Heinrich Keim

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Heinrich Keim, * 1930 in Gudensberg; Oberstudiendirektor i. R., Ehrenfleischermeister, Autor von Fachliteratur und von Publikationen zur nordhessischen Kulturgeschichte, insbesondere zur nordhessischen Kulinarik; wohnhaft in Ahnatal Kr. Kassel.

Heinrich Keim

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Fleischtechnologie
Nordhessisches Küchenbrevier
Nordhessischer Küchenzauber
Das Kasseler Fleischerhandwerk
Kassel von A – Z
Nordhessen kulinarisch
Nordhessische Ahle Worscht
Quer durch den Garten
Nordhessische Küche

Weg zum Lehrerberuf

Heinrich Keim, 1930 in der nordhessischen Kleinstadt Gudensberg geboren, wuchs in der Metzgerei und Gastwirtschaft seiner Eltern auf, war also von klein auf mit dem Metzgerhandwerk vertraut. Er „besuchte zuerst die Gudensberger Volksschule, dann das Realgymnasium in der historischen ,Domstadt Fritzlar‘ und erwarb dort das Abitur-Zeugnis nach neunjähriger Gymnasialzeit. Danach erlernte er das Fleischerhandwerk im nahen Borken und arbeitete einige Jahre als Geselle im erlernten Beruf. Dann studierte er in Frankfurt Nahrungsmittelwissenschaften, Berufspädagogik und [...] Handwerksgeschichte.“ „Nach Examen und Zweiter Staatsprüfung [1957] unterrichtete er an einer Frankfurter beruflichen Schule und in deren Einrichtungen des Zweiten Bildungsweges. Außerdem nahm er einen Lehrauftrag in Fachdidaktik am Berufspädagogischen Institut wahr.“[1]

Berater, Gutachter, Bildungsplaner

Bereits 1958 begann Heinrich Keim „sein Engagement als Fachgutachter und Berater für die Einrichtung von Hotelfachschulen und von Lehrerausbildungsprogrammen, das er 1973 bis 1979 im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit an insgesamt fünf einschlägigen Projekten in Tunesien, Marokko und Ägypten fortsetzte und 1978 mit einer Fachberatung für jugoslawische Hotelfachschulen […] abschloß.“[2]

1967 wurde Keim als „Leiter einer Kommission zur Erstellung von Bildungsplänen im Fachbereich Nahrungs- und Gastgewerbe“ berufen, 1971 als Leiter einer ständigen „Koordinierungsgruppe zur Entwicklung neuer Rahmenlehrpläne für den berufsbezogenen Unterricht im Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft“. „In den folgenden zwei Jahrzehnten gestaltete und prägte Keim die Erstellung und Umsetzung der Rahmenpläne dieses Berufsfeldes im Lande Hessen maßgebend. Von entscheidender Bedeutung waren hierbei die von ihm konzipierten und geleiteten landesweiten Lehrgänge des Hessischen Instituts für Lehrerfortbildung, die durch ihn zum Zentrum hessischer Curriculumentwicklung und Lehrerfortbildung dieses Berufsfeldes wurden.“[3]

Schulleiter

Nach erfolgreichem Kommissariat wurde Heinrich Keim 1968 mit Ernennung zum Oberstudiendirektor Leiter der 'Walter-Hecker-Schule in Kassel. Unter seiner Leitung wurde das Bildungsangebot der Schule erheblich erweitert. Als er die Schulleitung 1981 abgab, „hatte die Walter-Hecker-Schule in den dort vertretenen Berufsfeldern Holztechnik, Drucktechnik, Körperpflege, Farbtechnik und Raumgestaltung bezirksweite, in dem Berufsfeld Bautechnik sowie in dem Berufsfeldbereich Nahrungsgewerbe landesweite Bedeutung erlangt.“[4]

