Kassel

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Kassel, Stadt an der Fulda, ehemals Hauptstadt des Kurfürstentums Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Die historische Entwicklung der Stadt Kassel von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert[1]

Vom fränkischen Königshof zur Stadt Kassel

Urkunde König Konrads I. 913 für Kloster Hersfeld (Ausschnitt). -- Ausstellungsort: Actum Chassalla = „Gegeben zu Kassel“.

„Am 18. Februar 913 unterzeichnete der Frankenkönig Konrad I. zwei Urkunden, die den Namen der Stadt (Chassalla, Chassella) zum ersten Mal nennen. Chassalla war ein Königshof, Mittelpunkt der Verwaltung umfangreichen Krongutes[2], gelegentlich Herberge des deutschen Königs. Mehr als zweihundert Jahre später, vor 1148, erbauten Fürsten aus dem Thüringer Landgrafenhaus, dem Hessen inzwischen“ durch Erbschaft „zugefallen war, auf der Höhe des Ahnaberges ein Kloster.[3] […] Bald darauf ließen sie die kleine Ansiedlung, die zwischen Königshof und Kloster entstanden war[4], mit turmbewehrten Mauern umziehen und machten sie dadurch zur Stadt.“[5]

Mittelalterliche Stadterweiterungen

„Nach dem Erlöschen des thüringischen Fürstenhauses (1247) gewann Heinrich I. aus dem Hause Brabant[6], ein Enkel der heiligen Elisabeth, in langjährigen Kämpfen 1263 das Hessenland. Er baute Kassel aus, erneuerte die Burg (1277) und machte die Stadt zum Mittelpunkt seines hessischen Besitzes. Die beiden Ufer der Fulda verband er durch eine Brücke, zu deren Schutz er vor 1283 auf dem rechten Fuldaufer eine kleine Neustadt anlegte“ (die erst nach der Stadterweiterung durch eine „obere“ Neustadt um 1700 den Zusatz „Unter-“ erhielt, also zur „Unterneustadt“ wurde). „Kassel wurde Knotenpunkt der großen Messestraßen von Köln nach Leipzig und von Frankfurt nach den Hansestädten. […] Kaum fünfzig Jahre nach Gründung“ der Neustadt „erweiterte der Enkel des ersten Brabanters, Heinrich II., die Stadt durch eine zweite Neustadt, die ‚Freiheit‘, in dem welligen Gelände oberhalb der Altstadt.“[7] Zunächst hatten die drei „Teilstädte“ eine eigene Verwaltung mit je einem eigenen Rathaus.

Kassel im 14. und 15. Jahrhundert

„In dem Existenzkampf des werdenden hessischen Territorialstaates im 14. Jahrhundert nahm Kassel unter einem selbstbewußten Stadtrat an der Spitze eines Bundes niederhessischer Städte gegen den Landesherrn Partei. Nach seinem Sieg vernichtete der Landgraf 1384 die Herrschaft der Patrizierfamilien. Zwar wurden manche Rechte der Bürgerschaft bald wiederhergestellt, doch blieb ihre Abhängigkeit vom Landesherrn für die Zukunft bestimmend.

Im 15. Jahrhundert wuchs die Stadt schnell; um 1500 mag sie 4000 bis 5000 Einwohner gehabt haben. Als hessische Hauptstadt übernahm Kassel die Mittelpunktfunktion des früher bedeutenderen mainzischen Fritzlar. Die staatsbildenden Kräfte, die nun von Kassel aus nach Süden wirkten, setzten sich gegen den mainzischen Rivalen durch und trugen den Namen ,Hessen‘, der ursprünglich auf die Landschaft an Fulda und Eder beschränkt war“, in der folgenden Zeit „bis an den Main, Rhein und Neckar.“[8]

Landgraf Philipp der Großmütige
Kassel 1598
Landgraf Karl
Herkules. - Aus dem Tafelwerk von G. F. Guerniero 1705.
Kassel 1780
Wilhelm und Jacob Grimm
Kf. Wilhelm II. sagt dem Magistrat die Einberufung der Landstände zu, 1830
Die erste Henschel-Dampflokomotive 1848
Kassel aus dem Ballon, 1898

