Andreas Herber

Aus KasselWiki
Version vom 27. Juli 2013, 07:12 Uhr von Carolus (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche


Andreas Herber, * ca. 1530 in Kassel, † 1614[1] in Kassel, Bildhauer.

Grabplatte Junker Bernhart Hundt 1571
Foto (wie auch die übrigen): Norbert Zimmermann
Wandgrab Hans von Grifte 1580
Allianzwappen Hesse - Gudenberg 1574

Inhaltsverzeichnis

Abstammung

Andreas Herber „wurde um 1530 in Kassel geboren und war ein Urenkel des Meisters Johann Herber, der 1463 vom Landgrafen als Werkmeister und Zimmermann berufen war und in dieser Eigenschaft den großen neuen Flügel des Kasseler Landgrafenschlosses[2] […] mit dem steinernen Erdgeschoß und erkergeschmücktem Holzaufbau errichtet hat.“[3]

Wohnsitz und Familie

„Andreas Herber, auch Andreas Bildschnitzer genannt, wohnte am Rande der Altstadt Kassels am Marställer Platz, gegenüber dem Schloss und dem Karmeliterkloster in einem Eckhaus.“[4] „Herber war dreimal verheiratet. Der ersten Ehe entstammen 11 Kinder; die folgenden Ehen blieben kinderlos. Von den Nachkommen erlernten zwei Söhne, Antonius und Jorge, den Beruf des Vaters und führten dessen Werkstatt noch seinem Tode fort.“[5]

Herbers Wirken

Herber war vermutlich bei dem Frankenberger Bildhauer und Modelschnitzer Philipp Soldan in Ausbildung. Dafür spricht nicht nur der künstlerische Einfluß Soldans auf Herbers Werk, sondern auch der Umstand, daß Herber nach dem Tod Soldans dessen Klientel übernahm und weiter belieferte. Herbers früheste signierte Arbeit stammt von 1571. „Dieses Jahr kann als Beginn seiner Selbständigkeit angenommen werden.“[6] Er signierte seine Arbeiten mit dem Monogramm AB (einer Ligatur aus den Versalien A und B; Abkürzung für „Andreas Bildschnitzer’’).[7]

„Der Wirkungskreis Herbers läßt sich […] auf hessisches Gebiet begrenzen. Nach Norden bis Trendelburg, im Westen bis Wolfhagen und Waldeck, im Süden bis Lauterbach, Schlitz und Büdingen und im Osten bis nach Witzenhausen […]. Aufträge bekam Herber“ […] vor allem „durch den Landadel.“ „Neben Wappensteinen und Portalen bildet die Gestaltung von Epitaphen und Grabplatten den größten Werkkomplex der Herberschen Bildhauerwerkstatt. Einen weiteren Werkkomplex stellen aus Holz geschnitzte Model dar, die nach Abdruck im Formsand ausgegossen wurden.“[8]

Würdigung „Obwohl das Gesamtwerk Herbers eine künstlerische Beeinflussung durch den Bildhauer Soldan und die landgräflichen Bildhauer Adam Luquir Beaumont, Elias Godefroy und Wilhelm Vernukken erkennen lässt, so überwiegt doch künstlerische Eigenständigkeit, die mit hohem Können in der handwerklichen Umsetzung als eindrucksvolles Zeugnis hessischer Sepulkralkultur des 16. Jahrhunderts überliefert ist.“[9]

Werke

  • Grabplatte Bernhart Hundt, 1571, mit Monogramm AB, Kirche (Niedenstein-)Kirchberg.[10]
  • Wandgrab für Hans von Grifte, 1580, Kirche Elbenberg, Lkr. Kassel.
  • Wandgrab Graf Daniel von Waldeck, 1577 oder 1578, Klosterkirche Netze, Lkr. Waldeck-Frankenberg, versehen mit der vollständigen Signatur ANDREAS HERBER BILDHAWER V CASSEL. In Netze noch weitere sieben Arbeiten Herbers.
  • Grabmal in (Niedenstein-)Wichdorf.
  • Allianzwappen Daniel v. Waldeck – Barbara v. Hessen, Tochter Landgraf Philipps (Eheschließung 1568), Treppenturm von Schloß Waldeck.
  • Allianzwappen Hesse – Wolf v. Gudenberg, 1574, Schloß Elberberg.
  • Allianzwappen Friedrich v. Hertingshausen – Anna v. Werdt gen. Nosding, 1580, Schloß Elberberg.
  • Epitaph Georg v. Scholey, 1583, Brüderkirche Kassel. Hier zwei weitere Arbeiten Herbers.
  • Bildnis Landgraf Wilhelms IV., darüber das hessische Wappen, Zeughaus Kassel (erbaut 1583).
  • Das hessische Wappen an der Außenwand des ehemaligen Elisabethhospitals am Zwehrener Turm, Kassel, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Herbers Werkstatt.
  • Portal zum Friedhof der Stadt Naumburg, 1577, gestiftet durch die Fürsten zu Waldeck.
  • Portal des 1590 eingeweihten Hochzeitshauses in Fritzlar.
  • Holzmodel zum Guß einer Wappentafel um 1600 (mit Herbers Monogramm), Museum Zellerfeld.