1981 übernahm Keim die Leitung der Elisabeth-Knipping-Schule (berufliches Schulzentrum) in Kassel. Nach der Eingliederung der Elly-Heuss-Knapp-Schule und des Berufsfeldbereichs Nahrungsgewerbe aus der Walter-Hecker-Schule wurden unter Keim Bildungsangebote und Schulabschlußmöglichkeiten außerordentlich erweitert. Unter anderem erhielt „das Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft 1984 auch eine Fachoberschule. Ebenfalls 1984 wurde am Beruflichen Gymnasium Fachrichtung Ernährung und Hauswirtschaft der Schulversuch zur ,Doppelqualifikation Abitur und Chemisch-Technische(r) Assistent/Assistentin‘ eröffnet“, woran „sich 1991 die Zweijährige Berufsfachschule für Chemietechnik“ anschloß. 1988 wurde das „Berufsfeld Textiltechnik und Bekleidung […] durch eine Fachoberschule komplettiert“ und die Fachschule für Sozialpädagogik um die Fachschule für Heilpädagogik ergänzt. „Das Berufliche Gymnasium wurde 1991 um die Fachrichtungen Chemietechnik und Biologietechnik erweitert.“ „Von der Elisabeth-Knipping-Schule […] gingen unter Leitung von Keim nicht wenige Initiativen und Innovationen zur Fachdidaktik, zur Pädagogik und zu Schulformen von regionaler und landesweiter“, zum Teil „bundesweiter […] Bedeutung aus. Die Schule entwickelte sich […] zu einem der führenden Schulzentren des Landes.“[5]

Keim setzte in seiner Zeit als Schulleiter seine Aktivitäten in der Rahmenlehrplanarbeit fort. Seit 1973 nahm er „mehrere Lehraufträge für das Lehramt an beruflichen Schulen in Kassel wahr“. „1979 hat ihn der Hessische Kultusminister in das Wissenschaftliche Prüfungsamt für das Lehramt an beruflichen Schulen an der Justus-Liebig-Universität Gießen berufen, in dem er bis Ende 1992“ mitwirkte.[6]

Am 31. Juli 1993 trat Heinrich Keim in den Ruhestand.[7]

Keim und das Handwerk

Keim pflegte stets den „Kontakt zur ausbildenden Wirtschaft [...], so arbeitete er in Gesellenprüfungsausschüssen und im Berufs-bildungsausschuß der Handwerkskammer Kassel mit.“[8] „Mehrere Berufsverbände des Handwerks allgemein sowie der Fleischer, Köche, Konditoren zeichneten […] Keim für seine Verdienste um Kulinarik und regionales Handwerk besonders aus.“[9]

Keim als Autor

Sowohl in den Jahren seines Berufslebens als auch danach entfaltete Keim eine reiche publizistische Tätigkeit. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zu unterschiedlichen Aspekten und Bereichen seines Berufsfeldes, darüber hinaus zur Kulinarik, Kultur- und Handwerksgeschichte Nordhessens. Durch seine Bücher zum letztgenannten Themenkreis ist Heinrich Keim in der nordhessischen Region einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Die Bücher haben – themenbedingt – einen engen Bezug zur niederhessischen Mundart. Keim schrieb zur nordhessischen Kulinarik auch Beiträge in einer Mundartzeitung in Gudensberger Mundart.

