Scheidemann wurde 1865 als Sohn des Tapezierers Friedrich Scheidemann [1] in der Kasseler Altstadt, Michelsgasse 7[2], geboren. Er wuchs in Kassel auf und „erlernte nach dem Schulbesuch das Buchdruckerhandwerk. Seit 1890 war er in Kassel für die sozialdemokratische Partei und für die Gewerkschaften agitatorisch tätig. 1895 aber verließ er die Vaterstadt, um erst zehn Jahre später als leitender Redakteur des sozialdemokratischen Volksblatts wieder nach Kassel zurückzukehren. Als er 1911 in den Vorstand der Gesamtpartei gewählt wurde, verlegte er seinen Wohnsitz nach Berlin.“ [3]

Scheidemann rief in Berlin am 9. November 1918 die Republik aus, war vom Februar bis Juni 1919 Reichsministerpräsident[4], von 1920 bis 1925 Oberbürgermeister von Kassel, von 1920 bis zu seiner Emigration nach Kopenhagen 1933 Mitglied des Reichstags.[5]

Scheidemann starb in Kopenhagen im November 1939 an einem Schlagfluß. 1953 wurde die Urne mit seiner Asche vom Kopenhagener Oberbürgermeister dem Kasseler Magistrat übergeben und auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.[6]

Scheidemann und Kassel

Casseläner Jungen
Zwischen den Gefechten!

In seiner „Kasseler Redakteur-Zeit zwischen 1905 und 1911 […] entwickelt Scheidemann eine besondere Fähigkeit, die ihn bei den alten Kasselanern, gleich welcher politischen Anschauung auch immer, zu einem bis auf den heutigen Tag liebenswerten Menschen macht: er schreibt ,Geschichderchen‘ in Kasseler Mundart und hält damit manche ,Erinnerung an die scheene Lusejungenzidd’ fest. – Diese Geschichten erscheinen zunächst in zwangloser Folge im Volksblatt unter dem Titel ,Briefe us’m Dörfchen‘[7]. 1910 faßt er die schönsten zusammen und gibt sie unter dem Pseudonym ,Henner Piffendeckel‘[8] und mit dem Titel ,Casseläner Jungen‘ […] heraus.“ [9]

Als er im Januar 1920 Kasseler Oberbürgermeister wurde, sagte er in seiner Antrittsrede vor dem Stadtparlament: „Ich bin entschlossen, mich mit meinen Kräften der Arbeit im Dienste meiner Vaterstadt zu widmen, die ich liebe, deren Schönheit ich geschildert und deren Ruhm ich verkündet habe, wo immer ich Gelegenheit dazu hatte.“[10]

Buchveröffentlichungen

  • Henner Piffendeckel (Pseud.): Casseläner Jungen - Mundartliche Geschichderchen. Kassel 1910, 2. veränd. Aufl. 1910, 3. Aufl. 1926.
    Die erste Auflage enthält: [1.] Blos'n baar Worde im vorus! [= Vorwort, abgezeichnet mit "Cassel, im November 1909"]. [2.] De Schmanddibberchen. [3.] D'r Quetschenfrieder. [4.] De Drillerpiffe. [5.] Zappenschtreich. [6.] Schänkel Burzelbaum. [7.] Wie mä Oflaufe machden. [8.] D's Hosenknobbdheader. [9.] D'r kleine Ballewutz. [10.] Freikonzert. [11.] Bibbelhuhns Silwerne.[11] [12.] Casseler Usschdellungen. [13.] D'r scheiwe Chrischtoff im Mannehwer. [14.] Hirschfang mit Schnubbdewack. [15.] Im Rotskeller. [16.] Casseläner Allerlei.
  • Philipp Scheidemann: Zwischen den Gefechten [Sammlung]. Berlin, Leipzig [1920]. - Enthält: [1.] Casseläner Jungen. [2.] Plaudereien. [3.] Eine Amerikafahrt.

Literatur

  • Hamecher, Holger: Bibliographie der selbständigen Veröffentlichungen Kasseler Mundartliteratur. In: Zeitschr. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde Bd. 101, 1996, S. 159 ff.; hier: S. 172 f.
  • Hermsdorff, Wolfgang: Ein Blick zurück. Nr. 162. In: Hess. Allgemeine v. 24.7.1965.

Querverweise

Netzverweise

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Der Vater fühlte sich dem hessischen Fürstenhause sehr verbunden und gab seinem Sohn im Hinblick auf Landgraf Philipp den Großmütigem den Vornamen Philipp. Als „1866 der Kurfürst sein Land verlassen mußte und nach Prag ins Exil ging, übernahm Vater Scheidemann die Verwaltung des böhmischen Schlosses Horowitz, das Privateigentum der kurfürstlichen Familie war.“ (Hermsdorff 1965)
  2. Hermsdorff 1965.
  3. Hermsdorff 1965.
  4. Mit Inkrafttreten der neuen Verfassung (11. 8. 1920) hieß der Regierungschef wieder Reichskanzler wie zuvor in der Kaiserzeit.
  5. Näheres findet sich in jedem Buch zur neueren deutschen Geschichte (zugleich vielfach im Internet), kann also hier übergangen werden.
  6. Hermsdorff 1965.
  7. „Dörfchen“, „Derfchen“ war der Spottname für die Kasseler Unterneustadt.
  8. Mundartlich für „Pfeifendeckel“. – „Piffendeckel“ ist in Kassel auch der trockene Kommentar zu einer Sache oder Rede, bedeutet dann soviel wie „Taugt nichts“, „Blödsinn“, „Nicht mit mir“.
  9. Hermsdorff 1965.
  10. Hermsdorff 1965.
  11. Schilderung der Silberhochzeit von Piffendeckels Freund Henner Bibbelhuhn. „Mit dem ,Henner‘ ist zweifellos der Henschel-Arbeiter Heinrich Huhn gemeint […], der damals neben Pfannkuch einer der wichtigsten Männer in der Kasseler Sozialistenbewegung ist.“ (Hermsdorff 1965.)
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