Opernplatz

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[[Bild: Metzarchiv Opernplatz Waitz.jpg|thumb|700px|left|''' Opernplatz mit Palais Waitz von Eschen, Hoftheater und Kommandantur, 1842'''. Gemälde von [[Ernst Metz]] 1958/59 (histor. Rekonstruktion). -- E. C. Metz, ''Residenzstadt Cassel'' (1980), S. 42 (schwarz-weiß), hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.]]
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[[Bild: Metzarchiv Opernplatz Waitz.jpg|thumb|540px|right|''' Opernplatz mit Palais Waitz von Eschen, Hoftheater und Kommandantur, 1842'''. Gemälde von [[Ernst Metz]] 1958/59. -- E. C. Metz, ''Residenzstadt Cassel'' (1980), S. 42 (schwarz-weiß), hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.]]
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==Palais Waitz von Eschen==
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„Zwischen den fast symmetrisch gehaltenen Seitenfronten des Kurfürstlichen Hoftheaters links und des von Roux’schen Hauses rechts, die den Opernplatz säumten, ragte das Palais Waitz von Eschen hervor. Schon durch seine bevorzugte und erhöhte Lage vor dem weiten Friedrichsplatz, der eine herrliche Aussicht über das Fuldatal bis zu den bewaldeten Höhen des Kaufunger Waldes und der Söhre, bis hin zum Meißner bot, aber auch durch sein stilvolles Äußere, war dies Gebäude eines der schönsten und interessantesten Häuser, die nach Schleifung der Festungswerke, dem Willen des Landgrafen Friedrich II. zufolge in dem neuangelegten Stadtteil entstanden.“<ref>Metz 1980, S. 97. – „Den Bild-Texten liegen die dokumentarischen Ausführungen des Künstlers Ernst Metz zu Grunde.“ (Impressum)</ref>
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Der hessische Staatsminister Jacob Sigismund Freiherr Waitz von Eschen hatte das Palais um 1773 von Simon du Ry erbauen lassen. Der Bauherr „überwarf sich mit dem Landgrafen, verließ Kassel, trat als Minister und Oberberghauptmann in preußische Dienste und starb 78jährig 1776 in Berlin.“<ref>Hermsdorff 1990.</ref> Er bewohnte das von ihm erbaute Palais also nie, es blieb jedoch in Familiebesitz bis zu seiner Zerstörung 1943.<ref>Metz 1980, S. 97.</ref>
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„Die Palaisfront war nach dem abfallenden Opernplatz hin zunächst lediglich durch ein spärliches Geländer geschützt. Später wurde das Gefälle durch eine mit Vasen bestückte Steinbalustrade abgefangen, die die Auffahrten stützte und den Gesamteindruck angenehm verbesserte.“<ref>Hermsdorff 1990.</ref> „In der Mitte der Brüstungsmauer auf dem Opernplatz befand sich ein halbrunder, niedriger Brunnenkopf, in den aus einem bronzenen Löwenkopf in der Mauer das hierher geleitete ‚Schloßwasser‘ oder ,Prinzenwasser‘ lief.“<ref>Metz 1980, S. 98.</ref>
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„Gegen Ende der französischen Besetzung (der Jérôme-Zeit)“, im September 1813, „stand der russische Generals Tschernitscheff mit seinem Korps vor den Toren Kassels, beschoß die Stadt und eroberte sie schließlich. Mit Artilleriefeuer vom Forst aus war die Aktion eingeleitet worden. – Als Tschernitscheff seine Kanonen auf dem Forst nach Kassel hin ausrichtete, erschienen zwei Damen des Waitzschen Palais auf der Balustrade, um von da aus den Krieg zu betrachten. Plötzlich löste sich auf dem Forst ein Schuß, und eine Kanonenkugel zischte knapp übers Palais-Dach. Hast-du-nicht-gesehen verschwanden die Damen im Innern des Hauses. Einige Minuten danach begann die Kanonade. Dabei trafen zwei Kanonenkugeln auch das Waitzsche Palais. – Sobald die Russen Kassel besetzt hatten, meldete sich bei der Familie Waitz von Eschen ein junger baltischer Offizier und erklärte, er sei der Schütze des ersten Schusses auf das Palais gewesen. Durchs Fernrohr habe er die Damen auf der Balustrade an ihren hellen Kleidern erkannt und diesen Schuß als Warnung abgefeuert.“<ref>Hermsdorff 1990.</ref>
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==Die Kommandantur==
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Das Haus rechts neben dem Waitzschen Palais,  das Eckhaus Obere Königsstraße / Opernplatz, wurde 1772 – 1774  „von dem hugenottischen Großkaufmann Roux erbaut. 1804 wird als Eigentümer ein Oberst von Roux genannt – und um 1813 dessen Erben. 1837 wurde das Gebäude vom Staat angekauft und zur Kommandantur bestimmt.“<ref>Metz 1980, S. 98.</ref>
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==Veränderungen am Opernplatz==
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„Das imposante Bild des Palais wurde […] 1883 durch die Errichtung des Spohrdenkmals beeinträchtigt. Die wuchtige Steinrampe verschwand hinter einer gärtnerischen Anlage mit Büschen und Bäumen, die das Denkmal umgab.“<ref>Hermsdorff 1990.</ref>
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'''Die „Lokomotive“'''
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„Besonders geschmacklos fanden die Kasselaner, daß beim Durchbruch der Opernstraße 1910 unmittelbar neben dem Palais ein seltsames Haus emporwuchs, das sofort den Spitznamen ,Lokomotive‘ erhielt. Bei der Tausendjahrfeier 1913 nahm der Mundartpoet Georg Fladung in einem Singelied dieses Baugebilde aufs Korn:
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„Spohr-Statue und ,Lokomotive‘ überlebten die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Das Waitzsche Palais aber ging darin unter.“<ref>Hermsdorff 1990. – „Auf der leicht beschädigten Balustrade errichtete 1955 anläßlich von Bundesgartenschau und documenta I die Post eine große Baracke als Behelfspostamt. Aber auch die Balustrade verschwand, als die Firma C & A hier ihr Kaufhaus errichtete.“ (Hermsdorff  ebd.)</ref>
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==Quellen==
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* [[Wolfgang Hermsdorff|Hermsdorff, Wolfgang]]: ''Von nobler Würde: Das Waitzsche Palais''. ''Ein Blick zurück'' Nr. 1343. Hess. Allgemeine v. 29.9.1990.
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* [[Ernst Metz|Metz, Ernst Christopher]]: ''Residenzstadt Cassel''. Einführung von Gerhard Seib und Angelika Nold. Kassel 1980.
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==Querverweise==
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* [[Hoftheater|Kurfürstliches Hoftheater]]
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* [[Häuser, Straßen, Plätze]]
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==Netzverweise==
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* [http://www.regiowiki.hna.de/Opernplatz Opernplatz], Regiowiki
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==Anmerkungen==
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<references/>
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<metadesc>Der Opernplatz in Kassel.</metadesc>