Veröffentlichungen

Buchpublikationen

  • Das Fachwissen des fortschrittlichen Fleischers. Von Heinrich Keim u. Kurt Weichert. Frankfurt/M. 1961. – Diese Publikation war der Beginn einer Fachbuchreihe, deren 4 Bände vielfach neuaufgelegt wurden (in Überarbeitungen von Heinrich Keim, die letzten Auflagen mit Ko-Autor Ralf Franke):
  • Modernes Fleischerhandwerk
  • Bd. 1: Verkaufs- und Warenkunde. 9., völlig überarb. u. erw. Aufl. Frankfurt/M. 2004.
  • Bd. 2: Fachwissen Fleischtechnologie. 13., überarb. u. erw. Aufl. Frankfurt/M. 2007.[10]
  • Bd. 3: Programmierte Prüfungsaufgaben für Fleischer. 5., überarb. u. erw. Aufl. Frankfurt/M. 2009.
  • Bd. 4: Fachmathematik für Fleischer. 10., überarb. u. erw. Frankfurt/M. 2010.
  • Die berufsschultypischen Verfahrensweisen im praktischen Unterricht des Nahrungsgewerbes. Studien zur Berufspädagogik, Nr. 11. Weinheim 1964.
  • Nordhessisches Küchenbrevier. Geschichten und Rezepte von Schleckfressern, Windbiedeln und Weckewerksbären. Gudensberg 1986. – 4. Aufl. 2011.
  • Südniedersachsens Küche. Rezepte, Geschichten, Anekdoten. Von Heirch Keim und Willem Lüth. Gudensberg 1986.
  • Nordhessischer Küchenzauber aus Flasche, Faß und Kanne. Rezepte, Geschichte(n), Anekdoten von Bierbichlern, Scharrhälsen, Kaffeeschnüfflern. Gudensberg 1988.
  • Das Kasseler Fleischerhandwerk 1421 – 1996. Geschichte und Geschichderchen. Kassel 1996.
  • Traditionelle Wursterzeugnisse aus Hessen. 227 Seiten als Lose-Blatt-Sammlung in: Theo Wershoven, Heinrich Keim, Theo Häfner: Traditionelle Fleischerzeugnisse aus Hessen und Thüringen. Frankfurt 1998.
  • 100 Jahre Fleischerinnung Hofgeismar, 1899 – 1999. Von Gildebrüdern, Knochenhauern und Zunftmeistern. Das Hofgeismarer Fleischerhandwerk in seiner Geschichte. Hofgeismar 1999.
  • 125 Jahre Fleischerinnung Kassel, Stadt und Altkreis, 1877 – 2002. Vom Metzgerladen zum Fleischerfachgeschäft. Kassel [2002].
  • Kassel von A – Z. Das Lexikon der Kasseläner Begriffe. Gudensberg 2003.
  • Nordhessen kulinarisch. Rezepte und Geschichderchen rund um die regionale Küche von Abbelschnee … bis Zwebbelchen. Gudensberg 2004.
  • Nordhessische Ahle Worscht. Eine Wurst mit Kultstatus. Gudensberg 2005.
  • 100 Jahre Gesangverein Kasseler Fleischer 1905 – 2005. Kassel 2005.
  • Quer durch den Garten. Geschichderchen aus Nordhessen. Gudensberg 2008.
  • Kaffeeklatsch – auf Nordhessisch. Gudensberg 2009.
  • Zum Wohl! – auf Nordhessisch. Gudensberg 2009.
  • Nordhessische Küche mit Bradworschd, Kochworschd & Co. Clenze 2012.

