Nordhessische Curiosa IV: 19. Jahrhundert
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Denkwürdigkeiten – Merkwürdigkeiten – Absonderlichkeiten
1803
15. Mai. „Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel nimmt die Kurwürde an; feierliche Verkündigung dieser Annahme in Kassel.“[1]
1804
Am 12. Mai „starb zu Kassel der Oberappellationsgerichtsrat Lennep, welcher durch seinen außerordentlichen Körperumfang eine hessische sprichwörtliche Celebrität geworden ist und noch lange nach seinem Tode geblieben ist.“[2]
1804
29. Mai, Geh. Rathsbeschl.: „Bei Vermittlung einer Heirath unter Christen darf überhaupt kein Mäkelgeld Statt finden, welche Vorschrift aber auf Juden nicht anwendbar ist, indem diese vielmehr für Vermittlung jüdischer Heirathen 2 Procent vom Heirathsgut, insofern solche versprochen werden, nehmen dürfen.“[3]
1806
Am 1. November „wurde Kassel von einem französischen Armeecorps unter dem General Mortier besetzt und der Kurfürst Wilhelm I. vertrieben.“[4] (Siehe Kölnisches Tor)
1807
Am 20. Februar rettete Major Lingg von den badischen Jägern „die Stadt Hersfeld vor der Plünderung, welche ihm auf Napoleons Verfügung“ aufgetragen war zur Bestrafung der Stadt für den Tumult am 24. Dezember 1806, der sich gegen die dortige französische Besatzung richtete. „Das gleichzeitig befohlene Niederbrennen der Stadt war durch Bestechung des französischen Generals Barbauld abgewendet worden, und es wurden […] nur vier schlechte Häuser, um den Schein zu wahren, eingeäschert.“[5]
1807
18. August. „Hieronymus [= Jérôme] Napoleon wird König des neu gebildeten Königreichs Westfalen.“ Einzug in Kassel am 10. Dezember.[6]
1809
Am 6. April „starb zu Frankenberg die Jüdin Sara Wolf, 107 Jahr alt. Sie hinterließ fünf Söhne, vier Töchter, fünfundvierzig Enkel und sechsundvierzig Urenkel, zusammen einhundert Nachkommen, welche bei ihrem Tode noch sämtlich am Leben waren.“[7]
1809
Am 18. Juli „wurde auf dem Forst bei Kassel der Oberstleutnant Emmerich erschoßen, welcher am 24. Juni 1809 einen planlosen Aufstand gegen die westfälische Regierung in Marburg begonnen hatte.“ Tags darauf „wurde der in die Emmerichsche Insurrection verwickelte Marburger Professor, Hofrat Sternberg“, ebenfalls auf dem Forst erschossen.[8]
1811
Am 24. November „brannte das Residenzschloß zu Kassel ab, welches seitdem nicht wieder aufgebaut worden ist.“[9]
1812
„Noch im Jahre 1812 veranstaltet der König Jérôme einen ,Bohnenball‘ in Kassel. Wer bei diesem Fest eine im ,Bohnenkuchen‘ versteckte Bohne findet, muß den nächsten ,Bohnenball‘ auf seine Kosten ausrichten.“[10]
1813
Am 4. Mai wurden vier Bürger von Hessisch Lichtenau „standrechtlich erschossen, weil sie den Versuch gemacht hatten, sich einer französischen Kriegskasse zu bemächtigen.“[11]
1813
Am 1. Oktober „rückte das Czernitschewsche Corps in Kassel ein, und General Czernitschew erklärte durch Proklamation das Königreich Westfalen für aufgehoben.“ Am 8. Oktober „wurde Kassel wieder von den Franzosen unter General Allix besetzt.“ Am 16. Oktober kehrte der vertriebene „König von Westfalen, Jerome Napoleon […] wieder nach Kassel zurück“, verließ aber am 26. Oktober seine Residenz für immer.[12]
1813
Am 21. November „kehrte Kurfürst Wilhelm I. […] aus Prag in seine Residenz Kassel zurück.“[13]
1814
