Altes Kaufhaus

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Das alte Kaufhaus in Kassel vor der Martinskirche (1421 – 1833/34) und die Hauptwache.

Gouvernementsplatz mit Martinskirche, Tuchhaus und Hauptwache 1780. Gemälde von Ernst Metz 1958. -- E. C. Metz, Residenzstadt Cassel (1980), S. 24, Taf. 7; hier: Archiv Harald Metz, Bickenbach.
Die Martinskirche, 1820. Aquarell von Ludwig Emil Grimm. -- P. Heidelbach, Kassel (1957), S. 41.

Inhaltsverzeichnis

Das Kaufhaus

Bau und Nutzung

Das Kaufhaus wurde im Jahre 1421 vor der südlichen Längsseite der Martinskirche errichtet, „es diente zweifellos dem neuen Stadtteil, der Freiheit, auch als Rathaus.“ Sobald das Gebäude „errichtet war, wurde es auch sofort kaufmännischen Zwecken zugeführt; in erster Linie diente es dem Markt- und Handelsverkehr. Nach der kostbarsten Ware der damaligen Zeit, die hier gehandelt wurde, nannte man es auch ,Tuchhaus‘. Gewandschneider und Wollweber legten hier ihre Stoffe aus. – Der Platz vor dem Gebäude […] war den Lederhändlern vorbehalten, er nahm daher bald den Namen „Ledermarkt“[1] an. „Zwischen den Märkten brachten die Lederhändler Häute und Fälle im Erdgeschoß des Kaufhauses unter. […] Das geräumige Gebäude erwies sich als ein hervorragendes Lagerhaus. Der Dachboden diente als Getreidespeicher. Zu Zeiten der Landgrafen Philipp und Moritz nahmen einzelne Räume auch Kriegsgerät auf. Als 1610 die Orgel der Martinskirche repariert werden mußte, richteten die Orgelbauer im Untergeschoß des Kaufhauses ihre Werkstatt ein. Die städtische Feuerwehr brachte ihre Gerätschaften darin unter. Das war günstig; denn in unmittelbarer Nähe lag ein Löschwasserteich“. – „Bei seinen Bemühungen, das alte Collegium Carolinum zu beleben, plante Landgraf Friedrich II., das Kaufhaus auch für akademische Zwecke zu nutzen; die Säle erwiesen sich aber als zu dunkel.“[2]

Weinausschank

„Die großen Säle“ des Kaufhauses „ erlebten Versammlungen verschiedenster Art. Schon bald nach Fertigstellung des Hauses wurde hier auch Wein ausgeschenkt. Vom 13. Februar 1431 wird gemeldet: den landgräflichen Pfeifern ,uf daz kouffhuß zu faßnacht‘ Wein verabreicht. Im Seitenflügel rechts lag der Weinkeller; er hieß der ,Obere Keller‘ – im Gegensatz zu jenem im tiefergelegenen Altstädter Rathaus. Im 18. Jahrhundert erzielte die Stadt durch Vermietung des Weinkellers Pachtsummen von 100 und 200 Reichstalern. Diese hohen Beträge lassen auf einen gewaltigen Umsatz schließen.“[3]

Das Kaufhaus wurde 1833/34 abgebrochen.

Die Hauptwache

„[B]ereits 1655 läßt sich ein kleines Wachtlokal am Kaufhaus nachweisen.“ Als dann 1763 Landgraf Friedrich II. das ehemalige Dörnbergsche Haus am Ledermarkt zur ständigen Wohnung des jeweiligen Gouverneurs bestimmte, „verlegte er auch die Hauptwache hierher und ließ für sie ein langgezogenes eingeschossiges Wachthaus erbauen, das sich unmittelbar an das Kaufhaus anlehnte und dessen Erdgeschoß in der westlichen Hälfte bedeckte. Es enthielt außer den Wachtlokalen ein provisorisches Gefängnis für Militärpersonen, doch erhielten auch bürgerliche Übeltäter hier die für geringere Vergehen zudiktierten Stockprügel – als warnendes Beispiel für die Öffentlichkeit – ausgeteilt. […] – Als 1833/34 das alte Kaufhaus […] abgebrochen wurde, mußte auch ,Hauptwache‘ […] weichen.“[4]

Quellen

Hermsdorff, Wolfgang: Im Dienst von Handel und Verwaltung. Das „Kaufhaus vor der Martinskirche – Über 400 Jahre lang merkantiler Mittelpunkt des Stadtteils Freiheit. Ein Blick zurück Nr. 675, Hess. Allgemeine v. 13. 3. 1976.

Metz, Ernst: Hochfürstlich Hessische Residenzstadt Cassel. Kassel 1961.

Querverweise

Anmerkungen

  1. Später Gouvernements-, dann Martinsplatz.
  2. Hermsdorff 1976.
  3. Hermsdorff 1976.
  4. Metz 1961, S. 91.

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