Aktuelle Version vom 27. Dezember 2012, 11:28 Uhr


Der Opernplatz in Kassel.

Opernplatz mit Palais Waitz von Eschen, Hoftheater und Kommandantur, 1842. Gemälde von Ernst Metz 1958/59. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 42 (schwarz-weiß), hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.

Inhaltsverzeichnis

Palais Waitz von Eschen

„Zwischen den fast symmetrisch gehaltenen Seitenfronten des Kurfürstlichen Hoftheaters links und des von Roux’schen Hauses rechts, die den Opernplatz säumten, ragte das Palais Waitz von Eschen hervor. Schon durch seine bevorzugte und erhöhte Lage vor dem weiten Friedrichsplatz, der eine herrliche Aussicht über das Fuldatal bis zu den bewaldeten Höhen des Kaufunger Waldes und der Söhre, bis hin zum Meißner bot, aber auch durch sein stilvolles Äußere, war dies Gebäude eines der schönsten und interessantesten Häuser, die nach Schleifung der Festungswerke, dem Willen des Landgrafen Friedrich II. zufolge in dem neuangelegten Stadtteil entstanden.“[1]

Der hessische Staatsminister Jacob Sigismund Freiherr Waitz von Eschen hatte das Palais um 1773 von Simon du Ry erbauen lassen. Der Bauherr „überwarf sich mit dem Landgrafen, verließ Kassel, trat als Minister und Oberberghauptmann in preußische Dienste und starb 78jährig 1776 in Berlin.“[2] Er bewohnte das von ihm erbaute Palais also nie, es blieb jedoch in Familiebesitz bis zu seiner Zerstörung 1943.[3]