Am 20. Januar „Abmarsch der ersten kurhessischen Truppenabteilung in den Feldzug gegen Napoleon“, die „Hauptcolonne“ folgte am 2. März „unter der Anführung des damaligen Kronprinzen, nachherigen Kurfürsten Wilhelm II.“ Am 3. Mai „rückte das hessische Corps in Folge der Abdankung Napoleons in Luxemburg ein.“ Rückmarsch am 7. Juni.[14]
1814
1814 erschien anonym in Petersburg das Buch „Die französische Garküche an der Fulde“. „Der unbekannte Autor erzählte seinen Lesern, dass er gern bei dem französischen Cafetier Murry [in Kassel] unter den Arkaden verkehrte, weil ihn der preiswerte Wein lockte. Doch: ,Zu meinem Erstaunen, Aerger und Ekel erfuhr ich, dass er diesen Wein so wohlfeil ausschenken konnte, weil er ihn noch viel wohlfeiler und in großen Quantitäten auf dem Schlosse kaufte, wo seine Majestät“ – gemeint ist König Jérôme – „selbst sich zuvor darin – gebadet hatte.‘ Niemand in Kassel trank mehr Rotwein, schon gar nicht bei Murry.“[15]
1815
Am 13. Oktober „starb der geheime Hofrat Friedrich Wilhelm Strieder, der Verfaßer der hessischen Schriftsteller-Geschichte. […] Der Untergang des hessischen Kurstaates […] und die darauf folgende Einsetzung des Königreichs Westfalen verletzte die starre hessische Treue Strieders dergestalt, daß er vom Jahr 1807 bis zu Ende des Oktober 1813 keinen Fuß aus seinem (in der Karlsstraße in Kassel gelegenen) Hause setzte.“[16]
1821
Am 19. Mai „starb zu Frankfurt am Main Karl Constantin, Prinz von Hessen-Rotenburg […], 69 Jahr alt“, früher königlich-französischer Kavallerieoberst, „seit 1789 ein wilder Revolutionär zu Paris, welcher seine Fürstenwürde ablegte und sich Charles Hesse nannte, unter welchem Namen er allbekannt war. Aus der Genealogie des Hauses Hessen ließ ihn Landgraf Wilhelm IX.“, der nachmalige Kurfürst Wilhelm I., „für immer auslöschen. Der Guillotine entgieng er, weil er, wenn auch noch so wild, doch zu unbedeutend war, indes wurde er unter der Consularregierung wegen einer Verschwörung auf die Insel Re deportiert; nach seiner Freilaßung hielt er sich meist in Frankfurt auf; die Tracht und die Gesinnung der Jacobiner behielt er bis an seinen Tod.“[17]
1824
20. November. „Große Ueberschwemmung durch das Austreten der meisten Flüße in Deutschland – hinsichtlich der Fulda eine der größten bisher in diesem Jahrhundert – welcher übrigens keine auffallend starken Regengüße vorausgegangen waren.“[18]
1826
Der Historiker Karl Heinrich Ritter von Lang suchte bei einem Aufenthalt in Kassel 1826 auch die Brüder Grimm auf und schrieb dazu: „Ich bat Herrn Jakob Grimm, mich auf die Wilhelmshöhe zu führen, fast hätte er sich's nicht getraut, und er führte mich auf lauter Um- und Nebenwegen, damit wir nicht auf den Kurfürsten stießen, der nicht leiden kann, wenn seine Staatsdiener[19] spazierengehen; und sogar war es ein Sonntag.“[20]
1826
Im Oktober wurden nach Akten des Oberhofmarschallamts zwei Küchenmeister und zwei Küchenschreiber am kurfürstlichen Hof in Kassel „je ,um 5 Thaler gestraft‘, weil sie ungenießbare Cervelatwürste angenommen hatten.“[21]
1830
2. Februar, Kurf. Residenz=Polizei=Direkzion: “Sämtliche Hausväter der Residenz werden ... dringend aufgefordert, nicht nur für ihre Person die höchste Vorsicht bei Feuer und Licht anzuwenden, sondern auch ihren Kindern, Dienstboten und sonstigen Hausgenossen dieses zur strengsten Pflicht zu machen, auch selbst jeden Abend alle Feuerungen genau nachzusehen, ... Auch wird denen, deren Verhältnisse es erlauben, namentlich empfohlen, während dieser heftigen Kälte in ihren Häusern Nachts Jemanden wachen zu lassen, welcher stündlich im ganzen Hause nachsehe, wobei jedoch dem Wächter nur der Gebrauch einer Lampe, welche in eine Schüssel zu stellen wäre, gestattet werden darf.“[22]