Von der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg

„Die Lehre Luthers fand in Kassel schnell Eingang. Die Bürger bekannten sich schon vor dem Landgrafen zur Reformation (1521). Landgraf Philipp der Großmütige (1509 – 1567) einigte den deutschen Protestantismus politisch und führte ihn im Schmalkaldischen Bund gegen den Anspruch der katholischen Universalmonarchie Kaiser Karls V. Die Hauptstadt Kassel wurde Mittelpunkt dieser Politik; gewaltige Festungswerke sollten sie schützen. Das ,Großhessen‘ fiel jedoch nach Landgraf Philipps Tod (1567) zunächst in vier, bald endgültig in zwei Teile auseinander: Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, die erst 1945 im Bundesland Hessen wieder vereinigt wurden.

In den ruhigen Jahrzehnten zwischen dem Augsburger Religionsfrieden (1555) und dem Dreißigjährigen Krieg wuchs der Wohlstand der Kasseler Bürgerschaft. Viele der schönen Bürgerhäuser, die bis zum Bombensturm der Altstadt das Gepräge gaben, sind in dieser […] Zeit entstanden. Die Kultur des Hofes stand unter den Nachfolgern Philipps, Landgraf Wilhelm IV. dem Weisen (1567 – 1592) und dessen Sohn Moritz dem Gelehrten (1592 – 1627), weit über dem Niveau anderer deutscher Residenzen. Landgraf Wilhelm IV. galt als Autorität auf dem Gebiet der Mathematik und Astronomie; Tycho Brahe, der berühmte dänische Astronom, besuchte ihn 1575; Jost Bürgi zählte zu Wilhelms Mitarbeitern; er ersann in Kassel die Logarithmen. Für seine gelehrten Studien gründete der Landgraf die spätere Landesbibliothek.

Wilhelms Sohn Moritz zeichnete zusätzlich ein künstlerisch schöpferischer Zug aus. Moritz, selbst Musiker, Komponist und Dichter (Mathematiker außerdem), entdeckte Heinrich Schütz (1585 – 1672) und ließ ihn in seiner Hofkapelle und Hofschule ausbilden. Die Leidenschaft dieses Landgrafen galt dem Theater, für das er (1603 – 1606), erstmals in Deutschland, einen ansehnlichen Steinbau, das erhaltene Ottoneum, errichtete.

Die Festung Kassel, eine der stärksten im damaligen Deutschland, hat während des Dreißigjährigen Krieges keiner der feindlichen Feldherren anzugreifen gewagt. Im Westfälischen Frieden konnte Hessen-Kassel Marburg zurückgewinnen, wohin die in Kassel 1629 neu gegründete Landesuniversität 1653 umzog.“[9]

Entfaltung der Residenz im Barock

„Vierzig Jahre nach dem Krieg rief Landgraf Karl (1677 – 1730) Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und Savoyen (Hugenotten und Waldenser) in seine Hauptstadt. Für sie ließ er seit 1688 im Süden vor den Festungswerken eine eigene neue Stadt erbauen“, die Oberneustadt.[10] „Sie hat den nachhaltigsten Einfluß auf das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Hauptstadt, aber auch des ganzen Landes gehabt.“

„Der Plan, Kassel zur Industriestadt zu machen, schuf mit Manufakturgründungen Grundlagen für die künftige Entwicklung: So sollte sich beispielsweise aus dem landgräflichen Gießhaus“ auf dem Ahnaberg „das ,Weltunternehmen‘ Henschel entwickeln.

Während die Oberneustadt noch im Entstehen war, wurden in der Fulda-Aue und am Habichtswald Träume der barocken Bau- und Gartenkunst Wirklichkeit: die Karlsaue und der Herkules mit den Kaskaden. Hier begegneten sich die niederländisch-französische Garten- und Baukunst um die hugenottische Architektenfamilie du Ry mit dem italienischen Hochbarock Giovanni Francesco Guernieros, der mit einem eigenen Heer südlicher Künstler und Handwerker (nicht nur) die Anlage des Herkules 1700 – 1717 schuf – die großartigste Leistung des italienischen Barock nördlich der Alpen!

