Bahnhof

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Der Bahnhof in Kassel, der spätere Hauptbahnhof.

Inhaltsverzeichnis

Kassel und der Eisenbahnbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts

Das Bahnhofsgebäude 1860. Steindruck von C. Euler. -- J. A. Huber, Stadtgeschichte Kassel (2012), S. 257.
Bahnhof 1875. Menschenmenge vor dem Bahnhofsgebäude am 12. Januar 1875, als der Leichnam des im Exil verstorbenen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Kassel überführt wurde. -- J. A. Huber, Stadtgeschichte Kassel (2012), S. 270.

„Mit dem Bau der ersten Kassel berührenden Eisenbahnlinie, der Kurfürst-Friedrich-Wilhelm-Nordbahn (Warburg – Kassel – Bebra – Gerstungen) war Anfang des Jahres 1845 begonnen worden. Inzwischen lag auch schon eine Vereinbarung zwischen Kurhessen, Hessen-Darmstadt und der Freien Stadt Frankfurt über die geplante Main-Weser-Bahn vor. Über zwei Dinge herrschten aber noch recht nebelhafte Vorstellungen: über die Linienführung der Eisenbahn in der unmittelbaren Umgebung Kassels und über die Lage eines zentralen Bahnhofs.“[1]

Der Kasseler Bahnhof

Standort

Ein nicht verwirklichter Plan

„Einen phantastischen Plan für den Kasseler Zentralbahnhof präsentierte im März 1845 die Kasselische Allgemeine Zeitung ihren Lesern. Der Plan stammte von dem Architekten und kurfürstlichen Oberbaurat Daniel Engelhard.[2] […] Engelhard wollte den Kasseler Zentralbahnhof hoch oben am Möncheberg angelegt wissen, in Verlängerung der neuen Prachtstraße, der Friedrich-Wilhelms-Straße, nach Nordosten. U. a. war eine Untertunnelung des Bergs vorgesehen. Das Tal der Ahna zwischen Möncheberg und Kratzenberg sollte mittels Dämmen und Brücken überwunden werden. Die Friedrich-Wilhelms-Straße (der Ständeplatz), die künftige Hauptstraße der Residenz, sollte Bahnlinien, Fahrstraßen und Bürgersteige aufnehmen und die Eisenbahn, flankiert von Triumphbögen und Alleebäumen, im Südwesten wieder aus Kassel hinausführen.“[3]

Standortfestlegung: Kratzenberg

Daniel Engelhards Plan blieb unausgeführt, nicht zuletzt deshalb, „weil der Kurfürst den Bahnhof möglichst nahe zu seinem Schloß am Friedrichsplatz gebaut haben wollte. Kassels schwierige Berg-und-Tal-Situation lenkte schließlich das Augenmerk der Planer auf ein relativ ausgeglichenes Gelände, das damals ,in der Leimenkaute‘ hieß. Es lag am Nordhang des Kratzenbergs (unterhalb des Tannenwäldchens).“[4]

Der Bahnhofsbau

Am Kratzenberg „begann nun ein – zunächst provisorischer – Bahnhofsbau. Es entstanden getrennte Anlagen für die private Friedrich-Wilhelms-Nordbahn und für die staatliche Main-Weser-Bahn. Von 1852 bis 1856 wurde dann ein geschlossenes stattliches Gebäude als Kopfbahnhof nach den Plänen des Hofbaudirektors Gottlob Engelhard errichtet. Gleichzeitig entstand ein nördlicher Bahnhofsflügel für die Hannoversche Südbahn. – Dieser Gottlob Engelhard, der 1812 in Kassel geboren wurde, war der Sohn jenes Daniel Engelhard mit dem extravaganten, nicht ausgeführten Bahnhofsplan am Möncheberg.“ – Das Bahnhofsgbäude „blieb in seiner damaligen Gestalt nahzu unverändert bis zur Zerbombung im Zweiten Weltkrieg.“[5]

Städtebauliche Folgen

„Zur Zeit seines Entstehens“ galt der Kasseler Bahnhof „als einer der größten Bahnhöfe Deutschlands. Kaum war er errichtet, wurden in seiner Umgebung Straßen angelegt. Eine rege private Bautätigkeit setzte ein. Leider oft in ungezügelter Weise, so daß die Kasselaner zu Recht den Häusern zwischen Bahnhofsstraße, Lutherplatz und Grünem Weg den Namen ,Albernhausen‘ verpaßten.“[6]

Erinnerungen: Bahnhofsgelände und Bahnhofsbau

Die Schriftstellerin Jeanette Bramer, geboren 1845 in Kassel[7], schreibt 1895 über den Bahnhof und seine Umgebung: „Es gab einmal eine Zeit, da stand ein Gebäude, ähnlich einem schlichtem Güterschuppen, ungefähr da, wo jetzt der linksseitige Flügel des Bahnhofes endet; das diente als Empfangshalle, bevor der große Bau begonnen und vollendet wurde, über welchen später so manches abfällige Urtheil verlautete. – Aber mit welchem Entzücken wurde von der damaligen Generation die Vollendung des neuen Bahnhofes begrüßt! Mit staunender Freude überschritt man die breite Treppe, welche in die wundervolle Halle führte, auf deren mächtigen Steinsäulen die schönen, in dunkelblauer Farbe prangenden Kuppelgewölbe ruhten. – „Die Hallen Salomonis“ nannte mein Vater den prächtigen Eingang zum Bahnhofe, den kein Thor, weder von der Straße noch nach den Perrons hin, abschloß, durch dessen offene Bogen die Ferne uns entgegen lachte, aus der die Züge kamen und dahin brausten. – Rings um den Bahnhof: Gärten, Feld und Grasplätze! Links, nach der Kölnischen Allee herauf, zog sich eine kleine grüne Anhöhe, einige Pappeln standen dort und, meiner Erinnerung nach, lagen immer gefällte Baumstämme unter denselben, die gerne als Ruheplatz benutzt wurden. An schulfreien Nachmittagen war dieses Terrain ein beliebter Ausflugsort der Kinder.“[8]

Quellen

  • Bramer, Jeanette: Vom alten Kassel [Folge 1]. In: Hessenland 23, 1895, S. 315 – 317, hier: S. 315 f.
  • Hermsdorff, Wolfgang: Bahnhof am Nordhang des Kratzenbergs. Ein Blick zurück Nr. 1141, Hess. Allgemeine v. 14. 6. 1986.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Hermsdorff 1986.
  2. „Es war jener mit Goethe bekannte Engelhard, der sich am Ständeplatz (der damaligen Friedrich-Wilhelms-Straße) ein eigenartiges Haus mit flachem Dach baute, das die Kasselaner bald ,Engelsburg‘ nannten; der Name ging später auf das benachbarte katholische Lyzeum über“. (Hermsdorff 1986)
  3. Hermsdorff 1986.
  4. Hermsdorff 1986.
  5. Hermsdorff 1986.
  6. Hermsdorff 1986.
  7. Tochter des Justizrats und Mitglieds des kurhessischen Parlaments Heinrich Henkel. Sie verließ Kassel nach ihrer Eheschließung 1866, kehrte 1891 – inzwischen verwitwet – in ihre Vaterstadt zurück.
  8. Bramer 1905.

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