1832
Kassel, 2. Oktober, Verfügung vom Kurfürstlichen Oberhofmarschallamt: „Wegen der ausgebrochenen Cholera wird das Besuchen von Wilhelmshöhe hierdurch Allen, welche keine Dienstgeschäfte daselbst haben, bis auf weitere Verordnung gänzlich untersagt und haben die Zuwiderhandelnden ohnfehlbar zu erwarten, daß sie ohne Weiteres zurückgewiesen werden. – Diejenigen, welche in Berufsgeschäften nach Wilhelmshöhe kommen, müssen sich zuvor einer Räucherung in dem dazu bestimmten Lokal unterwerfen.”[23]
1835
Am 4. September starb in Marburg der Theologieprofessor Jakob Arnoldi, fast 85 Jahre alt. „Sein Schädel wurde von dem Professor Bünger dem Begräbnis entzogen und in der anatomische Samlung aufgestellt.“[24]
1837
23. September. Der Leipziger Professor Moritz Wilhelm Drobisch besucht Kassel und schreibt in sein Tagebuch: „Das Militär ganz auf preußischem Fuß, hat eine treffliche imponierende Haltung. Die Damen sind elegant gekleidet, graziös und liebenswürdig.“[25]
1843
Am 22. August wird das Dampfschiff „Eduard“ „dem Verkehr auf der Fulda übergeben. Carl Anton Henschel hat es zusammen mit der Mündener Firma Wüstenfeld konstruiert. Eigentlich sollte es zu Ehren des Kurfürsten Friedrich Wilhelm heißen. Da aber vergessen worden war, die landesherrliche Erlaubnis zum Befahren der Fulda einzuholen, erschien der Fürst nicht zur Taufe, und das Schiff wurde Eduard getauft.“[26]
1848
Der spätere Schriftsteller Franz Treller, der „zweite Karl May“, lenkte schon als Neunjähriger „die Blicke der Kasselaner auf sich, als er in den 1848er-Unruhen aufrührerisch auf der Straße brüllte: ‚Mäh wunn Preßfreiheit honn!‘ Der Stadtpolizist Bumm versetzte ihm daraufhin eine schallende Ohrfeige.“[27]
1848
Am 6. März „überbrachte der Stadtrat von Kassel und eine Deputation des Bürgerausschußes dem Kurfürsten eine Adresse, worin die Entlaßung des gegenwärtigen Ministeriums [d.h.der Regierung] und die Bildung eines neuen verlangt wurde.“[28]
1848
Am 29. Juli wird der „Drache“, die erste Henschel-Lokomotive, der Bahnverwaltung übergeben.Damit „begann nach den Anfängen der Stück- und Glockengießerei die Entwicklung von der allgemeinen Maschinenfanrik zur Lokomotivfabrik Henschel.“[29]
1848
Nach den Dezemberwahlen nehmen mehrere „Republikaner“ an den Hoffeierlichkeiten teil, „ohne durch parteidogmatische Bedenken sich gehindert zu fühlen.“ Zu diesen „Hofgängern” gehörte auch der Kasseler Professor Karl Winkelblech. Sein Frau schilderte, „wie sie ihren republikanischen Gatten zu einem großen Diner beim Kürfürsten mit Hilfe von Schneider und Schuster [...] dergestalt zurechtgestutzt hatte, daß er der Gräfin [v. Schaumburg, späteren Fürstin v. Hanau] und den Komtessen als besonders sauber auffiel.“[30]
1850