Landgraf Karl war von den Naturwissenschaften begeistert und nutzte sie für die Entwicklung von Stadt und Land, wo immer er konnte. Die Erfindungen des Hugenotten Denis Papin in Kassel, Luft- und Wasserpumpen, hatten auch wirtschaftliche Bedeutung. Mit dem Dampfzylinder leitete er von hier aus eine neue Epoche ein. Das Collegium Carolinum, eine ,Halbuniversität‘ für die technische Fortbildung der Jugend, begründete 1709 die Hochschultradition in Kassel, die kontinuierlich“ bis zur Gesamthochschule Kassel führte.

„Karls Sohn, Landgraf Wilhelm VIII. (1730/1751 – 1760), fügte den Bau- und Gartenschöpfungen […] das Schloß Wilhelmsthal, eine Perle des Rokoko, hinzu, die das heimische Handwerk um 1750 auf der Höhe der großen europäischen Kunstzentren ausweist. Wilhelms besondere Leistung für Kassel bleibt seine berühmte Bildergalerie, in der er eine Fülle von Werken der großen niederländischen Barockmaler sachverständig vereinigte.“[11]

Blüte zur Zeit von Aufklärung und Klassizismus

Seit 1767 ließ Landgraf Friedrich II. (1760 – 1785) die Kasseler Festungsanlagen niederlegen. Den so entstandenen freien Raum gestaltete der landgräfliche Baumeister Simon du Ry mit dem Königsplatz und dem Friedrichsplatz, der nun die Oberneustand mit der Altstadt verband, „zu einem großzügigen und repräsentativen Stadtbild. Ab jetzt zählte man Kassel unter die schönsten Residenz- und Hauptstädte Europas.“ Am Friedrichplatz entstand „der früheste rein klassizistische Großbau in Mitteleuropa, das Museum Fridericianum, das 1799 als erstes der allgemeinen Öffentlichkeit zugängliches Museum eingeweiht wurde.[12]

Friedrichs Sohn und Nachfolger Wilhelm IX. (1785 – 1821, seit 1803 Kurfürst Wilhelm I.) wandelte „die Aue und die Sommerresidenz am Habichtswald im englischen Geschmack“ um, d.h. Neubau der Sommerresidenz: Schloß Wilhelmshöhe. „Der Bergpark gelang ihm zum vollendeten Kunstwerk, das nach ihm Wilhelmshöhe heißt.“[13]

Das 19. Jahrhundert

„Kassel besaß zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine derartige Ausstrahlung, daß bei der Bildung des Königreichs Westphalen durch Napoleon I. (1806/1807) die Wahl der Hauptstadt sofort auf Kassel fiel“. Herrscher war von 1807 bis zum Zusammenbruch des Königreichs Westphalen 1813 ,König Lustik‘ Jérôme, Napoleons jüngster Bruder.

„Durch die Brüder Grimm und ihre Freunde Brentano, von Arnim und von Savigny wurde Kassel ab 1807 zu einem Mittelpunkt der deutschen Romantik. Hier trugen die Brüder Grimm die ,Kinder- und Hausmärchen‘ zusammen. Der erste Band erschien in Kassel 1812. Hier verbrachten sie die längste und fruchtbarste Zeit ihres Lebens.“

Als Kurfürst Wilhelm I. 1813 aus dem Exil zurückkehrte, beseitigte er die meisten unter Jérôme eingeführten „politischen und wirtschaftlichen Neuerungen. Sein Sohn Kurfürst Wilhelm II. (1821 – 1847) war wie der Vater ein großzügiger Bauherr.“ Er stattete das Hoftheater großzügig aus, „wo der gefeierte Hofkapellmeister Louis Spohr von 1822 bis 1857 wirkte, und für die Kunst allgemein gab der Kurfürst viel Geld aus; für die Wissenschaften dagegen hatte er wenig übrig. Hier regte sich zunehmend bürgerliches Mäzenatentum, das sich in zahlreichen Vereinen organisierte und auch mit seinen Geselligkeiten die Bedeutung des Hofes zurückdrängte.“

„Verbreitete wirtschaftliche und politische Mißstimmung führte 1830 unter dem Eindruck der Pariser Juli-Revolution in Kassel zu revolutionärer Bewegung und erreichte unter Führung des Stadtmagistrats mit Bürgermeister Schomburg die Einberufung der Landstände. Die Verfassung, welche diese am 5. Januar 1831 verabschiedeten, verwirklichte den Rechtsstaat.“ Das 1834 bis 1836 erbaute Ständehaus wurde Sitz des Kurhessischen Parlaments.