„Die Palaisfront war nach dem abfallenden Opernplatz hin zunächst lediglich durch ein spärliches Geländer geschützt. Später wurde das Gefälle durch eine mit Vasen bestückte Steinbalustrade abgefangen, die die Auffahrten stützte und den Gesamteindruck angenehm verbesserte.“[4] „In der Mitte der Brüstungsmauer auf dem Opernplatz befand sich ein halbrunder, niedriger Brunnenkopf, in den aus einem bronzenen Löwenkopf in der Mauer das hierher geleitete ‚Schloßwasser‘ oder ,Prinzenwasser‘ lief.“[5]

„Gegen Ende der französischen Besetzung (der Jérôme-Zeit)“, im September 1813, „stand der russische Generals Tschernitscheff mit seinem Korps vor den Toren Kassels, beschoß die Stadt und eroberte sie schließlich. Mit Artilleriefeuer vom Forst aus war die Aktion eingeleitet worden. – Als Tschernitscheff seine Kanonen auf dem Forst nach Kassel hin ausrichtete, erschienen zwei Damen des Waitzschen Palais auf der Balustrade, um von da aus den Krieg zu betrachten. Plötzlich löste sich auf dem Forst ein Schuß, und eine Kanonenkugel zischte knapp übers Palais-Dach. Hast-du-nicht-gesehen verschwanden die Damen im Innern des Hauses. Einige Minuten danach begann die Kanonade. Dabei trafen zwei Kanonenkugeln auch das Waitzsche Palais. – Sobald die Russen Kassel besetzt hatten, meldete sich bei der Familie Waitz von Eschen ein junger baltischer Offizier und erklärte, er sei der Schütze des ersten Schusses auf das Palais gewesen. Durchs Fernrohr habe er die Damen auf der Balustrade an ihren hellen Kleidern erkannt und diesen Schuß als Warnung abgefeuert.“[6]

Die Kommandantur

Das Haus rechts neben dem Waitzschen Palais, das Eckhaus Obere Königsstraße / Opernplatz, wurde 1772 – 1774 „von dem hugenottischen Großkaufmann Roux erbaut. 1804 wird als Eigentümer ein Oberst von Roux genannt – und um 1813 dessen Erben. 1837 wurde das Gebäude vom Staat angekauft und zur Kommandantur bestimmt.“[7]

Veränderungen am Opernplatz

Das Spohrdenkmal

„Das imposante Bild des Palais wurde […] 1883 durch die Errichtung des Spohrdenkmals beeinträchtigt. Die wuchtige Steinrampe verschwand hinter einer gärtnerischen Anlage mit Büschen und Bäumen, die das Denkmal umgab.“[8]

Die „Lokomotive“

„Besonders geschmacklos fanden die Kasselaner, daß beim Durchbruch der Opernstraße 1910 unmittelbar neben dem Palais ein seltsames Haus emporwuchs, das sofort den Spitznamen ,Lokomotive‘ erhielt. Bei der Tausendjahrfeier 1913 nahm der Mundartpoet Georg Fladung in einem Singelied dieses Baugebilde aufs Korn:

Ans Waitzsche Huss äs drangeklecksd
us Stein ne Lokmadive,
der Spohr begicked sich perplex
de neie Berschbekdive.“[9]

„Spohr-Statue und ,Lokomotive‘ überlebten die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Das Waitzsche Palais aber ging darin unter.“[10]

Quellen

  • Hermsdorff, Wolfgang: Von nobler Würde: Das Waitzsche Palais. Ein Blick zurück Nr. 1343. Hess. Allgemeine v. 29.9.1990.

Querverweise

Netzverweise

Anmerkungen

  1. Metz 1980, S. 97. – „Den Bild-Texten liegen die dokumentarischen Ausführungen des Künstlers Ernst Metz zu Grunde.“ (Impressum)
  2. Hermsdorff 1990.
  3. Metz 1980, S. 97.
  4. Hermsdorff 1990.
  5. Metz 1980, S. 98.
  6. Hermsdorff 1990.
  7. Metz 1980, S. 98.
  8. Hermsdorff 1990.
  9. Hermsdorff 1990.
  10. Hermsdorff 1990. – „Auf der leicht beschädigten Balustrade errichtete 1955 anläßlich von Bundesgartenschau und documenta I die Post eine große Baracke als Behelfspostamt. Aber auch die Balustrade verschwand, als die Firma C & A hier ihr Kaufhaus errichtete.“ (Hermsdorff ebd.)

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