Nachkommen von Andreas Herber[11]

A. Aus dem Kirchenbuch der Kasseler Altstadtgemeinde 1565 – 1598[12] ergeben sich folgende Ergänzungen:

Herber, Andreas (Andres), auch genannt Andreas Bildschnitzer; Bildschnitzer 1575, 1585[13]; heir. 14. 2. 1586 Margarita Reinhart, Witwe von Jorge Müller. – Kinder Andreas Herbers [aus früherer Ehe][14]:
1) Anna, geb. um 1552/54, heir. 29.9. 1572 Claus Rabe (Rab), aus Holstein. – Tochter Rabe:
a) Joanna, get. 28. 7. 1573.
2) Catarein, geb. ca. 1557, konf. 1571 (14 J. alt), heir. 2. 9. 1583 Johannes Bredel, deutscher Schulmeister in Marburg.
3) Antonius (Tonges), geb. ca. 1558, konf. 1573 (15 J. alt), heir. 23. 8. 1585 Gerdrutt Nußpicker. – Kinder[15]:
a) Peter, get. 8. 9. 1586, konf. 1598 (12 J. alt).
b) [Magdalena], get. 9. 1. 1588 (Patin: Magdalena Lewe).
c) Catarein, get. 28. 4. 1590.
d) Elisabet, get. 16. 3. 1592.
e) Anna, get. 12. 3. 1594.
f) Margarita, get. 27. 4. 1596.
g) (Tochter), get. 1. 6. 1598.
4) Margarita, * ca. 1560, konf. 1573 (13. J. alt).
5) Jörge, get. 18. 10. 1565, Bildhauer 1594, heir. 28. 10. 1594 Catarina Homan. – Sohn:
a) Jacob, get. 9. 10. 1595.
6) Claus, get. 3. 2. 1569.

B. Aus einer Auswertung des Altstädter Kirchenbuches 1680 ff. und des Steuerregisters 1707[16] ergibt sich zur Familie Herber für das Ende des 17. Jahrhunderts folgendes:

Herber, Joh. George, Meister, Bürger und Bildhauer, gest. vor 29. 6. 1680; heir. [wohl vor 1660] NN., Anna, begr. 10. 2. 1688. – Seine Erben sind 1707 in der Altstadt Hausbesitzer Hinterm Obersten Hof und Essiggasse 3. – Kinder von Joh. George Herber:
1) Anna Martha, heir. 29. 6. 1680 Bürger und Metzgermeister Valentin Weinau.
2) Anna Barbara, läßt 26. 11. 1682 eine unehel. Tochter Elisabeth taufen (Vater: Joh. Hermann Rauch, Soldat in Kassel).
Joh. George Herber ist offenbar der letzte seiner Familie in der Kasseler Altstadt.

Quellen

  • Schlieper, Edith: Das früheste Kirchenbuch der Altstadt Kassel 1565–1598. Nach dem Original-Kirchenbuch, der zugehörigen Literatur und nach Archiv-Quellen bearbeitet und kommentiert von E. S. (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 16.) Kassel 1988.
  • Thiele, Helmut: Die Kasseler Altstadt zur Zeit des Landgrafen Karl. Einwohner und Familien. Kassel 1991.
  • Zimmermann, Norbert: Andreas Herber – Kasseler Bildhauer des 16. Jahrhunderts. In: Mitteilungen. Hessische Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum, Heft 4, März 2012, S. 28 ff. – Hier weitere Literaturangaben.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. 84 Jahre alt.
  2. 1811 durch Brand vernichtet.
  3. Zimmermann 2012, S. 28.
  4. Dies wurde im 18. Jh. durch den Neubau der Hofapotheke ersetzt, die 1943 durch Bomben zerstört wurde (Zimmermann).
  5. Zimmermann 2012, S. 28.
  6. Zimmermann 2012, S. 28.
  7. Zimmermann 2012, S. 28.
  8. Zimmermann 2012, S. 28.
  9. Zimmermann 2012, S.35.
  10. Diese und alle im folgenden aufgeführten Arbeiten Herbers nach Zimmermann 2012, S. 29–34.
  11. Für KasselWiki zusammengestellt von Werner Guth 2012. – Abkürzungen: geb. = geboren, get. = getauft, heir. = heiratet, gest. = gestorben, begr. = begraben, NN. = Name unbekannt.
  12. Schlieper 1988, passim.
  13. „Bildschnitzer" hier eindeutig als Berufsangabe gemeint. Im Gegensatz zu ihm wird sein Sohn Jörge 1594 als „Bildhauer" bezeichnet.
  14. Auch sie werden vielfach nur unter dem Namen Bildschnitzer aufgeführt. Das Kirchenbuch verzeichnet vier Beerdigungen von Kindern Andreas Herbers, ohne daß deren Namen genannt werden: 1) Kind, begr. 5. 8. 1575, 2) Kind, begr. 8. 10. 1575, 3) Mägdlein, begr. 14. 6. 1585, 4) Mägdlein, begr. 29. 6. 1597.
  15. Eins seiner Kinder wird ohne Namensnennung am 12. 2. 1597 begraben.
  16. Thiele 1991, passim.


Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Inhalt
Werkzeuge