In der 48er Revolution, ebenfalls ausgehend von Frankreich, kam es „auch in Kassel im März 1848 zur offenen Revolution gegen die seit Jahren restaurative Regierung. Friedrich Wilhelm I., seit 1847 Kurfürst, kapitulierte […]. Er berief ein liberales Ministerium, das er entließ, sobald die Kraft der Revolution gebrochen war. Am kurhessischen Verfassungskampf drohte sich der Machtkampf zwischen Preußen und Österreich zu entzünden, da der Kurfürst von Österreich gestützt wurde, die Opposition dagegen, verkörpert vom Stadtrat der Residenz, durch Preußen. Im Auftrag des Deutschen Bundes und auf Wunsch des Kurfürsten besetzten bayerische Truppen (,Strafbayern‘) im Dezember für über ein Jahr Kurhessen und machten damit der Reaktion den Weg frei.“

Im Krieg zwischen Preußen und Österreich, in dem Kurhessen auf österreichischer Seite stand, „rückten preußische Regimenter am 19. Juni 1866 in Kassel ein. Preußen annektierte die bisherigen Staaten Kurhessen und Nassau und vereinigte sie mit der Freien Stadt Frankfurt zur Provinz Hessen-Nassau. Kassel wurde die Hauptstadt der neuen Provinz und Sitz ihres Oberpräsidenten. Erst die allgemeine Kriegsbegeisterung der Jahre 1870/1871 und die Gründung des Deutschen Reiches versöhnten die Hessen mit der Annexion.“

„Kassel wandelte sich im Zuge des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs nach 1871 zur Industriestadt. „Großunternehmen des Lokomotiv-, Waggon- und Maschinenbaus, aller Branchen der Textilherstellung, der Feinmechanik und Pharmazie brachten Reichtum in die Stadt. Die Dampfstraßenbahn nach Wilhelmshöhe, die erste des Kontinents, wurde 1877 eingerichtet.“

„Das Stadtgebiet dehnte sich schnell aus. Der Textilfabrikant Sigmund Aschrott legte das Hohenzollernviertel an. Mit der Eingemeindung des Dorfes Wehlheiden 1899 überschritt die Stadt die mittelalterlichen Grenzen ihrer Gemarkung. Bald wurden die Dörfer der näheren Umgebung eingemeindet. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl auf 100 000 gestiegen: Kassel war Großstadt geworden.“[14]

Das 20. Jahrhundert

„Der Zusammenbruch des Kaiserreiches beendete auch in Kassel die Herrschaft des liberalen Bürgertums, die es fast hundert Jahre ausgeübt hatte. Am 9. November 1918 übernahm der Arbeiter- und Soldatenrat die Macht in der Stadt. Zum ersten Male bekleidete ein Sozialdemokrat das Amt des Oberbürgermeisters: der Kasselaner Philipp Scheidemann (1920 – 1925). Trotz aller Inflation und aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit gelangen großartige Leistungen auf sozialem und kulturellem Gebiet“: Arbeitersiedlungen und Sozialbauten, 1919 die Anfänge der Volkshochschule (private Initiative), Tapetenmuseum, Städtische Galerie, 1925 eigener Rundfunksender. In der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre, die die Kasseler Wirtschaft besonders hart traf, stiegen die Arbeitslosenzahlen ständig, „und das Defizit im Haushalt brachte die Stadt an den Rand des Bankrotts.“

„Am 22. März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in der Stadt. Kassel wurde bald Gauhauptstadt. Das Gesicht der ehemaligen Residenz veränderte sich. […] Während in den westlichen Stadtteilen militärische Zweckbauten (Generalkommando, Kasernen) neue Akzente setzten, entstand 1936 infolge der Eingemeindung weiterer Dörfer das Gebiet des heutigen Stadtkreises, und die Grenzen der Kasseler Gemarkung schoben sich bis an die Ränder des Fulda-Beckens hinauf. Die Zahl der Einwohner stieg auf ca. 226 000 an.“

„Die ,Aufwertung‘ Kassels durch die Nationalsozialisten verdeckte für viele die grausame Verfolgung der Regimegegner“ und der Juden. 1938 wurde die im 19. Jahrhundert erbaute Synagoge, ein baugeschichtliches Denkmal ersten Ranges, verwüstet und abgebrochen.