Am 22. Dezember wird die „von heftigen Parteikämpfen stark erregte Stadt“ Kassel besetzt von Truppen des Deutschen Bundes, betehend vor allem aus Bayern und Österreichern. Gegen „renitente Beamte, Stadträte und Bürger“ wird das Mittel der „Bequartierung“ angewendet. Prof. Winkelblech in der Wilhelmshöher Allee erhält eine Einquartierung von 25 „Strafbayern“, für deren Verpflegung er sorgen muß. Er lädt die Soldaten zu „einem großen, verlängerten Frühschoppen“ bei sich ein. Es gelingt ihm, sie „so für die Sache der Freiheit und der roten Republik zu begeistern, daß diese mit ihrem Gastgeber jauchzend in den Schlachtgesang einstimmten: Hecker, Struve, Robert Blum, / Kommt und bringt die Fürsten um! / Blut muß fließen knüppeldick / Für die rote Republik. Vorübergehende bayerische Offiziere hörten „den gefährlichen Kantus“ und meldeten den Vorfall. Der Fürst von Thurn und Taxis als Befehlshaber hielt es für besser, „seine braven Soldaten den Krallen des roten Teufels noch beizeiten zu entziehen, und Winkelblech freute sich, seine 25 Mann mit Hilfe eines fidelen Frühschoppens so losgeworden zu sein.“[31]
1852
25. März 1852 (dgl. 28. Dez. 1853), Ministerial-Beschluß aus dem Ministerium des Inneren: „Zu öffentlichen Bekanntmachungen an die Gemeindeglieder ist [...] der Gebrauch von Handschellen in den Gemeinden einzuführen.“ [32]
1852
21. Juni (Niedenstein). Die in einem Verein organisierten Lehrer der Klasse Gudensberg beschließen für ihre Konferenzen u. a.: „Über die Zeit der beiden jährlich zu haltenden Versammlungen des Specialvereins“ wird folgendes bestimmt [...]: „Was die Bewirthung anbetrifft, so wird vor der Conferenz Butterbrod und Bier, nach derselben Kaffee mit Butterbrod gegeben. [...] Bei Beredungen jeder Art bedarf es zur Aufrechterhaltung der Ordnung, daß der jedesmal Redende zuvor das Wort erhalten hat.“[33]
1857
12. Februar. „Ein Kasseler Blatt berichtet, daß die Frau Gräfin Bose unter anderen auch an die s. g. Halberstadt´sche Schule zu Kassel ein Kapital von 10 000 fl. geschenkt habe. Das Geschenk ist allerdings erfolgt, aber es ist nicht der genannten Schule, welche nur durch milde Beiträge der Einwohner Kassels erhalten wird, sondern der in Kassel bestehenden Erziehungs-Anstalt für arme und verwahrloste Knaben gegeben worden. Die Verwechslung mag daher rühren, weil beide Anstalten unter der spez. Leitung des für´s Gemeinwohl, besonders für die Erziehung der ärmeren Jugend in Kassel rastlos wirkenden, sehr verdienten Bibliothekars Dr. Bernhardi stehen [...].”[34]
1861
Am 14. Oktober besuchte Kurfürst Friedrich Wilhelm I. Allendorf. Nachdem er ungefähr eine Stunde geblieben war, begleitete man ihn wieder zurück zu seiner Kutsche. „Der geplagte und von vielem Reden und Ovationen müde Landesvater nahm nun gern von seiner guten Stadt Abschied. Neben seiner Kutsche hatte sich der Schulmeister aus Sooden mit seinen Rangen aufgestellt und begrüßte den Landesherrn mit einem ,Heil unserem Kurfürsten, heil‘, war aber nicht so glücklich, seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Um den Dissonanzen zu entgehen, ließ Allerhöchstderselbe unter freundlichem Grüßen schnell seinen Wagen in Bewegung setzen. Der Lehrer ließ sich aber nicht irremachen. Um sein schönes Lied für den hohen Herrn, welcher, ohne auf Lehrer und Gesang zu achten, eiligst davonfuhr, nicht verloren gehen zu lassen, fielen er und seine Mannschaft mit den Pferden des fürstlichen Wagens um die Wette ebenfalls in Trab und führten in dieser Gangart das Jubellied zu Ende.“ [35]
1861