Aufsätze

  • Nahrungsgewerbliche Berufserziehung in Belgien. Von Heinrich Keim u. Walter Riebel. In: Die berufsbildende Schule 1960, 6.
  • Grundzüge beruflicher Bildung im Nahrungsgewerbe. In: Berufspädagogische Zeitschrift 1961, 11, S. 226 ff.
  • Das Experiment als Bildungsmittel im fachpraktischen Unterricht des Nahrungsgewerbes. In: Deutsche Berufs- und Fachschule 1962, 7, S. 526 ff.
  • Grundformen des Versuchs im Nahrungsgewerbe. In: Deutsche Berufs- und Fachschule 1963, 12.
  • Die naturwissenschaftlichen Grundlagen im nahrungsgewerblichen Fachunterricht. In: Deutsche Berufs- und Fachschule 1964, 9.
  • Schulische Ausbildung von Hotelfachkräften in Nordafrika. In: Die berufsbildende Schule 1977, 5, S. 311 ff.
  • Rohwurstspezialitäten mit Tradition – Kasseler Ahle Worschd oder Dürre Runde. Von Werner Bentler u. Heinrich Keim. In: Die Fleischwirtschaft, VI, 1981. S. 878 ff.
  • Der Hornaffe – eine alte fast vergessene Spezialität. In: Jahrbuch Kreis Kassel 1981. S. 122 – 123.
  • Berufsbezogenheit und Lernzielorientierung im nahrungsgewerblichen Berufsschulunterricht. In: Die berufsbildende Schule 1985, 6.
  • Fleisch, Werk und Würste als nordhessische Spezialitäten. In: Jahrbuch Kreis Kassel 1986. S. 51 – 56.
  • Von der Tafel zum Trog: der Weg der Pastinake. In: Jahrbuch Kreis Kassel 1990. S. 151 – 156.
  • Brunnenkresse – Grebensteiner Frühjahrskur für Kasseler Hof. In: Jahrbuch Kreis Kassel 1995. S. 150 – 156.
  • In alten Schinken geblättert. Schulgeschichte einmal anders. In: 125 Jahre Elisabeth-Knipping-Schule 1850 – 1995. Kassel 1995. S. 26 – 30.
  • Jüdische Sprachelemente in Marktsprache und Mundart in Niederhessen. In: Jahrbuch Kreis Kassel 1997.
  • Le Goullon – Kasseler Koch französischer Herkunft als Großherzoglich-Weimarischer Mundkoch und Küchenmeister. In. Jahrbuch Kreis Kassel 2000, S. 75 – 84.
  • Das Wunder vom Reinhardswald – ein wirkliches Wunder? In: Jahrbuch Kreis Kassel 2002. S. 60 – 63.
  • Soviel aber das Rasieren und Frisieren betrifft ... Ein Beitrag zur Geschichte des Friseurhandwerks. In: Jahrbuch Kreis Kassel 2003, S. 21 – 40.
  • Savoir vivre – Französische Einflüsse in westphälischer Zeit. In: Burmeister, Helmut: König Jérôme und der Reformstaat Westphalen. Hofgeismar 2006, 129 – 160.
  • Metzger zwischen Zunftzwang und Gewerbefreiheit (1806 – 1866). In: Jahrbuch Kreis Kassel 2007, S. 164 – 177.
  • Inngefallen oder Anmergungen zu Kalli Kleins „Kochschdudio im Indervju“. In: Der Mundart-Kurier 14, 2008, S. 12.
  • Offgefallen oder Ne Dellegadesse fär Kalli Kleins Kochschdudio. In: Der Mundart-Kurier 15, 2009, S. 8 f.
  • Kasseläner Windbiedel. In: Der Mundart-Kurier 17, 2009, S. 14. – Auszug aus: Heinrich Keim: Nordhessisches Küchenbrevier. S. 109 ff.
  • Bariser off der Kasseler Messe. In: Der Mundart-Kurier 19, 2010, S. 4 f.
  • Bie Henschels: Haubiddze, Drebbelminna on Frikandellen. In: Der Mundart-Kurier 20, 2010, S. 7.

Lexikon-Artikel

  • Kulinarik. In: Kassel Lexikon. Bd. 1. Kassel 2009. S. 355 f.

Quellen

  • Keim, Heinrich: Nordhessische Küche mit Bradworschd, Kochworschd & Co. Clenze 2012.
  • Pilz, Roland: Oberstudiendirektor Heinrich Keim im Ruhestand. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 89, 5, 1993, S. 534 – 536.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Keim 2012, S. 133.
  2. Pilz 1993, S. 534.
  3. Pilz 1993, S. 535.
  4. Pilz 1993, S. 535.
  5. Pilz 1993, S. 535 f.
  6. Pilz 1993, S. 536.
  7. Pilz 1993, S. 534.
  8. Pilz 1993, S. 536.
  9. Keim 2012, S. 133.
  10. Der Band Fleischtechnologie wurde auch ins Russische übersetzt.

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