Am 22./23. Oktober 1943 zerstörte ein Luftangriff 85 Prozent der Wohnungen – die gesamte historische Innenstadt wurde vernichtet – und 65 Prozent der Industrieanlagen. Zuletzt lebten in der zerbombten Stadt nur noch rund 71 000 Menschen.[15]

Der Wiederaufbau Kassels nach dem Krieg fand vielfach ohne Berücksichtigung der baulichen Überreste und ohne Rücksicht auf die historischen Strukturen statt.

Quelle

  • Wegner, Karl-Hermann: Bilder aus dem alten Kassel. Gemälde und Graphiken 1870 – 1940. Quellen und Perspektiven zur Entwicklung Kassels, Bd. 4. Hrsg. Verein Freunde des Stadtmuseums Kassel e.V. Kassel 1995.

Querverweise

Netzverweise

Anmerkungen

  1. Die folgenden Ausführungen sind fast ausschließlich dem Einführungsteil von Karl-Hermann Wegners Bilder aus dem alten Kassel (1995) wörtlich bzw. zusammenfassend entnommen. – Die Bilder sind aus anderen Publikationen übernommen.
  2. Die schon sehr alte Annahme, daß der Name der Stadt eine Ableitung von lat. castellum, castella sei, hat dazu geführt, eine früh vorhandene Burg anzunehmen, sozusagen als Keimzelle für die spätere Stadt. Diese Ansicht ist auch noch heutigentags immer wieder zu lesen; sie trifft nicht zu. Kassel war um 900 Ort eines Königshofes; eine Burg ist erst erheblich später gebaut worden.
  3. Hier steht heute die Max-Eyth-Schule, Weserstraße.
  4. Als Vorläufer ist eine dörfliche Siedlung gleichen Namens anzunehmen. Die Normalform des Namens darf für die Ersterwähnung 913 als *Kassella angesetzt werden (mit Betonung auf der ersten Silbe). Die Schreibung von Chassalla, Chassella mit Ch statt K geht auf den südwestdeutschen Schreiber der Urkunden von 913 zurück (hingewiesen sei auf die bekannte schweizerdeutsche Aussprache von k); -salla ist als -sella zu lesen: der Umlaut a > e wurde nach den damaligen (althochdeutschen) Schreibgewohnheiten oft nicht markiert. Der Name ist seit 400 Jahren unterschiedlich gedeutet worden. Er ist sicherlich nicht abgeleitet von lat. castellum, castella – so die populäre Deutung –, sondern germanisch-deutschen Ursprungs. – Zusammenstellung und Diskussion der bisherigen Deutungen und Versuch einer Neudeutung gemäß dem gegenwärtigen Stand der onomastischen Forschung in: Werner Guth, Kassel an der Fulda – Überlegungen zur Bedeutung des Ortsnamens, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 115, 2010, S. 1 – 20.
  5. Wegner 1995, S. 12.
  6. Brabant ist – entgegen einer weitverbreiteten Gewohnheit – nicht auf der zweiten Silbe, sondern auf der ersten zu betonen.
  7. Wegner 1995, S. 12 f.
  8. Wegner 1995, S. 13.
  9. Wegner 1995, S. 13.
  10. Die Oberneustadt war allerdings mehrheitlich von Deutschen bewohnt; siehe Karlskirche.
  11. Wegner 1995, S. 13 f.
  12. „Goethe, der Kassel viermal besucht hat, rechnete die Stadt Friedrichs II. zu den kulturellen Zentren Deutschlands: ,Nun denken Sie aber‘, sagte er 1828 zu Eckermann, ,an Städte wie Dresden, München, Cassel … und ähnliche. Denken Sie an die großen Lebenselemente, die diese Städte in sich selber tragen, denken Sie an die Wirkungen, die auf die benachbarten Provinzen ausgehen und fragen Sie sich, ob das alles sein würde, wenn sie nicht seit langen Zeiten die Sitze von Fürsten gewesen wären.‘“ (Wegner 1995, S. 14)
  13. Wegner 1995, S. 14 f.
  14. Wegner 1995, S. 14 ff.
  15. Wegner 1995, S. 16 f.

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