1861 waren durch den kurhessischen Minister des Inneren für den Staat zwölf Acker Land vor Kassel unterhalb des Frankfurter Tors angekauft worden, auf dem eine Obstbaumschule angelegt wurde. Der „pomologische Garten“ verfolgte de Zweck, die vernachlässigte Obstbaumkultur des Landes zu heben, Obstbäumchen an die Gemeinden abzugeben und tüchtige Obstgärtener auszubilden. Als der Kurfürst zwei Jahre später zufällig vors Frankfurter Tor kam, erregte die schöne Anlage, auf der inzwischen Tausende veredelter Bäumchen standen, seine Aufmerksamkeit. Als er nachforschte, worum es sich handelte, erfuhr er „zu seinem Entsetzen, daß das alles ohne sein Vorwissen und seine Genehmigung möglich gewesen“. Er befahl mehrfach, den Kauf rückgängig zu machen und die Anlage zu beseitigen, konnte sich letztlich aber nicht durchsetzen.[36]
1866
Als „1866 der Kurfürst sein Land verlassen mußte und nach Prag ins Exil ging, übernahm“ der Kasseler Tapezierer Friedrich Scheidemann, Vater des späteren Reichsministerpräsidenten Philipp Scheidemann, „die Verwaltung des böhmischen Schlosses Horowitz, das Privateigentum der kurfürstlichen Familie war.“[37]
1871
21. Januar, Oberkaufungen. „Die Lehrer Zufall und Schellhas jun. zeigten an, dass sie die Schule aussetzen wollten, weil sie schlachteten. Wurde gestattet.“ (Schulprokoll-Buch)[38]
1875
Am 24. Juli berichtet Jacob Burckhardt brieflich aus Kassel: „In der Mitte des [Friedrichs-]Platzes steht groß von Marmor ein alter Landgraf, der einst zwölftausend Hessen an die Engländer in den amerikanischen Krieg verkauft hat, wo sie dem König von England Nordamerika verlieren halfen; der Schädelbau und der gebietende Ausdruck und die unrsprüngliche klassische Form des Kopfes herrschen noch mächtig vor über etliche Verquollenheit und ein zweites Kinn, dagegen reicht es nicht mehr gegenüber einem Schmerbauch in römischer Tunika und einem einwärtstretenden Knie von der lächerlichsten Wirkung.“[39]
1885
In Kassel wird eine Volksküche errichtet. Innerhalb von vier Jahren wurde für die „dem Volkswohl gewidmete Anstalt“ ein eigenes Haus am Holländischen Thore errichtet. „Stadtrath G. Knetsch gab in der Eröffnungsrede ein sehr erfreuliches Bild der Entwicklung der Anstalt, deren erfolgreiche und namentlich für den Arbeiterstand segensreiche Wirksamkeit allgemein anerkannt wird.“ Die Zeitschrift Hessenland gedachte 1889 dieses Vorkommnisses „ganz besonders aus dem Grunde, weil wir die Volksküche ... für eine der besten und heilsamsten Errungenschaften halten, die Kassel in den letzten Jahren aufzuweisen hat.“[40]
1894
„In der Woche nach Pfingsten wurde bei Züschen, dicht an der hessischen Grenze, ein Steingrab entdeckt. Es enthielt mehr oder weniger gut erhaltene Knochen von Männern, Frauen und Kindern, auch einige Pferdeknochen, zwei Steinäxte, eine Anzahl Urnen, Kohlenreste, jedoch kein Metall. ... In der ,Kasseler Allgemeinen Zeitung‘ beschäftigt sich Dr. Rörig-Wildungen eingehend mit dem Funde und kommet zu dem Schlusse, daß dieses Massengrab auf die Abschlachtung überfallener Chatten durch Drusus (15 n. Chr.) zurückzuführen sei.“[41]
Quellen
- Braun-Wiesbaden, Karl: Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei. 5. Bd. Hannover 1881.
- Brell, Heinrich: Der gesetz- und geschäftskundige Ortsvorstand einer kurhessischen Landgemeinde. Kassel 1854.
- Gerland, Otto: Kassel im Jahre 1837. In: Hessenland Nr. 17, Jg. 19, 1902.
- Hermsdorff, Wolfgang: Ein Blick zurück Nr. 162. Hess. Allgemeine v. 24.7.1965.
- Hermsdorff, Wolfgang: Historische Wende bei Henschel & Sohn. Ein Blick zurück Nr. 549. Hess. Allgemeine v. 28.7.1973.
