Dekanei

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Die ehemalige Dekanei in Kassel, Freiheit.

Die Dekanei mit dem Turm der Martinskirche 1830. Gemälde von Ernst Metz 1928. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 27, Taf. 8; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.
Gouvernementsplatz mit Martinskirche, Tuchhaus und Hauptwache 1780. Gemälde von Ernst Metz 1958. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 24, Taf. 7; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.

Inhaltsverzeichnis

Die Dekanei (1483 – 1891)

Geschichte

„Unter den Einzelwohnungen, die den zwölf Kapitularien des St. Martinsstiftes neben anderen Einkünften zustanden, hat das Wohnhaus des aus ihnen und von ihnen gewählten Dechanten zu allen Zeiten eine Sonderstellung eingenommen. 1483 wurde die neue Dekanei – eine Vorgängerin wird schon 1442 am Graben erwähnt und 1463 als ,Freyhaus‘ bestätigt – gegenüber der Martinskirche, von dem hessischen Kanzler Stein, der zugleich Kanoniker beim St. Martinsstift war und als dessen Wohltäter er sich auch sonst erwies, erbaut. – Noch vor der Reformation aber trat eine Änderung in der Benutzung des Gebäudes ein, als die Landgrafen den Abt des Benediktinerklosters Hasungen […] mit dem Hause belehnten. Nach dem Tode des Abtes gab Philipp der Großmütige das weitläufige Anwesen 1534 seinem verdienten Hofmarschall Hermann von der Malsburg, der 1521 den jungen Landgrafen auf den Reichstag nach Worms begleitet hatte, zu Erblehen. Dieser nahm, nachdem der letzte katholische Dechant, Konrad Pflugk, 1537 hier gestorben war, Besitz von dem Haus. So blieb dieses Gebäude mit dem großen Garten, der bis zur Schleifung der Festungswerke 1767 an den Ravelin des ,Totenberges‘ stieß (seit 1533 war hier ein Totenhof, heute Lutherplatz), in Privatbesitz, bis Landgraf Wilhelm VIII. es 1756 ankaufte und wieder zur Superintendentur bestimmte, die bis zu dieser Zeit in der Hohenthorstraße gewesen war. Diesem Zwecke diente es noch etwa 135 Jahre lang, bis die Stadt Kassel 1891 den Abbruch beschloß, um die Untere Königsstraße unmittelbar mit der Westfront der Martinskirche zu verbinden. Es entstand an dieser Stelle der Philippsplatz.“[1]

Das Gebäude

„Die Dekanei wird in einer alten Kasseler Chronik als ,großes und schönes holzernes Hauß‘ bezeichnet. Leider lag das sehr kunstvolle Balken- und Fachwerk auf der Straßenfront, die auf dem Bilde des ,Gouvernementsplatzes‘ [Abb. 2] zu sehen ist, später vollständig unter Putz. Dieser Umstand mag mit dazu beigetragen haben, daß in neuerer Zeit die Eigenart und Vorzüge dieses geradezu klassischen hessischen Holzbaues nicht genügend gewürdigt wurden. Das steile mit Gaupen besetzte Dach zeigte über dem Giebel der Hoffront einen Krüppelwalm, während sich an der gleichen Stelle der Straßenfront ein vorkragendes polygonales Zwergdach befand. Der kleinere Anbau links" auf dem Gemälde ,Dekanei‘ [Abb. 1] "mit Giebel und Durchfahrt, die auf der Straßenseite rundbogig abgeschlossen war, rührte aus späterer Zeit her. Erwähnenswert ist der sogenannte ,große Saal‘ der Dekanei, der zu amtlichen Zusammenkünften diente. Seine Wände waren an Stelle von Tapeten mit einer in Ölfarbe grün gestrichenen Leinwand versehen, auf die Urnen mit den Namen der [verstorbenen] Superintendenten von Anfang an“ bis in die Mitte der 1830er Jahre „gemalt waren. An den Hof auf der Rückseite des alten Gebäudes schloß sich der Garten an, der damals noch bis zur Unteren Königsstraße durchging.“[2]

Die Gastwirtschaft neben der Dekanei

„Das links im Bild [Abb. 1] nur angeschnittene Fachwerkhaus befand sich 1605 im Besitz der Familie von Schachten. Seit 1764 betrieb hier der Gastwirt Johann Körber eine Gastwirtschaft ,Zum goldenen Engel‘, die um 1776 im Besitz des Gastwirts Heinrich als ,Gasthof zum König von Preußen‘ weithin einen guten Ruf hatte. Als der bekannte hessische General Martin Ernst von Schlieffen, der ,Philosoph von Windhausen‘, gestorben war, und dessen schönes großes Haus am Königsplatz, – neben der Post, – zum Verkauf kam, erwarb es Heinrich und verlegte seinen Gasthof hierher. Auch das Bildnis des Fridericus Rex wanderte vom Martinsplatz mit zum Königsplatz und war, am Balkon des Hauses angebracht, bis in unsere Zeit hinein als ein Wahrzeichen Kassels sichtbar. – Das Gebäude“ neben der Dekanei, „in dem sich auch weiterhin eine Gastwirtschaft befand, die im Volksmunde ,Musikantenbörse‘ oder auch ,Zur feuchten Klarinette‘ hieß, brannte Ende des 19. Jahrhunderts ab.“[3]

Quelle

Querverweise

Anmerkungen

  1. Metz 1980, S. 80.
  2. Metz 1980, S. 80 f.
  3. Metz 1980, S. 81.
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