- Hermsdorff, Wolfgang: Seine Bücher begeisterten die Jugend. Ein Blick zurück Nr. 1298. In: Hess. Allgemeine v. 14. 10. 1989.
- Hessenland. Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur.
- Hessische Chronik. Wiederabdruck des in dem „hessischen Volksfreunde“ erschienenen Geschichtskalenders in chronologischer Ordnung. Druck und Verlag von Joh. Aug. Koch. Marburg 1855. – Fotomech. Nachdr. Darmstadt 1993. Vorwort Eckhart G. Franz. – Franz nimmt als Verfasser der Hessischen Chronik Karl Wilhelm Piderit an; siehe Vorwort. Der tatsächliche Verfasser ist August Vilmar. Siehe dazu Curiosa I, „Quellen“.
- Hessisches Hausbuch. Geschichten und Gedichte, Lieder, Bilder und Berichte aus dem alten Hessen. Hrsg. v. Diethard H. Klein. Husum 1996.
- Huber, Jörg Adrian: Stadtgeschichte Kassel. Petersberg 2012.
- Jacob, Bruno: Die Hornisse, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, NF, Bd. 37, 1914, S. 171 ff.
- Kassel – Das geistige Profil einer tausendjährigen Stadt. Bilder und Dokumente. Ausgewählt und kommentiert von Herfried Homburg. Kassel, 2. Aufl. 1977.
- Kassel in alten und neuen Reisebeschreibungen. Ausgewählt von Klaus-Jörg Ruhl. Düsseldorf 1991.
- Kasselsche Allgemeine Zeitung, Jg. 1832.
- Keim, Heinrich: Nordhessisches Küchenbrevier. Gudensberg 1986.
- Keim, Heinrich: Nordhessen kulinarisch. Gudensberg 2004.
- Keim, Heinrich: Quer durch den Garten – Geschichderchen aus Nordhessen. Gudensberg 2008.
- Keim, Heinrich: Nordhessische Küche – mit Bradworschd, Kochworschd & Co. Clenze 2012.
- Lückert, Martin: Bad Sooden-Allendorf wie es früher einmal war. Allendorf 1979.
- Schulnachrichten für Kurhessen, Eschwege.
- Schwarzkopf, Victor (Hrsg.): Alt=Cassel. Gesammelte Vorträge und Aufsätze des Sanitätsrats Dr. Karl Schwarzkopf. Kassel 1909.
- Wochenblatt für die Provinz Niederhessen, Cassel.
- Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Neue Folge, Bd. 37, 1914.
Querverweise
Anmerkungen
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 148.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 149.
- ↑ Brell, S.265.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 150.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 150.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 150.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 152.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 152.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 150.
- ↑ Keim 2004, S. 22.
- ↑ Hess. Hausbuch 1996, S. 348.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 154 f.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 155.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 155 f.
- ↑ Keim 2008, S. 13 f. – Der unbekannte Autor, ein Spaßvogel offenbar, hatte nichts anderes getan, als ein entsprechendes in Kassel umlaufendes Gerücht aufzugreifen und zu einer Geschichte zu verarbeiten.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 158.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 161.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 162.
- ↑ Jacob und Wilhelm Grimm waren zu dieser Zeit Bibliothekare an der Kurfürstlichen Bibliothek.
- ↑ Lang, Karl Heinrich Ritter von: Memoiren des Karl Ritters von Lang. Skizzen aus meinem Leben und Wirken, meiner Reisen und meiner Zeit. Braunschweig 1842. Zit. nach: Kassel, Reisebeschreibungen, 1991, S. 117.
- ↑ Keim 1986, S. 7.
- ↑ Wochenblatt für die Provinz Niederhessen v. 6.2.1830.
- ↑ Kasselsche Allgemeine Zeitung v. 3.10.1832. – Im Beiblatt Nr. 25 der Kasselschen Allgemeinen Zeitung v. 7.10.1832 schrieb Dr. Karl Schreiber aus Eschwege u. a.: „Die Krankheit (Cholera) als Epidemie hat ihren Ursprung in der im Übermaße angesammelten positiven Luftelektrizität”. – Die obrigkeitliche Verfügung und Dr. Schreibers Klärung der Krankheitsursache hat Heinrich Keim aufgespürt; bei der Übermittlung an KasselWiki merkte er in puncto Räucherungs-Lokal an: „Ob Pfeifenraucher einen Bonus bekamen, konnte ich nicht ermitteln.“
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 164.
- ↑ Gerland 1902.
- ↑ Huber 2012, S. 248.
- ↑ Hermsdorff 1989.
- ↑ Hess. Chronik 1855, S. 168.
- ↑ Hermsdorff 1973.
- ↑ Jacob 1914. – In der Kasseler Satireschrift Hornisse, Zeitung für hessische Biedermänner (Mitte 19. Jh.) findet sich hierzu ein zeitgenössisches achtstrophiges Gedicht; bei Jacob abgedruckt (hier gekürzt wiedergegeben):
- Die Damen und Herren bei Hofe
- Die forchten sich nit geringe.
- Die Gräfin und die Zofe,
- Als es zur Tafel ginge.
- Denn ach, geladen waren
- Der Republikaner viere,
- Mit Krallen und Bärenhaaren,
- Gefährliche, wilde Tiere.
- Sie tranken zierlich Champagner
- Und sprachen ohne Fluchen,
- Auch wickelte ein sich Mancher
- Für die Kinder ein Stückchen Kuchen.
- “Sind das die gräßlichen Viecher?”
- So sprach jetzt jede Zofe.
- “Vor denen sind wir sicher!”
- Und Freude war bei Hofe.
- Die Damen und Herren bei Hofe
- ↑ Schwarzkopf 1909, S. 81 ff.
- ↑ Brell, S. 217. – Mit Handschellen sind hier natürlich Hand-Glocken gemeint...
- ↑ Schulnachrichten für Kurhessen, Nr. 13, 9. 4. 1857, S. 55. – Vorgeschichte: „Im Jahre 1824 bildete sich unter den Lehrern der Klasse Felsberg und Gudensberg eine Konferenz, vielleicht die erste in Kurhessen. Die Mitglieder des Vereines kamen jährlich zweimal ..., späterhin viermal zusammen. ... Im Jahre 1836 scheint sich dieser Verein getrennt und in zwei Vereine getheilt zu haben. Beide stellten im Jahre 1848 ihre Thätigkeit ein. Für den Schulinspector, Metropolitan Brunner zu Gudensberg, der so ganz und gar für die Schule lebt, war das eine schmerzliche Erfahrung.“ Am 17. Februar 1852 geht nach einem Beschluß der Kurfürstl. Regierung "den Herrn Schulinspectoren die Weisung zu, dahin zu wirken, daß wieder Lehrervereine in´s Leben träten. Metropolitan Brunner legte [...] sofort Hand ans Werk. Es bildete sich unter den Lehrern der Klasse Gudensberg wieder eine Konferenz [...]. (Schulnachrichten für Kurhessen, Nr. 11, 26. 3. 1857, S. 46)
- ↑ Schulnachrichten für Kurhessen, Nr. 5. Eschwege, 12. 2. 1857.
- ↑ Lückert 1979, S.54.
- ↑ Braun-Wiesbaden, S. 122 f.
- ↑ Hermsdorff 1965.
- ↑ Keim 2012, S. 51.
- ↑ Burckhardt, Jacob: Brief an Max Alioth, Dresden, 24. Juli 1875 (Privatbesitz). Zit. nach: Kassel, Profil 1977, S. 122. – Die Logik (oder Grammatik?) von Burckhardts Satz ist etwa so beschaffen wie das Knie des Landgrafen. Es läßt sich allerdings nicht ausschließen, daß dem Herausgeber bei der Wiedergabe von Burckhardts Brief ein Fehler unterlaufen ist, wie sich ja auch nicht ausschließen läßt, daß das landgräfliche Knie an sich ohne Fehl und Tadel war und nur bei seiner Wiedergabe durch den Bildhauer verhunzt wurde.
- ↑ Hessenland 1889, S. 275.
- ↑ Hessenland, 2. 7. 1894, S. 177. – Das „Steinkammergrab von Züschen“, wie es später genannt wurde, stammt aus der Jungsteinzeit.